2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Ein Gegentor im Futsal - etwas, was Benjamin von Petersdorff bei seinen Gastspielen bei den TSV-Kickern in der Halle nicht allzu häufig hinnehmen musste.  F.: Peter Kleist
Ein Gegentor im Futsal - etwas, was Benjamin von Petersdorff bei seinen Gastspielen bei den TSV-Kickern in der Halle nicht allzu häufig hinnehmen musste. F.: Peter Kleist

Ein »sportlicher Fremdgänger«

Friedbergs Handball-Torhüter Benjamin von Petersdorff hat auch schon beim Futsal für Furore zwischen den Pfosten gesorgt

Mit seinen 187 Zentimetern Körperlänge und seinen 99 Kilo Gewicht ist er schon eine imposante Erscheinung. Dabei ist der 26 Jahre alte Benjamin von Petersdorff für einen Handball-Torhüter nicht unbedingt ein Riese. Doch der Student der Klima- und Umweltwissenschaften macht dieses kleine Manko mit anderen Vorzügen wett - mit Stellungsspiel und bemerkenswerten Reflexen. Und von diesen Qualitäten profitieren die Handballer des TSV Friedberg nun schon seit gut fünf Jahren, aber eben nicht nur die. Denn auch eine andere Abteilung des TSV 1862 ist bereits mehrmals in den Genuss der Torhüterqualitäten des Benjamin von Petersdorff gekommen: die Fußballer.

Seit drei Jahren betätigt sich Benny bereits als „sportlicher Fremdgänger“, wenn er in der kurzen Handball-Pause über den Jahreswechsel hinweg bei den Fußballern in der Halle im Futsal-Tor steht. Und auch hier sorgte er für Furore: zweimal – 2013 und 2015 – gewannen die Friedberger dank seiner Hilfe die schwäbische Vorrunde in der eigenen TSV-Halle und qualifizierten sich damit für die schwäbische Endrunde. Etwas, was in den 37 Jahren, die es diesen Wettbewerb gibt, dem TSV überhaupt nur dreimal gelungen war. Bei diesen zwei Vorrunden durfte sich von Petersdorff jeweils auch noch über eine persönliche Auszeichnung freuen: Er wurde nämlich beide Male zum besten Torhüter des Turniers gewählt.

Wie kam es zu diesem Sportartenwechsel? „Das war vor drei Jahren, da haben mich erst die Pfaffenzellers, dann Bob Mendel und auch Stefan Reisinger von den Fußballern angesprochen, ob ich denn nicht Lust hätte, das mal zu probieren. Und ich hab ja gesagt, ich spiele ja auch ein bisschen Fußball“, erzählt Benjamin von Petersdorff. Und Futsal, also der Hallenkick nach Fifa-Regeln auf die Handballtore, kam dem Keeper natürlich entgegen. Der Unterschied sei auch gar nicht so groß, ließ der 26-Jährige wissen. „Man hat halt weniger Aktionen als im Handball. Du hast im Spiel auch mehr Pausen – und ich weiß etwas genauer, wann ein Schuss kommt“, meinte er. Dank seiner Beweglichkeit und seiner Reflexe habe er vielleicht auch Vorteile vor einem „normalen“ Fußball-Torhüter. „Ich versuche, möglichst wenig zu hechten, sondern das Tor mit Schritten zuzumachen und lange stehen zu bleiben“, beschreibt er sein Erfolgsrezept. Und was ihn beim Futsal ganz besonders auszeichnete, waren seine punktgenauen Abwürfe. „Ja, da hab ich einen Vorteil, zumal der Ball kleiner als ein normaler Fußball und nur wenig größer als ein Handball ist“, meint von Petersdorff und lächelt dabei.

Die „Krönung“ seiner Futsal-Karriere aber blieb ihm bislang verwehrt – denn bei der schwäbischen Endrunde war er noch nicht dabei. Beide Male überschnitt sich die „Schwäbische“ mit von Petersdorffs Kerngeschäft – dem Handball. „Einmal spielten wir am gleichen Tag, heuer einen Tag später und da hat unser Trainer Manuel Vilchez-Moreno sein Veto eingelegt“, erklärt der Keeper. „Schade, wir hätten ihn natürlich gerne in Günzburg dabei gehabt, zumal er bei uns ja auch voll integriert ist“, meint auch TSV-Fußball-Trainer Willi Gutia. Doch Handball ist eben die Hauptsportart des Torhüters, der seit nunmehr fünf Jahren das Trikot des TSV Friedberg trägt.

2010, also noch zu Drittliga-Zeiten, kam er vom Landesligisten TSV Göggingen an den Lechrain, damals als Nummer zwei hinter Michael Luderschmid im Kader von Trainer Hartmut Mayerhoffer. Mit sechs Jahren begann von Petersdorff mit dem Handball spielen, der Vater war der erste Trainer. „Als kein anderer wollte, hab ich mich ins Tor gestellt und es wohl ganz gut gemacht – seitdem bin ich Torwart“, so von Petersdorff.

Muss man denn nicht sadistisch veranlagt sein, wenn man sich beim Handball ins Tor stellt? „Nein. Ich find’s eher angenehm im Tor. man bekommt zwar ab und zu mal Bälle ab, aber keine Fäuste“, sagt Benjamin von Petersdorff, und lächelt dabei. Beim TSV hat er mittlerweile Höhen und Tiefen erlebt. „Mein größter sportlicher Erfolg war sicher die Meisterschaft in der 3. Liga mit Hartmut Mayerhoffer“, erinnert er sich. Schade, dass man damals auf den Zweitliga-Aufstieg verzichten musste. „Es war ein komisches Gefühl damals, aber vom Verein sicher die richtige Entscheidung. Auch wir Spieler hätten noch professioneller arbeiten und wohl sechs- bis achtmal trainieren müssen. Fraglich, ob das mit dem Studium zusammen gegangen wäre“, meint der Torhüter. Mittlerweile folgte der Abstieg in die Bayernliga, in der sich Friedberg mit einer jungen Mannschaft konsolidieren will. „Ich bin mit meinen 26 Jahren der Zweitälteste, nur Thomas Wagenpfeil ist noch ein Jahr älter“, so von Petersdorff. Der hält große Stücke auf seinen derzeitigen Coach. „Manolo ist ein kommunikativer Trainer, emotional und er hat sich einiges von Mayerhoffer abgeschaut“, findet er. „Ich hab’ nie einen Trainer gehabt, der die Gegner so analysiert, so zerpflückt hat, wie den Harti“, erklärt von Petersdorff.

Die Gegner zerpflücken, möglichst unter den top Drei landen und weiter „Spaß mit den Jungs“ haben – das sind von Petersdorffs Ziele. Der Aufstieg sei heuer nicht die Vorgabe, aber wer weiß, vielleicht sieht man ihn mal wieder in der 3. Liga.

Aufrufe: 028.1.2016, 14:55 Uhr
Friedberger Allgemeine / Peter KleistAutor