2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Betreutes Zuschauen: Nach seiner Sperre musste Ercan Ürün (rechts) das Spiel der zweiten Mannschaft von der Tribüne aus verfolgen. Ottfried Seefeldt, stellvertretender Vorsitzender des Kreisausschusses Bad Kreuznach, beaufsichtigte den Eintracht-Coach.
Betreutes Zuschauen: Nach seiner Sperre musste Ercan Ürün (rechts) das Spiel der zweiten Mannschaft von der Tribüne aus verfolgen. Ottfried Seefeldt, stellvertretender Vorsitzender des Kreisausschusses Bad Kreuznach, beaufsichtigte den Eintracht-Coach.

Ein Spiel, zwei Geschichten

ERCAN ÜRÜN Trainer der Eintracht-Reserve fühlt sich benachteiligt +++ Seefeldt spricht von normalem Vorgang +++ Abstimmung: Wer hat auf dem Feld bei schlimmen Verletzungen die Verantwortung?

Bad Kreuznach. Wer beim Kreuznacher Derby zwischen der kleinen Eintracht und Karadeniz (1:1) die Seitenlinie nach SG-Coach Ercan Ürün absuchte, wurde enttäuscht. Der Trainer des Bezirksliga-Vierten stand warm eingepackt und mit einer Tasse Kaffee in der Hand in der obersten Reihe des Moebus-Stadion – und das nicht alleine. Neben Ürün stand nämlich Ottfried Seefeldt, seines Zeichens stellvertretender Vorsitzender des Kreuznacher Kreisausschusses. Grund für den Besuch des Verbandsverantwortlichen war die zweiwöchige Sperre, die Ürün nach dem Spitzenspiel bei der SG Hoppstädten (wir berichteten) am letzten Oktoberwochenende bekommen hatte.

Eintracht-Coach wurde alleine gelassen

Ürün war mit dem Arztkoffer auf das Feld geeilt, um seinen Spieler Sven Petry zu behandeln. Zuvor hatte der Trainer vom Schiedsrichter jedoch einen Platzverweis bekommen und musste sich hinter die Barriere zurückziehen.

Als sein Spieler nach einem Zweikampf auf dem Boden liegen blieb, habe er automatisch reagiert. „Er hat keine Luft bekommen. Da habe ich den Koffer gepackt und bin zu ihm“, so Ürün, der noch auf dem Weg vom Schiedsrichter abgewiesen wurde. „Das habe ich noch nie erlebt“, hätte sich Ürün mehr Fingerspitzengefühl erwartet, zumal er alleine war: „Außer mir war an dem Tag kein anderer Betreuer da.“ Nun ist Ürün gesperrt und darf von 30 Minuten vor dem Anstoß bis 30 Minuten nach dem Spiel keinen Kontakt zur Mannschaft haben.

Am Rande des Derbys blieb also genug Zeit, um sich mit dem Verbandsverantwortlichen auszutauschen. „Anhand des Berichtes durch den Schiedsrichter musste er so reagieren, das erkenne ich auch an“, zeigt sich Ürün einsichtig: „Wir sind verpflichtet, mehrere Betreuer oder Physios zu haben. Aber welche zweite Mannschaften hat das schon? Wir sind immer noch Amateure.“

Mehr Unterstützung für die zweite Mannschaft

Anders sieht das Kreis-Vize Ottfried Seefeldt, der erklärt, dass Ürün den Verweis aufgrund von wiederholt unsportlichem Verhalten bekommen habe. Die nun angesetzte Sperre sei die Folge daraus. „Die Trainer sind Vorbild und wer das nicht beherzigt, muss mit den Konsequenzen leben“, erklärt Seefeldt, der nach dem Gespräch mit Ürün das Gefühl hatte, seine Botschaft sei angekommen.

Dass Ürün in Hoppstädten der einzige Mannschaftsverantwortliche gewesen sei, sorgt bei Seefeldt für Kopfschütteln: „Ich finde es ein schwaches Bild von einem Verbandsliga-Verein, seine Zweite mit nur einem Betreuer loszuschicken. Wir reden hier immerhin von der Bezirksliga und nicht von der C-Klasse.“ Da solche Verstöße im Kreisgebiet in den letzten Jahren keine Seltenheit gewesen seien, werde man künftig konsequent durchgreifen. Zum bevorstehenden Auswärtsspiel gegen Mörschied wird Ürün sein Team wohl gar nicht erst begleiten. „Was bringt es mir, wenn ich meine Arbeit ohnehin nicht machen darf“, hofft Ürün, dass am Wochenende erneut Thomas Wunderlich oder Patrick Krick seine Truppe betreuen können.



Aufrufe: 016.11.2016, 20:00 Uhr
Martin ImruckAutor