Auf dem Fußballplatz des VfL Nürnberg gibt es keine richtige Zuschauertribüne, stattdessen haben sie auf einem kleinen Grashügel Plastiktische und -stühle, dazu grün-weiß gestreifte Sonnenschirme aufgestellt. Das sieht, wenn die Sonne wie am Samstag mit 32 Grad vom Himmel brennt, ein bisschen aus wie ein Strandcafé und hat den Vorteil, dass man auch an einem Tag, der nach Freibad schreit, seine Zeit ganz gut dort verbringen kann. Der Nachteil ist, dass die Atmosphäre manchmal auch eher an ein Strandcafé als an einen Fußballplatz erinnert.
Für den VfL Nürnberg war das am letzten Spieltag der Kreisliga 2 egal, die Mannschaft stand vor der Partie gegen die DJK Eibach gesichert im Tabellenmittelfeld. Für die Eibacher ging es dagegen um den Klassenverbleib und da ist Strandkorb-Atmosphäre nicht unbedingt das Richtige. Zumal die Eibacher einen Sieg benötigten und ihnen in dieser Saison bis dahin noch kein einziger Auswärtserfolg geglückt war. Allerdings hatte sich die Mannschaft von widrigen Umständen bisher nicht aus der Ruhe bringen lassen. Vor der Saison verließen acht Spieler den Verein, zu Beginn der Spielzeit musste Trainer Alex Bühringer aufgrund von Verletzungen fast auf sein komplettes Abwehrzentrum verzichten. Die Folge: Bis zum letzten Spieltag wurde die DJK ihre Abstiegssorgen nicht los, mit den zurückgekehrten Spielern wie Messingschlager, Hofmann oder Ammon wurde das Team jedoch eingespielter — vor der Partie gegen den VfL hatte Eibach seit fünf Spielen nicht verloren.
Und so waren es die gesicherten Gastgeber, die der Strandcafé-Atmosphäre und der Hitze ihren Tribut zollten, indem sie die komplette erste Halbzeit verschliefen. Nach 22 Minuten stand es schon 2:0 für Eibach, zweimal wollte die Vf L-Abwehr wohl eine Abseitsfalle stellen, zweimal stimmte sie sich dabei so pomadig ab, dass Christoph Kohler (11.) und Mathias Künzel (22.) einen kleinen, erfolgreichen Sommerspaziergang auf das Vf L-Tor unternehmen konnten.
2:0, auswärts, nach 22 Minuten, das war manchem mitgereisten Eibacher Fan unheimlich. „Es ist Pfingsten und Rock im Park, vielleicht haben die nicht alle Leute dabei“, mutmaßte einer und lag richtig. Einen einsamen Auswechselspieler verzeichnete der Spielberichtsbogen für das Heimteam, der Rest fehlte aus privaten Gründen oder verletzungsbedingt.
Immerhin: Das Aufgebot, das der VfL zusammengekratzt hatte, versuchte sich nach der Pause gegen die Niederlage zu stemmen. Nur die Fans bekamen das nicht alle mit. Mitte der zweiten Halbzeit etwa stürmten zwei angetrunkene Lederhosen-Träger an den Spielfeldrand — die Kirchweih- Saison hat schließlich auch angefangen — mischten sich lautstark ins Geschehen ein und beschwerten sich nach jedem Foul über die lädierten „Zauberbeine“ ihrer Mannschaft. Irgendwann wurde es selbst Vf L-Kapitän Johannes Winterhalter zu bunt: „Könnt ihr jetzt mal leise sein, ohne Scheiß jetzt“, brüllte er in Richtung der eigenen Fans, die sich nicht groß beeindrucken ließen.
Das war schade, denn ihr Team lieferte jetzt einen Kampf und hatte ja auch noch einen Spieler namens Kevin Walczak auf dem Feld. Der schießt exzellente Freistöße, die aussehen wie auf der Playstation, scharf und genau, oft mit einer unmöglichen Flugkurve. Die Eibacher hätten gewarnt seien können, Walczak hatte schon mehrmals für Gefahr gesorgt, bevor er in der 64. Minute wieder zu einem Freistoß antrat und ihn an der Mauer vorbei ins Eck zirkelte. Plötzlich musste die DJK noch mal zittern, doch am Ende waren es wieder die Vf L-Spieler, die die Konzentration verloren. Nach einem harmlosen Rückpass kamen sich Abwehrspieler Markus Rusnak und Torwart Max Windsheimer im Fünfmeterraum in die Quere, Künzel nutzte das Missverständnis und staubte zum 3:1 ab.
Mit der Entscheidung kam doch noch Hektik auf, die Eibacher schimpften über den Schiedsrichter, der sie nicht wechseln ließ, auf dem Feld gerieten sich DJK-Kapitän Alexander Kellner und Viktor Fitler in die Haare, doch bevor die Hitze die Gemüter überkochen ließ, war Schluss. Trainer Alex Bühringer freute sich, über das Spiel und über den Klassenverbleib und hatte nur einen Wunsch an sein Team: „Nächstes Mal vielleicht ein, zwei Spieltage früher.“