Fußballlegende Souleymane Sané ist zurück im Frankenstadion. Nicht, weil der Club einen Stürmer nötig hat, sondern um seinem Sohn Kim, der seit Juli in der Abwehr der U21 spielt, zuzuschauen. Kim selbst nimmt dort Anlauf, für den Sprung in den Profifußball.
Alle drei Söhne haben sich Papas Karriere zum Vorbild genommen und es ihm gleichgetan — sie sind alle Fußballer. Und Papa Sané? Ist natürlich stolz. „Meine Jungs machen das Gleiche wie ich, da kann ich ihnen Tipps geben“, sagt er. Tipps, die der eine vielleicht noch mehr braucht, der andere mittlerweile schon etwas weniger. Der Jüngste, Sidi, ist erst zwölf Jahre alt. Wie weit er es im Profifußball einmal bringen wird, kann noch keiner sagen. Der mittlere, Leroy, stellte beim sensationellen 4:3-Sieg der Schalker im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid sogar Cristiano Ronaldo in den Schatten. Seitdem ist der 19-Jährige im Schalker Sturm eine feste Größe.
Und dann ist da noch Kim, der älteste Sohn von Souleyman Sané und Regina Weber, Bronzemedaillengewinnerin in der Rhythmischen Sportgymnastik bei den Olymipischen Spielen 1984 in Los Angeles. Kim spielte, wie seine beiden jüngeren Brüder, bis vor kurzem auf Schalke. Auch für Bayer 04 Leverkusen, den VfL Bochum und die SG Wattenscheid 09 stand er schon auf dem Platz, hat allerdings bislang den Sprung in den Profifußball verpasst. „Viel Verletzungspech“, sagt Kim Sané. Zuletzt war er deshalb in der zweiten Mannschaft von Schalke 04 nur noch Ersatzmann.
Seit Juli ist der 20-jährige Rechtsverteidiger in der U21 des 1. FC Nürnberg und wartet auf, nein, erhofft sich dort, wie er selbst sagt, den großen Durchbruch. Vor 387 Zuschauern spielte Kim Sané gegen die U21 des TSV 1860 München, sein Vater saß auf der Tribüne und schaute sich an diesem Abend erstmals an, wie gut ihm das Clubtrikot steht. Am liebsten würde Kim bei der Zuschauerzahl mindestens zwei Nullen dranhängen. Auf die Frage, warum er nach Nürnberg wechselte, antwortet er: „Ich möchte Spielpraxis sammeln, und wenn möglich in der ersten Mannschaft spielen.“ Kim Sané ist, anders als sein Vater oder Bruder Leroy, kein Strürmer, sondern hat seine Stärke in der Defensive. Zufall? Oder haben sie ihn zu Beginn der Saison vielleicht in weiser Voraussicht geholt, weil es dem 1. FC Nürnberg eigentlich nie schadet, einen Verteidiger in der Hinterhand zu haben? „Ich weiß es nicht so ganz genau“, antwortet er und grinst breit. Tatsache ist, auf Schalke hatte er mit seiner Position keine Chance. Die Abwehr der Königsblauen ist zu gut besetzt, das weiß Sané. „Ich muss deshalb jetzt erst einmal einen Schritt zurück machen, damit ich zwei nach vorne gehen kann.“
Einen Schritt nach hinten, während der jüngere Bruder bereits drei Schritte weiter vorne angekommen ist. Kim Sané lacht. „Es ist natürlich nicht gerade toll, dass der kleine Bruder vor dem großen Bruder heraussticht.“ Dann werden seine Gesichtszüge schnell weich. „Ich bin aber sehr zufrieden mit ihm, er macht einen tollen Job.“ Man glaubt es ihm. Der Haussegen in der Familie Sané hängt deswegen jedenfalls kein bisschen schief.
Papa Sané vergleicht seine Söhne auch nicht. Für Sohn Leroy freut er sich, aber auch von seinem ältesten Sohn hält er viel. So viel, dass er fest davon überzeugt ist, dass es auch Kim noch ganz nach oben schaffen wird im Profifußball. Einzig das Verletzungspech hielt ihn bislang davon ab, vor 38.700 Zuschauern statt 387 zu spielen. „Für Kim waren die letzten Monate sehr negativ. Er war fast ein Jahr verletzt“, sagt Samy Sané, der auch Spielerberater seiner Söhne ist.
Zusammen mit den Trainern hat man sich schließlich darauf geeinigt, dass Kim eine Möglichkeit braucht, sich woanders zu präsentieren. Seit der B-Jugend spielte er in Gelsenkirchen. „Es ist gut für ihn, jetzt etwas anderes kennenzulernen. Andere Trainer, andere Leute“, sagt Papa Sané. „Nur dadurch ergeben sich für ihn neue Chancen.“ Kim selbst weiß genau, wo er in fünf Jahren sein möchte: „In meinem Top-Club. Erst möchte ich beim Club Profi werden, dann vielleicht nach Spanien oder England.“ Bislang gefällt es ihm gut beim 1.FCN. „Ich war positiv überrascht. Eine schöne Stadt und ein toller Verein“, sagt Sané. Es ist, wie es ihm sein Vater beschrieben hat.