2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
TuS Pützchen iv, Foto: TuS Pützchen
TuS Pützchen iv, Foto: TuS Pützchen

Ein Paradebeispiel für Integration

Fußballclub TuS Pützchen überrascht mit neuer erfolgreicher Mannschaft

Angela Merkel warnte in ihrer Neujahrsansprache vor der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, spricht von „Rissen in unserer Gesellschaft“.
Doch es gibt an vielen Stellen Menschen, die diese Risse kitten - oder besser noch: gar nicht erst entstehen lassen. Ein Paradebeispiel dafür ist ein Verein aus Beuel. Gerade einmal zwei Wochen dauerte es, bis die vierte Fußballmannschaft des TuS Pützchen offiziell in der Kreisliga D 1 gemeldet wurde. Von der Idee, einem Verein beizutreten, bis zur Zusage von mindestens 18 Spielern benötigte Abwehrspieler Sergej Schulz nur zwei Tage. Allein das Tempo mag beeindrucken, doch auch die Liste der Nationalitäten der Spieler ist einen Blick wert: 35 Fußballfreunde aus Russland, Portugal, Israel, Deutschland, Polen, Tunesien, Afghanistan, Italien und dem Libanon stellen die Mannschaft. „Wir sind alle vor über 25 Jahren in einer Siedlung in Oberkassel aufgewachsen“, erzählt Sergej Schulz. „Als Kinder haben wir auf dem Spielplatz in der Nachbarschaft gekickt. Die Nationalität spielte damals wie heute keine Rolle. Wir sind eine Familie und gehören zusammen – egal ob Muslime, Christen oder Juden.“ In der Hinrunde der Kreisliga D1 spielte sich die Mannschaft auf den zweiten Tabellenplatz. „Uns geht es nicht nur darum Fußball zu spielen, sondern zusammen Zeit zu verbringen. Wir haben außerhalb des Spielfeldes vieles durchgestanden. Das macht uns aus“, sagt Schulz und ergänzt: „Wir lassen uns durch ein schlechtes Spiel nicht irritieren. Wir halten zusammen.“ Was das im Einzelfall bedeutet, zeigt das Beispiel von Mittelfeldspieler Walter Dietrich. Für ein Heimspiel seiner Mannschaft unterbrach der 30-Jährige kurzerhand eine Geschäftsreise und flog aus Marokko ein. Für ein Spiel der Kreisliga D1 wohlgemerkt, eine der „Einsteigerligen“ im Fußball. Jeder der 35 Spieler darf laut Schulz und Dietrich bei den Meisterschaftsspielen mitkicken, unabhängig davon, wer besser oder schlechter ist. Und verschießt ein Spieler ein klares Tor, wird herzhaft über und mit ihm gelacht. „Der Zusammenhalt in dieser Mannschaft ist wirklich außergewöhnlich“, so Thomas Beisel, stellvertretender Geschäftsführer des Gesamtvereins. „Genau das ist unser Erfolgsfaktor“, stimmt Dietrich zu. „Auch in der Rückrunde wollen wir unsere Spiele gewinnen, aber primär eine gute Zeit mit Freunden verbringen“. Das Beispiel der Mannschaft TuS Pützchen IV. beweist auch, dass Sport gegen Fremdenfeindlichkeit wirkt.
Aufrufe: 010.1.2015, 14:00 Uhr
General-Anzeiger / PATRYCJA MUCAutor