2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
Beim Bambini-Spielfest ist nicht nur beim Fußballspielen Geschicklichkeit gefragt.
Beim Bambini-Spielfest ist nicht nur beim Fußballspielen Geschicklichkeit gefragt.

Ein Modell, das Schule macht

Spielfeste könnten bald auch in Leverkusen zur Wettkampfform für Bambini werden

Köln. Das Votum der Kinder fiel eindeutig aus: Mit einem lauten „Ja” aus vielen Kehlen beantworteten die Teilnehmer des ersten Bambini-Spielfestes im Fußballkreis Köln die Frage, ob es ihnen Spaß gemacht habe. Auch wenn die Klub-Verantwortlichen durchaus Kritik äußerten, könnte die Demonstrations-Veranstaltung auf der Anlage des VfL Rheingold Poll im Herbst der erste Schritt zur Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte gewesen sein.

Alles begann im März 2013. Damals fand auf dem Platz des TV Herkenrath das erste Bambini-Spielfest für fünf- bis siebenjährige Nachwuchsfußballer statt. In den Wochen danach löste diese neue Wettkampfform, die drei bis fünf Mal je Halbjahr ausgetragen wird, zunächst in den Fußballkreisen Berg und Sieg die zuvor üblichen wöchentlichen Sieben-gegen-Sieben-Partien ab. Mit Saisonbeginn folgten dann die Kreise Rhein-Erft, Euskirchen, Düren, Heinsberg und Aachen.

Nun könnte die Idee also auch die Großstädte Köln und Leverkusen sowie deren Umland erobern. Die weißen Flecken auf der Landkarte des neun Kreise umfassenden FVM-Gebietes werden also weniger.

Die Ziele sind klar: Dieses kindgerechte Fußballangebot im Nachwuchsbereich soll Spaß an der Bewegung durch attraktive Spielformen vermitteln und eine altersgerechte fußballerische Ausbildung gewährleisten. Dass Spaß und Freude gefördert werden, konnte man unschwer an den Gesichtern der Kinder ablesen. „Meine Jungs sind mit jeder Menge Enthusiasmus dabei”, stellte auch Benjamin Büttrich, Coach des ESV Olympia Köln, fest. „Mich erinnert das atmosphärisch an unser Sommerfest. Denn hier kommt es nicht auf Ergebnisse an, sondern darauf, dass jedes Kind seinen Spaß hat.”

Oliver Zeppenfeld, Jugendbildungsreferent des FVM und Initiator des Spielfestes, dürfte so eine Erkenntnis freuen. Denn genau die Freude und kleinen Erfolgserlebnisse der jungen Kicker stehen im Fokus des Konzeptes. „Wir wollen auch den Kindern, die vielleicht noch nicht zu den besten Fußballern zählen, einen schönen Tag bereiten”, sagt er. Frust und Langeweile sollen keinen Platz haben, die Freude am Fußball nachhaltig gefördert werden. Dies erreicht man, indem alle Kinder der vier teilnehmenden Klubs während der zweistündigen Veranstaltung gleichermaßen ins Geschehen involviert sind.

Die Vereinsmannschaften werden zunächst in je zwei Kleinfeldteams mit vier oder fünf Spielern aufgeteilt, sodass acht Mannschaften an den Start gehen können. Auf einer Platzhälfte sind zuvor vier Spielfelder (ca. 20m x 15m) und zusätzlich zwei Bewegungsstationen aufgebaut worden. Die Spielfelder, die im Wechsel von allen Teams genutzt werden, sind zudem unterschiedlich gestaltet. Mal spielen die Vierer- oder Fünferteams mit dem 290 Gramm leichten Ball der Größe drei auf „Hütchentore”, mal auf Mini- oder E-Junioren-Tore, deren Torfläche durch Markierungsbänder in der Höhe halbiert sind.

Die Spieler müssen flexibel sein, sich umstellen können. Das in der bisherigen Sieben-gegen-Sieben-Spielform gängige Erfolgsrezept, die in diesem Alter zumeist kleinen Torhüter einfach mit hohen Bällen zu überwinden, funktioniert nicht mehr im gewohnten Maße. Die kleine Mannschaftsgröße garantiert zudem zweierlei: viele Ballkontakte für alle Akteure und einen ständigen Positionswechsel. Dauer-Bankdrücker gibt es nicht — jeder kommt zum Einsatz. „Alle sammeln mehr Erfahrungen in Offensiv- und Defensivaktionen als im bisherigen Sieben-gegen-Sieben-Spiel”, beschreibt Verbandssportlehrer Markus Schenk wichtige Vorteile der neuen Spielform.

Durch die verkürzte Spielzeit verlieren indes einzelne Spielergebnisse an Bedeutung. Es geht vor allem um die Teilnahme eines jeden Kindes. Insgesamt absolviert jedes Team sechs Spiele zu je 2 x 5 Minuten. Die Unterbrechung nach nur fünf Minuten macht dabei durchaus Sinn. „Die Kinder müssen sich erholen, etwas trinken und gedanklich kurz abschalten können”, sagt Zeppenfeld. Die eigentlichen Spiele werden unterbrochen von aktiven Pausen, in denen sich die Kinder an den Bewegungsstationen sammeln und andere Talente mit und ohne Ball abrufen können. Die Anforderungen sind dabei breit gestreut: Es wird balanciert, geworfen, gekrabbelt und gesprungen. Dies schult Koordinationsvermögen, Geschicklichkeit und Gleichgewichtssinn. In Poll kamen unter anderem Tennisbälle zum Einsatz, die die Kinder mit Markierungshütchen auffangen mussten. „Meine Jungs waren danach superglücklich”, sagte Olympia-Trainer Büttrich, „zumal es ja auch noch eine Belohnung in Form eines Smileys auf dem Laufzettel gab.”

Die Eltern können das besagte „besondere Dokument”, genau wie die Urkunde für die Teilnahme insgesamt, erst am Ende der Veranstaltung in Augenschein nehmen. Denn bis zum Abpfiff verfolgen sie das Geschehen aus der Distanz. „Das ist sicherlich eine Umstellung für mich, aber ich habe schon so viele unfaire und überehrgeizige Eltern neben mir erlebt, dass ich diese Regelung für eine gute Sache halte”, sagt mit Reiner Elsborn einer der Spielerväter. Die Kinder sollen sich frei entfalten können, ohne Druck und äußere Einflüsse.

Nicht alle umstehenden Eltern teilen seine Meinung, sie wären gerne näher dran am Geschehen, an ihren Kindern. Trainer Frederik Felskau vom ESV Olympia hat ganz andere Sorgen. Er hält das Konzept des Spielfestes für die Fünf- bis Siebenjährigen für „absolut passend”, aber die Neuorientierung findet er durchaus anstrengend: „Das ist alles noch ungewohnt und ziemlich schweißtreibend”, sagt er. Sein Trainerkollege Pascal Zahn vom SV Refrath (Fußballkreis Berg) ist ihm da schon einen Schritt voraus. „Meine Mannschaft und ich kennen das System schon eine ganze Weile. Wir finden es gut. Meines Erachtens müssen die Kinder in diesem Alter auch nicht jedes Wochenende in Sachen Fußball unterwegs sein.” Den organisatorischen Mehraufwand, pro Halbjahr ein Bambini-Spielfest mit vier beteiligten Klubs selbst zu organisieren, hält er für überschaubar. Zumal sich irgendwann die nötige Routine einstellt.

Das bezweifelt auch Christine Konrad-Steinhäuser nicht. Die F-Jugend-Staffelleiterin des Fußballkreises Köln glaubt aber, dass es einigen Vereinen schwerfallen könnte, eine Platzhälfte für zwei Stunden frei zu blocken. „Außerdem frage ich mich, was die Teams an den anderen, spielfreien Wochenenden machen sollen”, sagt sie.

Zeppenfeld hält dies für unproblematisch. Zusätzliche Freundschaftsspiele könne man schließlich immer vereinbaren. Er glaubt an die Idee einer altersgerechten Wettkampfform und wird nicht müde, die Jugendleiter und Trainer für diese Sache zu begeistern. Die Zustimmung der Kinder, die an der Premiere in Poll teilgenommen haben, hat er ohnehin sicher.

Aufrufe: 018.12.2014, 20:25 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Wolfram KämpfAutor