2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines

Ein Miteinander ganz ohne Schiedsrichter

Saisonfinale der FVN-Inklusionsliga +++ Auch Peter Frymuth war dabei

Beim Saisonfinale der Inklusionsliga des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) belegten die "Handicap-Kids" des VfB Alemannia Pfalzdorf den zweiten Platz. Peter Frymuth vom DFB besuchte das letzte Saisonturnier auf dem Gocher Berg.
Wenn Achim Hahn seine Handicap-Kids strahlen sieht, ist er glücklich. Am vergangenen Samstag hatte er dazu wieder einmal allen Grund, denn die U16-Mannschaft des VfB Alemannia Pfalzdorf, die Hahn als Trainer betreut, bestritt auf dem Gocher Berg ihr letztes Saisonturnier in der vor einem Jahr neugegründeten Inklusionsliga des Fußballverbandes Niederrhein. Sie wird auch Handicap-Liga genannt, in ihr spielen Kinder mit und ohne Behinderungen.

Mannschaften unter anderem aus Hamborn, Datteln, Solingen, Mülheim sowie aus Uerdingen und Oppum, die einen riesigen Bär als Maskottchen mitgebracht hatten, waren gekommen, um zum vorerst letzten Mal gegeneinander anzutreten. Seit dem Herbst des vergangenen Jahres reisten sieben der acht Teams einmal im Monat zu einem jeweils anderen Liga-Konkurrenten, um dort im Modus "Jeder gegen Jeden" ein Turnier auszutragen. Zum Abschluss sah sich Alemannia Pfalzdorf in der Rolle des Gastgebers und kümmerte sich auch kulinarisch um seine Gäste.

Zum Abschluss der Saison war Peter Frymuth, der als Vizepräsident für den Spielbetrieb und die Fußballentwicklung im Deutschen Fußballbund zuständig ist, nach Pfalzdorf gekommen. Ihm liegt das Thema Inklusion sehr am Herzen. "Es freut mich zu sehen, dass diese Kinder, die sonst vielleicht gar nicht die Möglichkeit hätten, hier Fußballspielen dürfen und dabei Spaß haben", sagte Frymuth und wünschte sich auch von anderen Vereinen eine solche Initiative. Dabei musste er jedoch eingestehen, dass es beim heutigen Leistungsprinzip schwer ist, eine Inklusion im Sport zu etablieren.

Deshalb ist Achim Hahn vor einigen Jahren auf Fußballvereine zugegangen, um eine eigene Fußball-Gruppe für Kinder mit Behinderungen zu gründen. Die Pfalzdorfer Alemannia zeigte sich interessiert, und Hahn begann vor mittlerweile fast sieben Jahren mit sieben Kindern diese Handicap-Gruppe aufzubauen, die dank des Engagements im Verein stetig weiter wächst. "Wir haben mittlerweile 55 Kinder, aufgeteilt in U16 und Ü16. Der Bedarf ist also da", erläuterte Hahn. Dank der Handicap-Liga können sich seine Schützlinge nun einmal im Monat mit Mannschaften aus anderen Vereinen messen und auf diese Weise mit den gegnerischen Spielern neue Kontakte knüpfen.

Am Wochenende wurde jedes Tor lautstark bejubelt, und Frymuth konnte als Schirmherr der Handicap-Liga in zahlreiche strahlende Kinderaugen schauen - und eine weitere Besonderheit beobachten. Denn in den zwölfminütigen Partien gab es keine Schiedsrichter. Die Kinder regelten im Sinne des Fairplay-Gedankens ihre Entscheidungen selber. "Die Mannschaften in der Liga sind äußerst fair. In der Regel klappt das also sehr gut ohne Schiedsrichter", berichtete Hahn. Wenn es Probleme gebe, helfen schon mal die Trainer aus. Doch das sei eher eine Seltenheit, so Hahn.

Nach einem viereinhalbstündigen Turnier stand in Pfalzdorf der erste Meister der Inklusions-Liga fest: Bayer Uerdingen gewann vor Gastgeber Alemannia Pfalzdorf und Union Mülheim. Auch wenn kräftig gefeiert wurde, so war es doch nur eine Nebensache. Denn die Spielerinnen und Spieler der Inklusions-Liga freuten sich jedes Mal wieder, dass auch sie in einer Mannschaft einfach nur Fußballspielen dürfen - wie jedes andere Kind auch.

Die Ü16-Handicap-Mannschaft der Alemannia bestreitet am kommenden Samstag, 20. Juni, auf der Bezirkssportanlage Neuss-Weckhoven ein internationales Handicap-Turnier, an dem Mannschaften aus Wien, Basel und Bremen teilnehmen.

Aufrufe: 016.6.2015, 17:02 Uhr
RP / Sabrina PetersAutor