Die indirekten Schäden werden dadurch hervorgerufen, dass die Engerlinge des Purzelkäfers von anderen Tieren gerne gefressen werden – und da die Tafel im Moebus-Stadion reich gedeckt ist, haben sich Krähen am Rasen zu schaffen gemacht. Mit ihren Schnäbeln zerhacken sie die Grasnarbe von oben, um an die Larven zu kommen – und schaden dem Rasen weiter.
„Ein echtes Mistvieh“
Beide Schäden – mittelbar wie unmittelbar – sind im Moebus-Stadion eingetreten, wie Hans-Georg Sifft als Leiter des Grünflächenamts bestätigt. Ja, der Name des Käfers klinge „goldig“, aber in der Realität sei der Purzelkäfer eben ein „echtes Mistvieh“. Die erste Bekämpfungsmethode der Grünflächenexperten hat das „Mistvieh“ mit lateinischem Namen „Hoplia philantus“ nämlich locker weggesteckt. Üblicherweise, und das hat man in Bad Kreuznach auch getan, rückt man den Engerlingen mit biologischen Kampfstoffen zu Leibe.
Dabei handelt es sich um Nematoden, das sind etwa 0,5 bis 0,9 Millimeter lange Fadenwürmer. Die werden mit viel Wasser in den Boden eingebracht. Dort machen sie sich über die Engerlinge her, dringen in sie ein, fressen sie sozusagen von innen auf und vermehren sich in den Larven. Sobald ihr Wirt tot ist, schwärmen sie aus dem Kadaver aus und suchen sich einen neuen Wirt.
Die Methode ist eigentlich sicher, in der Regel sind nach acht Wochen 95 Prozent der Engerlinge abgestorben. Zwei Mal hat man das im Moebus-Stadion probiert, aber es habe „nix genutzt“, bedauert Hans-Georg Sifft. Hinzu kamen die Krähen, die dem Rasenplatz beim Picken nach Engerlingen zugesetzt haben. Man habe auf Grundlage einer Ausnahmegenehmigung der Jagdbehörde versucht, einige Vögel zu schießen, um sie abzuschrecken. Doch das habe auch nicht gefruchtet.
Chemische Mittel notwendig
Es bleibt laut Sifft nur eine Möglichkeit, die allerdings wiederum eine Ausnahmegenehmigung notwendig macht, diesmal von der Pflanzenschutzbehörde bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier. Dabei geht es um den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. „Einfach so mal spritzen“, das gehe nicht, erklärt Sifft. Nun soll den Schädlingen mit dem Pflanzenschutzmittel „Confidor“ zu Leibe gerückt werden, und Sifft hofft, dass es damit gut sein wird.
Man habe noch nie einen so starken Befall der Rasenflächen durch den Purzelkäfer gehabt – und da das Tier einen zweijährigen Zyklus in der Entwicklung hat, bekommt man es dieses Jahr sowohl mit den Larven als auch mit den ausfliegenden Käfern zu tun. Betroffen sind auch andere Rasenplätze, etwa das benachbarte Trainingsspielfeld im Moebus-Stadion oder der Rasenplatz im Salinental. Aber der Befall ist dort bei weitem nicht so stark wie im Moebus-Stadion, das dem Purzelkäfer offensichtlich optimale Bedingungen für die Vermehrung bietet. Es gäbe natürlich noch eine weitere Alternative, um sich endgültig vom Purzelkäfer als Schädling verabschieden zu können – nämlich ein Kunstrasenplatz. Doch das ist bei einem Investitionsvolumen von 300.000 bis 400.000 Euro und bei der Kassenlage der Stadt eher unrealistisch.
Sifft schätzt, dass der Rasenplatz im Moebus-Stadion nicht vor Juli bespielbar sein wird. Dennn er sei jetzt schon „ziemlich zerrupft“, und man könne erst neuen Rasen säen, wenn die Schädlinge tatsächlich verschwunden sind.
Da ruht das Stadion: Auch der Tribünenbereich im Moebusstadion ist zurzeit nicht begehbar.