2024-05-02T16:12:49.858Z

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Screenshot: FuPa Brandenburg
Screenshot: FuPa Brandenburg

Ein Mausklick zum Sponsor

Jeder Verein braucht Geldgeber - im Netz gibt es eine ganze Reihe Anbieter, die Clubs und Financiers zusammenbringen wollen ########### VOTING ##########

Per Mausklick auf Sponsorensuche: In den vergangenen drei Jahren drängen in ganz Deutschland Internet-Plattformen auf den Markt, die Amateursportler und Geldgeber zusammenbringen wollen. Wir haben uns bei Start-ups und alten Hasen umgehört: Funktioniert das Konzept?

Die Idee kam Andreas Kitzing und seinen Freunden in einer Kneipe. Bier schlürfend überlegte sich der Student an der Elite-Universität Cambridge zusammen mit seinen Kommilitonen: Mit welchem Problem werden wir tagtäglich konfrontiert und wie können wir es lösen? Für Problem eins, die Parkplatznot in Großstädten, fanden sie kein Konzept. Dafür aber für Problem zwei: Sportvereine und Athleten finden selten Sponsoren.

Die jungen Wilden: Sponsoo.de

Kitzing legte los. Der 28-Jährige fand über ein Internetportal den 24-jährigen Béla J. Anda, der bereits in Bangladesh ein Start-up mit aufgebaut hatte. Sie gründeten eine Firma in Hamburg, stellten Programmierer ein und Juristen. Am 29. Januar ging ihr Baby Sponsoo.de dann online: eine Plattform, auf der sich Clubs und Einzelsportler einerseits und Sponsoren andererseits anmelden und gegenseitig unterstützen können. Bisher haben sich 200 Athleten und Vereine registriert. Aufseiten der Geldgeber liegt die Zahl im zweistelligen Bereich. Wie groß sie genau ist, sagen Kitzing und Anda nicht. "Wir haben ein Henne-Ei-Problem", sagt Anda. "Es gibt viele Sportler. Doch den Sponsoren fehlt manchmal ein regionaler Bezug." Ziel ist, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre 90000 Aktive hier auf Sponsorensuche gehen. Ende 2015 sollen es 5000 Angemeldete sein.

Bisher haben die Unternehmer zwei Sponsor-Verein-Paare vermittelt. Einer, der Erfolg hatte, ist der Rennfahrer Marcel Müller. Der BWL-Student kurvt mit seinem Opel Astra regelmäßig um den Nürburgring und gehört einem Bonner Team an. 8000 Euro muss Müller pro Saison investieren. "Ich habe zuerst in der Region Klinken geputzt. Irgendwann gingen mir die Ideen aus", erzählt er.

Also meldete er sich bei Sponsoo an, telefonierte mit den Hamburger Unternehmern. Diese vermittelten einen Kfz-Handel aus Trier. Als Gegenleistung bringt Müller auf der Motorhaube das Logo des Sponsors an. Kitzing und Anda nehmen als Provision 9,5 Prozent. Allerdings gibt es auch eine Ausnahme. Wenn der Sportler fünf- und ein Verein zehnmal über Kanäle wie Facebook für die Plattform wirbt, wird die Provision erlassen.

Die alten Hasen: SponsorPoint.de

Eine Plattform, die gemeinnützig agiert, ist SponsorPoint.de. Allerdings war das nicht immer so. Noch 2012, als die Internetseite online ging, verlangten die Gründer 99 Euro pro Jahr von den Nutzern. Das rentierte sich nicht, also schwenkten die Initiatoren um. SponsorPoint und Sponsoo folgen demselben Konzept. Selbst die Internetseiten sind gleich aufgebaut. Doch während das Hamburger Start-up sich auf Sportler spezialisiert, bietet das Krefelder Unternehmen auch Künstlern die Möglichkeit, auf Sponsorensuche zu gehen. Etwa 1000 Athleten haben sich bei SponsorPoint angemeldet, sagt Geschäftsführer Tobias Groenen. 800 mehr als bei der Hamburger Konkurrenz. Eine Bedrohung für seine Plattform durch Sponsoo sieht er daher nicht. "Wir haben das kaufmännische Knowhow. Was die Hamburger versuchen, haben schon andere vor ihnen gemacht. Deshalb glaube ich nicht, dass sie Fuß fassen werden."

Die für die Amateurkicker: Clubspo11.de

Michael Müller sieht die unterschiedlichen Anbieter auf dem Markt mit Wohlwollen. "Konkurrenz belebt das Geschäft", sagt der Vorstandsvorsitzende von Clubspo11.de. Das Berliner Start-up wurde Mitte Juli 2013 gegründet und vermittelt gegen eine Provision von 15 Prozent Geldgeber an Amateurvereine. Dabei hat sich das Unternehmen auf Fußball spezialisiert. 650 Euro aufwärts zahlt etwa der Sponsor, um 14 Spielertrikots und ein Torhütershirt mit seinem Logo zu versehen. Bisher sind 450 bis 500 Vereine angemeldet. Kleinere Abschlüsse mit Unternehmen aus der Region hat es bereits gegeben. Der ganz große Wurf steht kurz bevor.

Dennoch müssen die fünf Mitarbeiter von Clubspo11 viel Überzeugungsarbeit leisten. "Wenn Sponsoren vom Amateurfußball hören, schreien sie nicht gleich hurra", sagt Müller. Und werfen auch nicht gleich Geldgeberschecks durchs Vereinsfenster. Der Markt aber ist mit 25 000 Fußballclubs und 165000 Mannschaften riesig. Zunächst müssten Informationen geliefert und damit Vertrauen aufgebaut werden.

Das schaffen die Berliner durch personelle Kompetenz. Frank Zächel ist Mitbegründer von Clubspo11. Der Hauptstädter hat bereits erfolgreiche Formate wie die Sportstravel AG, die für Unternehmen Reisen zu Fußball-Weltmeisterschaften vermittelt, auf den Weg gebracht.Die Hanseaten von Sponsoo setzen darauf, Geldgeber und Sportler durch persönliche Gespräche zueinander zu bringen. Und die Niederrheiner von SponsorPoint haben sich als eine der ersten Plattformen in Sachen Sportsponsoring bereits einen Namen in der Szene gemacht.

Für alle Plattform-Gründer gilt, dass sie erst am Anfang der Entwicklung stehen. Doch: "Vor fünf Jahren habe ich mir auch nicht vorgestellt, per App ein Taxi zu bestellen. Heute ist das möglich", sagt Müller. Morgen ist vielleicht schon Sponsorensuche per Mausklick so alltäglich, wie es früher das Klinkenputzen beim Fleischergeschäft um die Ecke war.


Aufrufe: 05.2.2015, 12:18 Uhr
MOZ.de / Dorothee TorebkoAutor