2024-05-02T16:12:49.858Z

Ratgeber Medizin
Es muss nicht immer gleich ein Riss sein, wenn die Achillessehne schmerzt. Um Beschwerden vorzubeugen, rät Dr. Porzig zu einem gezielten Kraft- und Dehnprogramm. Auch spezielle Einlagen können helfen.  Foto: imago
Es muss nicht immer gleich ein Riss sein, wenn die Achillessehne schmerzt. Um Beschwerden vorzubeugen, rät Dr. Porzig zu einem gezielten Kraft- und Dehnprogramm. Auch spezielle Einlagen können helfen. Foto: imago

Ein lauter Knall

Dr. Florian Porzig beschreibt die Symptome, wenn die Achillessehne reißt +++ Er gibt Tipps, wie man einer Verletzung vorbeugen kann

Nicht nur Spitzenathleten trifft es. Auch bei Hobbysportlern reißen Bänder, Sehnen und Muskeln. In der Serie „Sprechstunde“ geben Allgäuer Sportärzte und Orthopäden Tipps, wann operiert oder konservativ behandelt werden kann. Wir fragten Dr. Florian Porzig über die Probleme, die entstehen, wenn die Achillessehne schmerzt.
Wie entsteht eine Achillessehnen-Entzündung?

Dr. Florian Porzig: Eine Entzündung oder Reizung der Achillessehne entsteht ganz klassisch durch Überlastungen. Zum Beispiel durch lange und monotone Bewegungsmuster wie bei sehr langen Läufen oder aber auch durch immer wiederkehrende Stoßbelastungen wie beim Volleyball oder Basketball. Zusätzlich sind Belastungsänderungen gefährlich wie beispielsweise beim Hobbyläufer, der plötzlich mehr läuft oder seine Lauftechnik ändert. Aber auch eine verkürzte Wadenmuskulatur kann Achillessehnenbeschwerden verursachen.

Welche medizinischen und physiotherapeutischen Maßnahmen helfen bei einer Entzündung?

Porzig: Egal, ob Hobbysportler oder Profi: Es ist eine Trainingspause oder zumindest eine Reduktion des Trainingsumfangs dringend notwendig. Auch die Trainingsinhalte müssen kritisch hinterfragt und gegebenenfalls geändert werden. Achillessehnenbandagen können die Ferse entlasten. Manuelle Therapie, Ultraschalltherapie und Kühlen helfen in der Akutphase sehr gut. Eine weitere Therapiemöglichkeit stellt zudem die Stoßwellentherapie dar, bei der energiereiche Druckwellen in das betroffene Gebiet abgegeben werden. Auch besteht die Möglichkeit, bestimmte entzündungshemmende Substanzen in die Nähe des entzündeten Gebietes zu spritzen, wobei hier wegen der Gefahr der Sehnenschädigung auf Kortison verzichtet werden muss. Zum Einsatz kommen unter anderem auch homöopathische Substanzen. Wenn die akute Entzündung abgeklungen ist, sind Dehnübungen und Krafttraining zu empfehlen.

Viele Hobbyläufer klagen ja vor allem über Beschwerden der Achillessehne. Liegt es an den falschen Joggingschuhen oder am falschen Laufstil? Oder sind die Beschwerden die Folgen einer Abnutzung?

Porzig: Sowohl als auch. Einerseits treten Beschwerden bei bestimmten Fußfehlstellungen auf, da hierdurch das natürliche Abrollen behindert wird. In diesem Fall rate ich zu einer Laufbandanalyse. Auch falsch gewähltes oder schlecht sitzendes Schuhwerk kann Probleme bereiten. So kann beispielsweise eine schlecht sitzende oder zu hohe Fersenpartie eine Reizung der Sehne hervorrufen. Ein Trainingsgelände mit Steigungen und Gefällstrecken stellt einen weiteren Risikofaktor dar. Personen ab 35 sind zudem häufiger von Achillessehnenentzündungen betroffen.

Wie und wann reißt die Sehne?

Porzig: Ein Riss entsteht meist infolge maximaler Belastungen, etwa bei Sprints, Absprung oder Landungen, obwohl die Achillessehne eine der stärksten Sehnen unseres Körpers ist. Abnutzungen oder Verschleißerscheinungen der Achillessehne werden zwar immer wieder ins Spiel gebracht, sind aber sehr selten.

Welche Anzeichen gibt es dafür?

Porzig: Nicht selten geht ein Riss mit einem lauten Knall, wie bei einer Peitsche, einher. Neben Schmerzen ist der Patient nicht mehr in der Lage, kraftvoll auf den Zehenspitzen zu stehen. Oft kann man auch eine Delle im betroffenen Gebiet tasten. Weitere diagnostische Maßnahmen sollte der Arzt treffen.

Muss ein Riss operiert werden oder kann eine Achillessehne auch ohne einen Eingriff wieder zusammenwachsen?

Porzig: Prinzipiell kann ein Riss mit oder ohne Operation behandelt werden. Jedoch ist das konservative Vorgehen die Ausnahme, da die gerissenen Enden aneinander liegen müssen. In der Regel werden Achillessehnenrisse innerhalb der ersten Tage operiert, gerade bei sportlichen Patienten.

Wie wird operiert? Wird körpereigenes Sehnengewebe verwendet?

Porzig: Zerstörte oder abgestorbene Sehnenanteile werden entfernt und die Enden aneinandergenäht.

Wie lange dauert die Operation und wie riskant ist ein Eingriff?

Porzig: Die Operation ist nicht besonders riskant, wenngleich sie natürlich wie alle operativen Eingriffe mit der Gefahr einer Wundinfektion oder einer Nervenschädigung einhergehen kann. Nach dem Eingriff sind auch Einbußen in der Beweglichkeit möglich.

Wie lange dauert die Reha und welche Maßnahmen führen zum Erfolg?

Porzig: Nach einer Operation wird in der Regel bereits nach einer Woche mit moderater Physiotherapie begonnen. Sport ist nach etwa drei bis vier Monaten wieder möglich, wobei die volle Leistungsfähigkeit sicher erst nach rund sechs Monaten nach der Verletzung erwartet werden kann.

Welche Sportarten sollte ein Hobbysportler nach einer Operation denn meiden?

Porzig: Keine! Es gibt keine Daten, die ein erhöhtes Risiko eines erneuten Risses der Achillessehne beschreiben, wenn ein Sportler nach einer ausgeheilten Verletzung wieder Kontaktsportarten oder Ausdauersport ausübt.

Kann man durch gezieltes Training einer Entzündung oder einer OP vorbeugen?

Porzig: Zu empfehlen ist eine gezielte Laufbandanalyse sowie ein Kraft-und Dehnprogramm. Diskutiert wird auch der Einsatz von speziellen Einlagen im Laufschuh.
Wie entsteht eine Achillessehnen-Entzündung?

Dr. Florian Porzig: Eine Entzündung oder Reizung der Achillessehne entsteht ganz klassisch durch Überlastungen. Zum Beispiel durch lange und monotone Bewegungsmuster wie bei sehr langen Läufen oder aber auch durch immer wiederkehrende Stoßbelastungen wie beim Volleyball oder Basketball. Zusätzlich sind Belastungsänderungen gefährlich wie beispielsweise beim Hobbyläufer, der plötzlich mehr läuft oder seine Lauftechnik ändert. Aber auch eine verkürzte Wadenmuskulatur kann Achillessehnenbeschwerden verursachen.

Welche medizinischen und physiotherapeutischen Maßnahmen helfen bei einer Entzündung?

Porzig: Egal, ob Hobbysportler oder Profi: Es ist eine Trainingspause oder zumindest eine Reduktion des Trainingsumfangs dringend notwendig. Auch die Trainingsinhalte müssen kritisch hinterfragt und gegebenenfalls geändert werden. Achillessehnenbandagen können die Ferse entlasten. Manuelle Therapie, Ultraschalltherapie und Kühlen helfen in der Akutphase sehr gut. Eine weitere Therapiemöglichkeit stellt zudem die Stoßwellentherapie dar, bei der energiereiche Druckwellen in das betroffene Gebiet abgegeben werden. Auch besteht die Möglichkeit, bestimmte entzündungshemmende Substanzen in die Nähe des entzündeten Gebietes zu spritzen, wobei hier wegen der Gefahr der Sehnenschädigung auf Kortison verzichtet werden muss. Zum Einsatz kommen unter anderem auch homöopathische Substanzen. Wenn die akute Entzündung abgeklungen ist, sind Dehnübungen und Krafttraining zu empfehlen.

Viele Hobbyläufer klagen ja vor allem über Beschwerden der Achillessehne. Liegt es an den falschen Joggingschuhen oder am falschen Laufstil? Oder sind die Beschwerden die Folgen einer Abnutzung?

Porzig: Sowohl als auch. Einerseits treten Beschwerden bei bestimmten Fußfehlstellungen auf, da hierdurch das natürliche Abrollen behindert wird. In diesem Fall rate ich zu einer Laufbandanalyse. Auch falsch gewähltes oder schlecht sitzendes Schuhwerk kann Probleme bereiten. So kann beispielsweise eine schlecht sitzende oder zu hohe Fersenpartie eine Reizung der Sehne hervorrufen. Ein Trainingsgelände mit Steigungen und Gefällstrecken stellt einen weiteren Risikofaktor dar. Personen ab 35 sind zudem häufiger von Achillessehnenentzündungen betroffen.

Wie und wann reißt die Sehne?

Porzig: Ein Riss entsteht meist infolge maximaler Belastungen, etwa bei Sprints, Absprung oder Landungen, obwohl die Achillessehne eine der stärksten Sehnen unseres Körpers ist. Abnutzungen oder Verschleißerscheinungen der Achillessehne werden zwar immer wieder ins Spiel gebracht, sind aber sehr selten.

Welche Anzeichen gibt es dafür?

Porzig: Nicht selten geht ein Riss mit einem lauten Knall, wie bei einer Peitsche, einher. Neben Schmerzen ist der Patient nicht mehr in der Lage, kraftvoll auf den Zehenspitzen zu stehen. Oft kann man auch eine Delle im betroffenen Gebiet tasten. Weitere diagnostische Maßnahmen sollte der Arzt treffen.

Muss ein Riss operiert werden oder kann eine Achillessehne auch ohne einen Eingriff wieder zusammenwachsen?

Porzig: Prinzipiell kann ein Riss mit oder ohne Operation behandelt werden. Jedoch ist das konservative Vorgehen die Ausnahme, da die gerissenen Enden aneinander liegen müssen. In der Regel werden Achillessehnenrisse innerhalb der ersten Tage operiert, gerade bei sportlichen Patienten.

Wie wird operiert? Wird körpereigenes Sehnengewebe verwendet?

Porzig: Zerstörte oder abgestorbene Sehnenanteile werden entfernt und die Enden aneinandergenäht.

Wie lange dauert die Operation und wie riskant ist ein Eingriff?

Porzig: Die Operation ist nicht besonders riskant, wenngleich sie natürlich wie alle operativen Eingriffe mit der Gefahr einer Wundinfektion oder einer Nervenschädigung einhergehen kann. Nach dem Eingriff sind auch Einbußen in der Beweglichkeit möglich.

Wie lange dauert die Reha und welche Maßnahmen führen zum Erfolg?

Porzig: Nach einer Operation wird in der Regel bereits nach einer Woche mit moderater Physiotherapie begonnen. Sport ist nach etwa drei bis vier Monaten wieder möglich, wobei die volle Leistungsfähigkeit sicher erst nach rund sechs Monaten nach der Verletzung erwartet werden kann.

Welche Sportarten sollte ein Hobbysportler nach einer Operation denn meiden?

Porzig: Keine! Es gibt keine Daten, die ein erhöhtes Risiko eines erneuten Risses der Achillessehne beschreiben, wenn ein Sportler nach einer ausgeheilten Verletzung wieder Kontaktsportarten oder Ausdauersport ausübt.

Kann man durch gezieltes Training einer Entzündung oder einer OP vorbeugen?

Porzig: Zu empfehlen ist eine gezielte Laufbandanalyse sowie ein Kraft-und Dehnprogramm. Diskutiert wird auch der Einsatz von speziellen Einlagen im Laufschuh.

Aufrufe: 013.11.2014, 10:02 Uhr
Kaufbeurer Zeitung / Werner KempfAutor