Die unvermeidliche Pop-Sirene Sarah Connor (,,Brüh im Lichte...") nutzte die Gunst der nächtlichen Stunde, um sich selbst in Szene zu setzen. ,,Ich wusste, dass Du Deinen Moment haben würdest!!!! Bin stolz auf Dich!!!!" Dazu postete sie ein Foto von sich selbst mit schwarz-rot-goldener Schminke im Gesicht. Und dazu muss man wissen, dass Frau Connors Schwester mal geraume Zeit mit dem Deutsch-Türken liiert war. So stützt im modernen Showgeschäft einer die Popularität des anderen, gewinnbringend für beide, versteht sich.Gäbe es den Begriff Körpersprache nicht schon, für Özil müsste man ihn erfinden. Läuft es für die Mannschaft und ihn, pumpt er sich auf und strahlt Souveränität aus. Läuft es nicht, hängen die Schultern knapp über der Grasnarbe. Özil, stets unter schwerem Genie-Verdacht stehend, blickt aus tieftraurigen Augen in eine undankbare Welt, die sich mal wieder gegen ihn verschworen hat.
,,Wir sind nicht hier, um ins Achtelfinale zu kommen und dann auszuscheiden. Wir sind hier, um den Titel zu holen", hatte der Arsenal-Star vor dem Algerien-Spiel getönt. Özils Beitrag zum Unterfangen WM-Titelgewinn ist indes bislang überschaubar. Er ringt mehr mit sich als mit den Gegenspielern. Bundestrainer Joachim Löw hält jedoch unbeirrt am sensiblen Filigrantechniker fest. Özil verspricht - ähnlich wie Sami Khedira - einen ,,Mehrwert" (Löw), den wenige im Kader vorzuweisen haben.Die Rolle auf dem linken Flügel, die ihm Löw im 4-3-3-System zugedacht hat, behagt dem gebürtigen Gelsenkirchener nicht. Er, der Gourmetkoch der Mannschaft, fühlt sich zum Kellner degradiert. Folglich serviert er Magerkost. Aber das Algerien-Spiel könnte Özil aus der taktischen Zwangsjacke befreit haben.
Falls Schürrle am Freitag im Viertelfinale gegen Frankreich erste Wahl sein sollte, was alle erwarten, würde Thomas Müller auf den rechten Flügel ausweichen. Für Özil würde zumindest der Platz in der Mitte frei, wenn auch weiter vorne als erwünscht. Also dort, wo kantige Abwehrrecken den begnadeten Künstlern die Lust am Spiel austreiben.Das Portal ,,ImmobilienScout24" hatte kürzlich in einer repräsentativen Umfrage erkundet, mit welchen Spielern des WM-Kaders die Deutschen am liebsten eine Wohngemeinschaft bilden würden. Özil rangierte gemeinsam mit Kevin Großkreutz abgeschlagen am Tabellenende. Hängende Schultern und ein trauriger Blick sind offensichtlich auch beim Abwasch und Müll entsorgen nicht gefragt.