2024-05-10T08:19:16.237Z

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Knallharter Einsatz: Ravensburgs Robert Henning (rechts) kämpft gegen Augsburgs Alfred Finnbogason. Jonas Wiest schaut zu.  Foto: Dpa
Knallharter Einsatz: Ravensburgs Robert Henning (rechts) kämpft gegen Augsburgs Alfred Finnbogason. Jonas Wiest schaut zu. Foto: Dpa

Ein Highlight, aber kein Pokal-Wunder

Oberligist FV Ravensburg unterliegt dem Bundesligisten FC Augsburg vor 7000 Zuschauern mit 0:2

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Pfullendorf - - Der FV Ravensburg hat sich im ersten DFB-Pokal-Spiel in seiner 123-jährigen Geschichte glänzend aus der Affäre gezogen: Gegen den Bundesligisten FC Augsburg verlor die Mannschaft von Wolfram Eitel am Freitagabend in Pfullendorf nur mit 0:2. Der Fünftligist aus Ravensburg zeigte über 90 Minuten eine starke Mannschaftsleistung und forderte den Profis alles ab. "Der Unterschied von vier Ligen", sagte Trainer Eitel hinterher stolz, "war nicht wirklich zu sehen."

7000 begeisterte Zuschauer, riesige Übertragungswagen vor dem Stadion, Presserummel ohne Ende - die altehrwürdige Geberit-Arena in Pfullendorf, in der ansonsten der heimische SCP in der Verbandsliga Südbaden aufläuft, erlebte am Freitagabend mal wieder ein echtes Fußballfest. Der Fanfarenzug Rauenspurg spielte vor der Partie das Ravensburger Lied, und FV-Stadion-sprecher Ralf Reimann heizte ordentlich ein. Auch auf dem Spielfeld gaben in den ersten Minuten die Ravensburger den Ton an. Der FV kämpfte mit viel Leidenschaft - und vor allem frech nach vorne: in der 7. Minute tankte sich Jonas Wiest links durch, seinen Pass zur Mitte konnte FV-Kapitän Steffen Wohlfarth aber nicht verarbeiten.

Beim FCA fehlten in Neuzugang Gojko Kacar (Rückenprobleme), Philipp Max (Olympia), Marvin Friedrich (Adduktoren), Jan-Ingwer Callsen-Bracker (Reha) und Kapitän Paul Verhaegh (Sprunggelenk) gleich fünf Abwehrspieler. Bei Ravensburg lief überraschenderweise Sebastian Mähr in der Innenverteidigung auf, obwohl er im letzten Oberligaspiel einen mehrfachen Bänderriss erlitten hatte.

Die besseren Chancen hatten schon bald die Augsburger: Ein Freistoß von Raul Bobadilla knallte in der 8. Minute gegen die Latte des Ravensburger Tors, einen Schuss von Alfred Finnbogason konnte der FV gerade noch zur Ecke abwehren, gegen Caiuby rettete FV-Keeper Kevin Kraus in der 16. Minute mit einer Glanztat, Finnbogasons nächsten Versuch kratzte Jascha Fiesel von der Linie. Die Hiobsbotschaft kam für Ravensburg in der 19. Minute: Torjäger Wohlfarth greift sich nach einem Laufduell an die Leiste, wenig später muss er verletzt raus. Rahman Soyudogru kommt für den Ravensburger Kapitän aufs Spielfeld. Noch zehn Minuten wehrte sich Ravensburg tapfer, dann ging der Bundesligist in Führung: Eine Flanke von Konstantinos Stafylidis leitete Caiuby mit der Hacke weiter, und Ja-Cheol Koo bugsiert den Ball mit dem Schienbein ins Ravensburger Tor (29.).

In der 38. Minute brannte es dann nochmal lichterloh im Strafraum des WFV-Pokalsiegers, als Caiuby, Koo und Finnbogason nacheinander das Tor verpassten und dieses Mal Mähr auf der Linie rettete. Auf der anderen Seite holte Caiuby Robert Henning im Strafraum von den Beinen, Schiedsrichter Benedikt Kemkes verweigerte aber den eigentlich fälligen Elfmeterpfiff.

In Halbzeit zwei bekam Augsburg das Spiel zwar besser in den Griff, ein schnelles Tor gelang dem Bundesligisten aber wieder nicht. Ravensburg verteidigte weiter clever, machte die Räume geschickt zu und kämpfte um jeden Ball. Dem Bundesligisten fiel kaum etwas ein. In der 62. Minute kam Caiuby im FV-Strafraum zum Schuss und zum zweiten Mal rettete die Latte für den FV in diesem Spiel. Ravensburg wurde jetzt auch im Spiel nach vorne wieder mutiger, fand aber keine Lücke in der Augsburger Abwehr.

Eitel: "Ich bin stolz auf meine Jungs"

Mit einer klasse Einzelaktion brachte der wuchtige Raul Bobadilla den FCA in der 67. Minute endgültig auf die Siegerstraße: eine Drehung an der Strafraumkante, flacher Schuss ins rechte Eck, 2:0. Bei den Augsburgern lief der Ball jetzt etwas flüssiger, aber weitere Tore sprangen dabei nicht heraus. Als der eingewechselte Ji in der 81. Minute im FV-Strafraum unsanft gestoppt wurde, drückte Schiedsrichter Kempkes wieder ein Auge zu - ausgleichende Gerechtigkeit. In der Schlussphase machte Ravensburg nochmal Tempo, die beste Chance hatte Jona Boneberger mit einem Kopfball nach einer schönen Flanke von Thomas Zimmermann. In der 87. Minute bekam Rahman Soyudogru nach einem Gerangel im Augsburger Fünf-Meter-Raum die zweite Gelbe Karte und musste mit Gelb-Rot zum Duschen. Bundesligist Augsburg kam am Ende mit einem blauen Auge davon. Was auch Coach Dirk Schuster klar war. "Wir sind eine Runde weiter", sagte er nur. "Das war unser Ziel." Und die Ravensburger? "Das war ein Highlight für die ganze Region", sagte FV-Trainer Eitel nach dem Schlusspfiff. Und völlig zu Recht fügte der Coach dann noch hinzu: "Ich bin wirklich stolz auf meine Jungs. Eigentlich war ich schon stolz, dass sie es hierher geschafft haben."

Ravensburg: Kraus - Henning, Altmann, Mähr (85. Litz), Fiesel - Jeggle - Zimmermann, Reiner, Boneberger, Wiest (76. Gruler) - Wohlfarth (19. Soyudogru) - Augsburg: Hitz - Opare (92. Feulner), Gouweleeuw, Janker, Stafylidis - Kohr, Baier - Bobadilla, Koo (89. Altintop), Caiuby - Finnbogason (68. Ji). - Tore: 0:1 Ja-Cheol Koo (29.), 0:2 Raul Bobadilla (67.). - Gelb-Rot: Soyudogru (87.). - Schiedsrichter: Benedikt Kempkes (Thür). - Zuschauer: 7000.

Aufrufe: 020.8.2016, 08:13 Uhr
Alexander TutschnerAutor