2024-04-25T08:06:26.759Z

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Aston Villa spielte bereits im letzten Jahr beim Liliencup mit und wurde Vierter der Gruppe B. F: Klein
Aston Villa spielte bereits im letzten Jahr beim Liliencup mit und wurde Vierter der Gruppe B. F: Klein

Ein Hauch von Premier League

Verantwortliche von Aston Villa und West Ham United erkunden Wiesbaden +++ Persönliche Erfahrungen der Nachwuchsspieler wichtiger als sportlicher Erfolg +++ Vorbereitungen für den Liliencup laufen auf Hochtouren

Wiesbaden. Eine Landeshauptstadt wie Wiesbaden an einem einzigen Tag als Tourist zu erkunden, das ist schon eine kleine Mammutaufgabe. Wenn sich dann obendrein das Wetter von seiner nass-kalten Seite zeigt, verlassen die meisten Besucher wohl eher kaum ihr Hotel oder die vielen Cafés der Stadt. Nicht so die Vereinsverantwortlichen der Nachwuchsleistungszentren von West Ham United und Aston Villa. Die beiden Klubs lassen ihre Jugendteams beim Liliencup (21. und 22. Januar 2017) gegen internationale Topteams antreten - erstmalig in der 24-jährigen Geschichte des Liliencups nehmen damit gleich zwei englische Teams an dem Turnier teil.

Die Vorbereitung der mehrtätigenen Reise Mitte Januar starten nun mit dem eintägigen Besuch im regnerischen November. "Die Füße sind zwar etwas naß, aber das sind wir ja schon aus England gewöhnt", sagt Dave Johnson vom englischen Erstligisten West Ham United lächelnd. "Wir wollen uns ein Bild machen von der Stadt, der Kultur und natürlich die Halle sehen, das ist uns besonders wichtig. Auch weil wir in England überhaupt nur selten in der Halle kicken, viele unserer Spieler haben noch nie mit Bande gespielt", erklärt der verantwortliche "Head of Coaching" der U9 bis U14 des Londoner Klubs weiter.

Halle am Platz der Deutschen Einheit sorgt für Erstaunen

Um ihre Nachwuchstalente möglichst früh an die besonderen Erlebnisse im Leben eines zukünftigen Fußballprofis zu gewöhnen, werden die B-Junioren-Teams neben der Teilnahme am renommierten Hallenevent dann im Januar auch die Stadt und deren Kultur erkunden. Tony Halloway, der sich als Gesundheits- und Sicherheitsbeauftragter des englischen Zweitligavereins Aston Villa um die Nachwuchsteams sowie deren Nöte und Sorgen kümmert, ist begeistert von Land und Leute. Wie auch von der für englische Verhältnisse hochmodernen Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit, wo seit numehr zwei Jahren der Liliencup ausgetragen wird: "Die Vorraussetzungen für ein solches Indoor-Fußball-Turnier sind hier absolut perfekt. Wir sind echt erstaunt, welche Möglichkeiten es in der Halle gibt."

Gesamtkonzept überzeugt

So wird bei den beiden englischen Klubs selbstredend eine solche Reise in die hessische Landeshauptstadt als absolutes Saisonhighlight eingestuft. "Wir haben die heißen Quellen gesehen, die historischen Gebäude und die Märkte der Stadt. Man merkt, dass hier ein langjährige Kultur gepflegt wird", schwärmt der erfahrene Holloway geradezu und berichtet weiter, dass "gleichzeitig der Liliencup ein Turnier ist, das von den ansässigen Firmen und der Stadt gefördert wird, das macht einen hervorragenden Eindruck."

Spieler mit starken Gegnern, hohem Tempo und anderer Umgebung konfrontieren

Der sportliche Aspekt spielt bei der persönlichen Entwicklung der Talente sicher auch eine entscheidende Rolle. "Wir bei West Ham glauben, dass die englische Vorbereitung im Winter sehr gut ist, gemessen an den europäischen Maßstäben. Allerdings möchten wir uns messen mit gleichaltrigen europäischen Spitzenmannschaften, wir wollen herausfinden wie gut unsere Spieler wirklich sind", sagt West Ham-Nachwuchscoach Johnson herausfordernd. Sein Kollege Holloway aus Birmingham (Aston Villa spielt mittlerweile in der zweiten englischen Spielklasse, der Football League Championship) ergänzt, wie wichtig der ständige Wettkampf dabei sei: Die eigenen Spieler mit unterschiedlichen Charakteren und Spielstilen zu konfrontieren, die es vielleicht in England so nicht gibt, das sei für den 66-Jährigen Nachwuchskoordinator hervorzuheben in dieser Lernphase. "Heutzutage ist es doch immer wichtiger geworden, dass die Variationen besonders stark sind, man eben auch mal in kleineren Teams mit höherem Tempo spielt, das bietet uns der Liliencup", erklärt Holloway begeistert.

Vergleich zwischen deutscher und englischer Jugendförderung

Dave Johnson denkt als verantwortlicher Jugendkoordinator der Konkurrenz aus London noch weiter: "Wenn unsere Spieler langfristig gut genug sind, um sich im System durchzusetzen, dann treffen sie hier bereits auf einige Spieler, die sie später im Profibereich auf internationaler Bühne oder in England wieder herausfordern werden. Es ist also auch die Vorbereitung auf eine mögliche Profikarriere." Entspannt spricht der 33-Jährige auch von den feinen Unterschieden der jungen englischen und deutschen Spieler, denn auf technischer Ebene seien die Nachwuchstalente von der Insel denen vom Kontinent absolut ebenbürtig. Allenfalls bei der Teamtaktik im Großfeld würden deutsche und belgische Nachwuchsleistungszentren noch vor den britischen Kollegen rangieren.

Vorfreude auf englisches Spektakel

Die Teilnahme am Wiesbadener Hallenevent wurde im Laufe der Jahre zum Highlight der Nachwuchsteams von Aston Villa, die sich laut Holloway bereits seit Saisonbeginn über auf den Trip nach Hessen freuen: "Wir haben hier in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen mitgenommen und freuen uns schon auf Januar. Ich denke die Jungs werden unsere Farben wieder hervorragend präsentieren." Auch die U11 der Villans wird die Reise nach Deutschland für ein Einlagespiel mit antreten. Ob die Jungs als englische Fans im Publikum wieder so feiern und singen werden wie im vergangenen Jahr, wollen wir wissen: "Davon können sie ausgehend", lacht Holloway, dem das Dabeisein am wichtigsten ist. Dann wird der 66-Jährige aus Birmingham zum Schluss noch einmal etwas ernster: "Sich mit gleichaltrigen sportlich zu messen ist eine Sache, aber das Kennenlernen untereinander, über die Grenzen von Sprache und Kultur hinweg, insbesondere heutzutage, dabei können wir alle persönlich etwas Wertvolles mitnehmen."

Aufrufe: 015.11.2016, 17:30 Uhr
Mike DornhöferAutor