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Vereinstreue
Torwart Marc Hassinger spielt schon seit einer halben Ewigkeit bei seinem Heimatverein, der Spvgg. Selzen
Torwart Marc Hassinger spielt schon seit einer halben Ewigkeit bei seinem Heimatverein, der Spvgg. Selzen

Ein Hauch von Champions League

Torwart Marc Hassinger lebt die SpVgg Selzen +++ Pokaltriumph beschert ihm Königsklassen-Gefühl +++ Selzen-Fans sind phänomenal

Sekt oder Selters? Nein Selzen! Der 33-jährige Torwart Marc Hassinger spielt schon seit einer halben Ewigkeit bei seinem Heimatverein – genauer gesagt seit 1988 schnürt der Installateur die Fußballschuhe für die Spielvereinigung. Zu wohl fühlt er sich einfach in Selzen. Er erklärt: „Es waren immer Angebote da. Aber das Umfeld hat mir immer sehr gefallen und ich hatte hier immer Freunde und Bekannte, da sind die Wechselgedanken schnell verflogen. Der Verein ist mein Leben.“ Phänomenal für einen B-Klasse Verein ist das Zuschaueraufkommen in Selzen. Regelmäßig besuchen circa 200 Zuschauer die Spiele der SpVgg. Das ist aber nicht alles: Bei besonderen Spielen, wie Relegation oder Pokalfinale, wird die Mannschaft von Hassinger auch mal von mehr als 500 Zuschauern unterstützt - „eingefahren mit Bussen“, so der Kapitän.

Für den Keeper ist das „mehr Wert als alles andere“. Auch die auswärtigen Spieler finden die Begeisterung der Ortsbewohner toll. Allerdings birgt das auch Pflichten, wie Hassinger verdeutlicht: „Du musst dich einfügen. Du musst die Zuschauer für dich gewinnen. Du musst dich auch mal am Rentnerstammtisch unterhalten.“ „Und wenn du das nicht machst und direkt in die Kabine gehst, dann bist du eine Nullnummer“, beschreibt der Torhüter.

"Hauch von Champions League" mit anschließender Mega-Party

Dieses Finale 2012 im Kreispokal Mainz-Bingen gegen die TSG Heidesheim war für die Vereinslegende bisher der größte Moment im Verein beziehungsweise mehr, wie er verrät: „Das war der schönste Tag in meinem Leben. An dem Tag hat alles gepasst. Wir haben als C-Klasseverein gegen einen B-Klasseverein gewonnen, weil die sich zu sicher waren. Es hatte schon einen Hauch von Champions League, als ich den Pokal als Kapitän überreicht bekommen habe. Danach haben wir auch eine Mega-Party gefeiert.“ Selbst die Meisterschaft 2013 in die B-Klasse oder die drei grandiosen Relegationsspiele 2011 gegen Fiam Italia Mainz konnten emotional nicht mithalten. Der Titel 2013 war einfach schon zu „frühzeitig unter Dach und Fach“ und der Moment des feststehenden Nichtaufstiegs 2011, nach dem 3:4 nach Verlängerung gegen Fiam, war unglaublich bitter für den Führungsspieler.

Auf dem Platz ist Hassinger ein anderer Mensch als privat. Ist er auf dem Feld eher der impulsive, der nicht alles durchgehen lässt, ist er außerhalb der 90 Minuten der Chillige, Lockere Kerl, mit dem wohl jedermann gerne ein Bierchen trinkt. Deswegen überrascht es auch nicht, dass der mitspielende Torwart mit guter Strafraumbeherrschung, Organisator von vielen Events in Selzen ist – zumeist in seinem Partyraum. Oder auch draußen, wie beim Ostergrillen. Durch seine Großzügigkeit macht das Zu Gast sein sicher Spaß. Hassinger: „Das ist eine Party. Wenn wir Gas geben, geben wir Gas. Wenn was runterfällt, dann kehr ich es weg und gut ist.“ Großzügig ist er auch, wenn es um die Musik in der Kabine geht. „Ich bin da nicht immer so zufrieden. Aber man muss den jungen auch eine Chance geben“, lacht er. Nur kurz vor dem Spiel gibt es kein Pardon, da muss Rock laufen – zumeist Böhse Onkelz, zum „Heißmachen“.

Selzen verfügt über Potenzial für A-Klasse

Mit der bisherigen Bilanz in der laufenden Saison ist der 33-jährige auch zufrieden. Ihm mache es sehr viel Lust und Laune mit den vielen jungen Eigengewächsen zu spielen. Nichts dagegen hätte er aber auch, wenn er mit Selzen an der Tür zur A-Klasse anklopfen könnte, vom Potenzial her traut Hassinger das der Mannschaft auch absolut zu. Eng wird es, wenn er selbst in der A-Klasse gegen den Ball treten möchte: In circa drei Jahren steht sein Karriereende an, wie er verrät. Dabei wäre er jedoch so oder so – wenn nicht als Spieler, als Spielausschuss (schon seit sechs Jahren) oder Betreuer. Wen wundert´s!?

Aufrufe: 02.12.2014, 06:30 Uhr
Nico BrunettiAutor