2024-04-16T09:15:35.043Z

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F: volksfreund.de
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Ein Fußballkrimi par excellence

Oberliga: Salmrohr rettet mit dreifachem Ausgleich ein 4:4-Unentschieden gegen Tabellenführer Karbach - Rote Karte, Elfmeter und kuriose Schiri-Entscheidungen

Das war nichts für schwache Nerven. In einem wahnsinnigen Fußballkrimi hat Oberligist FSV Salmrohr dem bislang unangefochtenen Meisterschaftsfavoriten aus Karbach Paroli geboten. Allein in der Schlussphase samt fünf Minuten Nachspielzeit fielen fünf Tore.

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Der FSV Salmrohr hat in einem nervenaufreibenden Oberligaspiel am Samstagmittag einen Punkt gegen den Tabellenführer FC Karbach gerettet. Dabei glich Salmrohr gleich dreimal eine Karbacher Führung aus, erstmals in der 84. Minute durch Sebastian Ting. Was folgte war eine kriminell spannende Schlussphase mit zwei weiteren Karbacher Führungen und zwei weiteren Salmrohrer Ausgleichstoren.

Angefangen hatte die Partie aus Salmrohrer sicht mit einer desolaten Leistung - zehn Minuten lang machte Karbach auf dem Platz, was es wollte, ging auch gleich in der zweiten Minute in Führung (Selim Denguezli). Einen ersten Salmrorher Ausgleichstreffer durch Max Düpre erkannte der Dauner Schiedsrichter Mario Schmidt wegen eines angeblichen Offensivfouls gegen den Karbacher Schlussmann nicht an. Es war nur eine von mehreren kuriosen Entscheidungen des Gespanns. Vor allem an der Seitenlinie hatte einer der Assistenten größte Mühe, richtige Entscheidungen bei Einwürfen und Bällen im Tor-Aus zu treffen. Aus einer dieser Fehlentscheidungen resultierte dann auch das 2:0 für Karbach: Einen eindeutigen Einwurf für Salmrohr gab der Assistent für Karbach, in der direkten Folge traf Tobias Jakobs für den FCK (42.). Karbach war in der ersten Halbzeit klar die bessere Mannschaft, stand defensiv sicher und ließ kaum eine Chance der Salmrohrer zu.

In Halbzeit zwei fasste sich die Elf von FSV-Coach Paul Linz eher ein Herz und tat mehr für das Spiel. Karbachs Trainer Torsten Schmidt meinte nach dem Spiel: "Ich habe der Mannschaft gesagt, wenn sie so weiter spielt, dann garantiere ich, dass das Spiel 2:2 ausgeht." Er sollte nicht ganz recht behalten, aber Salmrohrs Tim Hartmann zirkelte in der 54. Minute einen Freistoß ins Karbacher Tor - Anschlusstreffer! Und der FSV gab weiter Gas, versuchte, das Abwehrbollwerk zu knacken, lief dabei aber auch mehrmals in gefährliche Konter.

FSV-Angreifer Tony Ozoh holte sich noch eine unnötige Rote Karte wegen einer Tätlichkeit ab und Salmrohr mustse in Unterzahl weitermachen. Dann kam jene 84. Minute und Sebastian Ting bekam einen nicht richtig abgewehrten Ball im FC-Sechzehner vor die Füße - 2:2!


Jetzt war alles drin. Salmrohr drängte auf den Siegtreffer, Karbach versuchte, die offen spielenden Salmtaler auszukontern. Zwei Riesenchancen von Enrico Köppen (ein Lattenkracher und eine Glanzparade von Salmrohrs Torwart Simon Schmitt in seinem ersten Oberligaspiel überhaupt) später, traf Köppen in der 90. Minute per Kopf nach einem Eckball und durch unzureichende Zuordnung der FSV-Defensive im eigenen Sechzehner.

War das Spiel gelaufen? Noch lange nicht! Prompt bekam Salmrohr direkt am Sechzehner einen Freistoß, zwei Minuten Nachspielzeit zeigte Schiri Schmidt an. FSV-Kapitän Daniel Bartsch trat an - perfekt in den linken Winkel - 3:3 (90.+1)!

Und dann warf Karbach mit dem Anstoß alles nach vorne. Salmrohrs Gianluca Bohr stellte sich im eigenen Strafraum Lukas Klappert in den Weg - Elfmeter! Sören Klappert verwandelte ihn ganz sicher - 4:3 für Karbach (90.+2).

Anstoß Salmrohr, vielleicht die letzte Aktion? Daniel Schraps sagte an - ganz in Manier von American Football stellten sich alle Salmrohrer mit Ausnahme von Daniel Bartsch und des Keepers an die Mittellinie und mit dem Anstoß anch hinten zu Bartsch rannten alle los in den Karbacher Sechzehner. Bartsch schoss den Ball nach vorne - beim American Football wird ein solcher Spielzug "Hail Mary" ("Heilige Maria") genannt, ein Glücksversuch, um den Ball irgendwie nach vorne zu bringen. Aber Karbach leitete noch einen Konter ein, doch abgepfiffen: Freistoß Salmrohr kurz vor der Mittellinie. Die 94. Minute lief schon.

Bartsch stand am Ball, stetzte zum Freistoß an, natürlich standen alle anderen Salmrohrer vorne. Enrico Köppen behinderte den Schuss, bekam Gelb und Bartsch den zweiten Versuch. Nochmal: Der Ball wurde hoch nach vorne gedrescht und landete im Sechzehner auf irgendwelchen Köpfen von verschiedenen Spielern. Dann tropfte die Kugel runter. Und dann stand da Bohr, der der eben noch den Elfmeter verusacht hatte. Bohr nahm den Ball aus der Drehung - und setzte das Ding voll in die Maschen. Ausgleich! 4:4! Schlusspfiff!

Unfassbarer Jubel, überschwängliche Freude bei Salmrohr, unglaublich schauende Karbacher. Salmrohrs Trainer Paul Linz raufte sich die Haare - das hatte Nerven gekostet.

Einige Minuten später, zur Pressekonferenz sagte Karbachs Trainer Torsten Schmidt zu dem 4:4-Unentschieden: "Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es so ist. Die Mannschaft hat die Qualität, dass wir auch Meister werden können. Das müssen die Jungs aber selbst schaffen. Da fehlt zur Zeit vielleicht ein bisschen die Galligkeit. Das müssen die Jungs jetzt selbst lernen, dass sie mehr dafür tun müssen. Wenn man mehrmals so vorm Tor steht, muss man die Tore auch machen."


Paul Linz holte aus. Nach dem miserablen Spiel der Salmrohrer gegen Diefflen voriges Wochenende wollte Linz die Mannschaft eigentlich komplett umstellen. "Ich bin seit halb fünf heute morgen wach", sagte er. "Und dann habe ich mir gedacht, dass genau die spielen, die letztes Mal so einen Mist gespielt haben. Nicht, damit sie die Chance haben, sondern weil sie die Pflicht haben, es besser zu machen." Und das habe funktioniert. Linz lobte die Moral und die Einstellung seiner Mannschaft, freute sich über alle, die die Tore gemacht haben.

"Dass du den Elfmeter bekommst das ist natürlich spitze in der Situation", sagte Linz mit sarkastischem Unterton zu der Schlussphase. "Dass dann aber genau der Spieler in der letzten Minute noch das letzte Tor macht - das erlebst du nur im Fußball."

Und auch für Simon Schmitt, den jungen Torwart, der als Ersatz für den verletzten Daniel Ternes ranmusste, hatte Linz Lob übrig: "Was der heute gehalten hat, das war schon super. Er hat noch nie ein Oberligaspiel gemacht. Das freut mich richtig für den Jungen. Simon ist unser dritter Torwart. Er hat immer hart trainiert und hat sich auch gut verbessert. Dass er aber so klasse hält, dass hätte ich, ehrlich gesagt, nicht gedacht. Das war schon super."

Aufrufe: 022.10.2016, 16:41 Uhr
Sven EisenkrämerAutor