2024-05-29T12:18:09.228Z

Allgemeines
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Ein Fair-Play-Beispiel für Douglas Costa

Durchs Netz geblinzelt: Laupertshausens Patrick Wendling sorgt dafür, dass eine Elfmeterentscheidung zurückgenommen wird

Biberach / sz - Elfmetersituationen sorgen im Fußball immer wieder für erhitzte Gemüter und viel Diskussionsstoff. So auch die im Bundesligaspiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Augsburg am vergangenen Samstag. Zur Erinnerung: Bayerns Douglas Costa lief in der 90. Minute beim Stand von 1:1 auf Markus Feulner auf. Schiedsrichter Knut Kircher pfiff Elfmeter, weil sein Assistent Robert Kempter sofort die Fahne gehoben hatte – eine Fehlentscheidung, wie der Unparteiische aus Rottenburg nach dem Studium der Fernsehbilder später zugab. Die Augsburger konnten den Elfmeterpfiff nicht fassen. Costa war es egal, Thomas Müller auch – Letzterer verwandelte den Strafstoß zum 2:1-Siegtreffer für die Münchner.
TV-Bilder vom Heimspiel des Aufsteigers SV Laupertshausen gegen den TSV Warthausen in der Kreisliga A II am vergangenen Sonntag gab es nicht. Brauchte es auch nicht, obwohl es einen umstrittenen Elfmeterpfiff gab. Was war passiert? Um die 30. Minute herum zog Laupertshausens Stürmer Patrick Wendling in den Strafraum, kreuzte den Weg von Warthausens Innenverteidiger Marco Adelgoß, kam außer Tritt und zu Fall. Schiedsrichter Miradi Saliji (Bad Saulgau) pfiff Elfmeter, die Warthauser protestierten vehement. Wendling ging von sich aus auf den Schiedsrichter zu und informierte ihn darüber, dass es kein Elfmeter war – Saliji nahm die Entscheidung zurück.

An der Fair-Play-Aktion von Patrick Wendling könnte sich Douglas Costa ein Beispiel nehmen, auch wenn der Druck in der Bundesliga sicher ein anderer ist. Dort kann ein Punkt mehr auf der Habenseite einen Millionengewinn bedeuten, ein Punkt weniger einen ebenso hohen Verlust – was aber nicht als Entschuldigung für fehlendes Fair Play herhalten darf.

Wendlings Aktion hat seinem Trainer Milutin Zukic jedenfalls sehr gut gefallen. "Respekt vor Patrick, so was habe ich in meinen mittlerweile 30Jahren im Fußballgeschäft noch nicht gesehen", sagt der 38-Jährige. "Es war die richtige Entscheidung, auch wenn es zu unseren Ungunsten war." Für den SVL hatte der mögliche fehlende Treffer schlussendlich keine negativen Auswirkungen. Laupertshausen gewann die Partie durch Tore von Alexander Welser und Steffen Miller – für Warthausen traf Tobias Gerster – dennoch mit 2:1.

Für Warthausens Trainer Marco Liebmann ist Wendlings Reaktion "wahres Fair Play" gewesen. "Das hätten viele sicher nicht gemacht. Das war großes Kino und nötigt mir großen Respekt ab", so der 36-Jährige. Das sagte er Wendling dann auch selbst und gab dem SVL-Stürmer sowie dessen Mitspielern trotz der Niederlage nach dem Spiel einen aus. "Das war mir ein Bedürfnis. Es war einfach eine überragende Aktion", sagt Liebmann. "Über die Niederlage habe ich mich trotzdem sehr geärgert. Wir hätten eigentlich gewinnen müssen, aber SVL-Keeper Frantisek Okolicani und unser eigenes Unvermögen standen uns im Weg." Die Kiste Bier nach der Partie hat laut SVL-Trainer Milutin Zukic übrigens gut geschmeckt: "Danke an Marco Liebmann und Patrick Wendling."

Für Lauperthausens Stürmer könnte seine Aktion noch ein "Nachspiel" haben. Der TSV Warthausen hat ihn beim Württembergischen Fußballverband (WFV) für den Fair-Play-Preis vorgeschlagen – auch ein Beispiel für Fair Play.
Aufrufe: 016.9.2015, 13:47 Uhr
Felix GaberAutor