2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Einer, der diese Eigenmotivation mitbringt" - Henrik Bartsch (hier gegen Hoffenheim) macht seinem Trainer derzeit Freude. F: Zink
"Einer, der diese Eigenmotivation mitbringt" - Henrik Bartsch (hier gegen Hoffenheim) macht seinem Trainer derzeit Freude. F: Zink

Ein Club-Stürmer mit Stärken, die wenige haben

Henrik Bartsch hat für die U19-Bundesligaelf in vier Tagen vier Tore erzielt, sein Trainer bescheinigt ihm eine rasante Entwicklung

Er zählt zu den größeren Talenten in der Nachwuchsabteilung des 1. FC Nürnberg. Sieben Saisontore hat Henrik Bartsch bereits erzielt für die Bundesliga-U19, sieben von insgesamt 15, sein Trainer lobt vor allem die Akribie und Lernbereitschaft des 18-Jährigen. Der Sportliche Leiter Dieter Nüssing traut ihm durchaus eine Profi-Karriere zu: „Mit ihm könnte es etwas werden.“

Nach dem Schlusspfiff wirkt Henrik Bartsch extrem unzufrieden. Auf dem langen Weg in die Kabine schaut er oft auf den Boden. Als ob er da unten ein paar Antworten auf seine Fragen finden könnte. Eine davon lautet: Warum haben wir heute eigentlich nicht gewonnen?

Das 2:2 gegen die robuste und sehr einsatzfreudige Elf aus Saarbrücken ist gerecht. Drei Tage nach dem überraschenden 2:1-Sieg gegen Hoffenheim hätte auch schlimmer kommen für den 1. FC Nürnberg, wenn Henrik Bartsch 13 Minuten vor Schluss nicht der Ausgleich geglückt wäre. Ein satter Schuss mit links. Auf die kurze Reise ins Netz geschickt mit dem unbedingten Willen, genau her und jetzt treffen zu wollen.

Groß geworden in Osnabrück

Das zwischenzeitliche 1:1 hatte Henrik Bartsch per Elfmeter erzielt, auch da gab es nicht viel zu halten. Macht unter dem Strich vier Tore in vier Tagen. In der ersten Halbzeit vergab er noch eine dicke Möglichkeit zur Führung, kurz vor dem 2:2 scheiterte er noch am linken Pfosten. Damit sind auch schon fast alle Chancen aufgezählt. Und wird schnell klar, dass die Erfolgsaussichten der U19 von Henrik Bartsch abhängen. Patrick Kammerbauer, der aktuell zweitbeste Torschütze, hat bislang zwei Mal getroffen, sechs weitere Spieler je einmal.

Entdeckt hat ihn Dieter Nüssing. In Osnabrück. Schon als 16-Jähriger half Henrik Bartsch in der U19 des VfL aus, sogar drei Tore gelangen ihm in jener Bundesliga-Saison, in der U17 weitere sieben. Scouts bedeutender West- und Nordvereine beobachteten den offenbar frühreifen Angreifer, der im Sommer 2014 auch tatsächlich wegging. Allerdings nicht nach Schalke oder zum HSV, sondern: zum 1. FC Nürnberg.

Henrik Bartsch‘ Eltern zogen nach Ansbach und nahmen ihren begabten Filius natürlich mit. Um ihm regelmäßige Spielpraxis zu ermöglichen, parkte ihn der Club zunächst für ein halbes Jahr beim Bayernligisten SG Quelle Fürth. In der Winterpause war es dann soweit, Henrik Bartsch wechselte in den Sportpark Valznerweiher – musste sich aber erst mal hinten anstellen. Damals gehörte er noch zu den Jüngeren in der U19, in der Rückrunde aber immerhin fünf Mal zur Startformation. Henrik Bartsch pendelte zwischen Platz und Ersatzbank, häufig löste er den unumstrittenen Cedrik Teuchert ab. Ein Tor wollte Henrik Bartsch bei seinen zwölf Einsätzen aber nicht gelingen.

Ein paar Monate später steht er bei sieben Treffern in elf Partien, damit nimmt er einen Spitzenplatz in der Schützenliste der U19-Bundesliga Süd/Südwest ein. Seine Quote ist mindestens erstaunlich. „Ich wusste von Anfang an, dass er diese Qualität hat“, sagt sein Trainer Pellegrino Matarazzo, der noch bis März die stressige Ausbildung zum Fußballlehrer durchläuft. „Wenn er zum Abschluss kommt, ist er ein Killer.“

Allerdings musste Henrik Bartsch zunächst viel lernen, sich dem Niveau anpassen. „Vieles um seine Stärke herum musste er verbessern“, sagt sein Trainer, unter anderen die Defensivarbeit, sein taktisches Verständnis, das Umschaltverhalten. Und Henrik Bartsch hat sich verbessert. Und wie. „Er hat große Schritte gemacht“, sagt Matarazzo, „Henrik ist ein sehr lernfähiger Spieler“.

Gegen Saarbrücken hilft er auch regelmäßig in der eigenen Hälfte aus, kämpft wirklich um jeden Ball. Seinen Körper setzt er dabei geschickt ein, er ist wendig, besonders auf den ersten Metern unheimlich schnell. Zielstrebig sucht er den Strafraum, wo seine Fähigkeiten am besten zur Geltung kommen.

Mit rechts, mit links

Henrik Bartsch fackelt nicht lange, sondern haut drauf. Mit rechts, mit links, er ist nicht festgelegt auf einen Fuß. Das macht ihn so unberechenbar und schwer zu verteidigen. „Der hat sich in den letzten Monaten vielleicht entwickelt, mein lieber Mann“, schwärmt sein Entdecker Dieter Nüssing, das mit der praktisch von allen Fußballern im Nachwuchsleistungszentrum angestrebten Profikarriere „kann was werden“. „Henrik ist einer, der diese Eigenmotivation mitbringt“, sagt Matarazzo.

Wer davon etwas zu wenig anbietet oder oft verletzt ist, hat es schwer, auch im Club. Markus Mendler debütierte bereits als 17-Jähriger in der Bundesliga und ist mittlerweile froh, mit den Stuttgarter Kickers noch einen Drittligsten als Arbeitgeber gefunden zu haben. Cedrik Teuchert gilt nach wie vor nur als Versprechen für die Zukunft. Die interne Liste ließe sich noch erheblich verlängern.

Bei Henrik Bartsch haben sie zumindest schon mal ein gutes Gefühl. „Er muss die nächsten Schritte machen, muss die Basics verbessern“, sagt sein Trainer, „er ist noch nicht soweit“. Trotzdem legt sich Pellegrino Matarazzo fest: „Henrik hat Stärken, die wenige haben.“

Aufrufe: 024.11.2015, 06:02 Uhr
Wolfgang Laaß (NN)Autor