2024-03-18T14:48:53.228Z

Ligabericht
Jubel um Torschütze Oliver Lanwer, Foto: ULI HERHAUS
Jubel um Torschütze Oliver Lanwer, Foto: ULI HERHAUS

Ein beflügelnder Moment

Der TV Herkenrath besiegt den FC Wiehl und findet sich auf dem zweiten Platz wieder. Oliver Lanwer erzielte den Treffer des Tages. Der TuS Marialinden gewinnt bei der Sportgemeinschaft Köln-Worringen mit 2:1

Natürlich wollte Michael Hornig hinterher nicht über den Aufstieg sprechen. Gute Trainer machen so etwas nicht. Besonders nach sechs Spieltagen nicht. An diese eiserne Regel hielt sich auch der Coach der Landesliga-Fußballer des TV Herkenrath. Daran konnte auch die Freude über den 1:0-Sieg im Spitzenspiel beim FC Wiehl und dem damit verbundenen Sprung auf den zweiten Platz nichts ändern: „Das ist der absolute Wahnsinn. Wir freuen uns alle unheimlich darüber. Das gibt noch mal einen Extraschub Motivation.” Aber dann sagte Hornig die zwei entscheidenden Sätze: „Das ist nur eine Momentaufnahme. Unser einziges Ziel bleibt der Klassenerhalt.”

Dennoch, die Herkenrather zählen spätestens seit diesem Wochenende zum erweiterten Favoritenkreis. Die Mannschaft weiß ja, wie man aufsteigt. Zweimal in Folge hat es das Team unter Erfolgscoach Hornig bereits gezeigt — erst aus der Kreisliga A in die Bezirksliga, dann aus der Bezirksliga in die Landesliga. Und jetzt? „Wie gesagt, ein weiterer Aufstieg ist für uns kein Thema”, wiederholte Hornig. Und wenn es am Ende doch klappen sollte? „Dann werden wir uns dieser Situation stellen und den nächsten Schritt machen. Das ist doch ganz klar.”

Gegen Wiehl zeigten die Herkenrather mal wieder nachdrücklich, was sie derzeit so stark macht. In der Defensive bis auf zehn schwache Minuten nach der Pause total sicher, mit Adam Kasprzik haben sie einen überragenden Torwart, eine herausragende Kameradschaft und vorne sind sie in jeder Begegnung für mindestens einen Treffer gut — so einfach könnte man derzeit das Erfolgsrezept zusammenfassen. In Wirklichkeit steckt hinter den Höhenflug natürlich harte Arbeit. In jeder einzelnen Trainingseinheit.

Auch in Wiehl bewiesen die Herkenrather erneut ihre ganze Klasse. Im Duell der Aufsteiger spielte vor der Pause vor 200 Zuschauer nur eine Mannschaft — und das war der TV Herkenrath. Deshalb war die Führung durch Oliver Lanwer nach feiner Vorarbeit von Sebastian Schauer auch völlig verdient. Dennoch hatte Hornig etwas zu kritisieren: „Wir hätten unsere Chancen besser nutzen müssen, dann hätten wir zur Pause deutlicher vorne gelegen.”

Nach dem Wechsel erzeugte Wiehl eine Druckphase, die Herkenrath dank Keeper Kasprzik überstand. Danach hätte der TVH mehrfach mit einem Konter die Vorentscheidung erzwingen können, aber das gelang nicht. So blieb es bis zum Schluss spannend — bis Wiehl sich kurz vor Schluss durch einen Platzverweis selbst schwächte. „Wir sind sehr zufrieden und glücklich”, wiederholte Hornig. „Aber ich bleibe dabei: Es gibt überhaupt keinen Grund übermütig zu werden. Wir müssen weiter intensiv arbeiten, um unsere Ziele zu erreichen.” Diese kann Hornig noch frühzeitig genug korrigieren. Vielleicht sogar korrigieren müssen, wenn es weiter so gut läuft.

Freuen, durchatmen und weiterarbeiten — so etwas konnte man später die Stimmung bei Heinz Peter Müller beschreiben. Als der Trainer des TuS Marialinden im Auto auf dem Heimweg war, ging er noch einmal die intensiven 90 Minuten zuvor durch. Er tat das gerne, schließlich hatte seine Mannschaft beim 2:1 bei der SG Köln-Worringen soeben nach drei Unentschieden und zwei Niederlagen den ersten Saisonsieg gefeiert. „Es tut gut, dass wir uns endlich mal belohnt haben”, sagt Müller. „Vor allem geht der Erfolg total in Ordnung, weil wir vor allem nach der Pause deutlich die bessere Mannschaft waren.”

Vor dem Wechsel bestimmte Worringen das Geschehen und verdient durch Tarkan Aydin in Führung (14.). Marialinden brauchte auch etwas Glück, um nicht einen weiteren Treffer zu kassieren. Aber spätestens nach dem Wechsel bestimmten nur noch die Gäste das Geschehen. Es dauerte bis zur 74. Minute, ehe der gerade eingewechselte Martin Köppe das 1:1 schoss. Worringen schien mit der Punkteteilung zufrieden zu sein, Marialinden jedoch nicht. Die Gäste wollten unbedingt das erste echte Erfolgserlebnis der Saison. Und das gelang dann auch, weil Tim Weirich neun Minuten vor Schluss (81.) für die Entscheidung sorgte.

„Heute können wir zufrieden sein”, sagte Müller. „Zu mehr gibt es allerdings keine Veranlassung. Wir können und müssen uns weiter verbessern.” Das Fundament jedoch ist nun mit dem ersten Saisonsieg gelegt. Ein ganz wichtiger Nebenaspekt: Marialinden hat mit nun sechs Punkten die Abstiegsränge verlassen, so macht der Blick auf die Tabelle doch schon viel mehr Spaß. Müller allerdings schaute schon wieder nach vorne: „Nächste Woche ist Troisdorf zu Gast. Da wollen wir den Auftritt heute bestätigen. Dann sieht die Welt doch schon wieder ganz anders aus.”

Der TuS Lindlar hat eine bittere Niederlage hinnehmen müssen. Bei Blau-Weiß Friesdorf unterlag die Mannschaft von Trainer Raimund Kiuzauskas mit 1:2 und rutschte damit auf den neunten Rang ab. Dabei sah es zunächst eigentlich ganz gut aus. Maurice Müller hatte Lindlar kurz nach der Pause mit 1:0 in Führung gebracht (50.). Aber die Gastgeber kamen zurück und drehten die Partie durch Roman Borschel (54.) und Julian Krebel (74.).

Aufrufe: 021.9.2014, 21:55 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sebastian NinskiAutor