2024-05-02T16:12:49.858Z

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Auch Robert Zeller (links) bildet die jungen Schiedsrichter weiter. Auf vorbereiteten Schildern zeigt er beispielsweise Vergehen an - und die Unparteiischen müssen sofort die Entscheidung treffen, wie das zu ahnden ist.    F.: Nicolai Vrazic
Auch Robert Zeller (links) bildet die jungen Schiedsrichter weiter. Auf vorbereiteten Schildern zeigt er beispielsweise Vergehen an - und die Unparteiischen müssen sofort die Entscheidung treffen, wie das zu ahnden ist. F.: Nicolai Vrazic

Ein anspruchsvoller Job

Durch das Programm »Junge Bezirksliga« fördert Schwaben seine talentierten Schiedsrichter intensiv, um den Anforderungen auch in höheren Ligen gerecht zu werden

Handgreiflichkeiten und wüste Beschimpfungen gehören zum Alltag eines Referees. Ob in der Bundesliga oder in der A-Klasse, die Zuschauer, Trainer und Co. lassen oftmals kein gutes Haar an den Offiziellen. Am liebsten würden sich die „Fußballexperten“ selbst auf den Platz stellen und pfeifen, denn für die Mehrheit „kann jeder Depp ein Schiedsrichter werden.“

Erst ein Blick hinter die Kulissen würde selbst solch einen „Experten“ vom Gegenteil überzeugen. Der schwäbische Bezirks-Schiedsrichterausschuss (BSA) betreibt mit der Unterstützung des Bezirks-Lehrteams (BTL) einen enormen Aufwand, kompetente Unparteiische auszubilden. „Wir tun alles dafür, die jungen Talente zu fördern, ihnen als ihre Prüfer unter die Arme zu greifen und sie weiter nach oben zu bringen“, erklärt BSA-Mitglied Martin Prinzler, der selbst jahrelang zu den Spitzenschiedsrichtern im Bezirk zählte. Durch ein fünf Jahre altes Konzept, mit zahlreichen Tests, geistig als auch physisch, sollen vor allem junge Hoffnungsträger gefordert und gefördert werden.

Grundsätzlich werden Schiedsrichter im Alter von 16 bis 30 die ersten zwei Jahre nach einem Aufstieg in Seminaren, Stützpunkten und Leistungszentren, je nach Liga, gefördert. Das Auf- und Abstiegssystem funktioniert fast wie in der Praxis des Fußballs. Nach neun beobachteten Spielen in der Saison durch den BSA, steigen bis zu fünf Bestbewertete von knapp 40 Schiedsrichtern auf und bis zu fünf ab. Durch das Beispiel der „jungen Bezirksliga“ – alle Bezirksligaaufsteiger der letzten zwei Jahre – lässt sich der Aufwand des Förderprogramms gut veranschaulichen. Drei Mal in der Saison treffen sich die 25 ausgewählten jungen Talente aus den verschiedensten Vereinigungen (z. B. Augsburg, Donau, Ostallgäu etc.), um sich zusätzlich zu ihrem normalen Programm in der Gruppe auf freiwilliger Basis, weiterzubilden. „Wir bieten den Talenten die Möglichkeit, sie müssen diese annehmen“, so Prinzler.


Die Leiter des Programms (von links): Thomas Buhl (Bezirks-Lehrteam, Leiter NWS), Dr. Christoph Kern (Mitglied Bezirks-SR-Ausschuss, Leiter Beobachtungswesen), Martin Prinzler (Mitglied Bezirks-SR-Ausschuss und stv. Bezirks-SR-Obmann, Leiter Lehrwesen und SR-Einteilung), Sabrina Hüttmann (Frauenbeauftragte im Bezirks-SR-Ausschuss) und Siegbert Mielich (Bezirks-Lehrteam, Leiter Stützpunkt). F.: Nicolai Vrazic

Aufgeteilt in Praxis und Theorie werden den Hoffnungsträgern zum einen sämtliche theoretische Regeln und zum anderen praktische Bestandteile, wie Laufwege oder die richtige Kommunikation mit Spielern, näher gebracht. In der Theorie können sich die Teilnehmer durch verschiedenste Videoanalysen selbst und untereinander bewerten. Im Praxispart hingegen werden die Referees von den jeweiligen Leitern und dem Lehrteam hart rangenommen. „Ein Schiedsrichter muss vor allem physisch topfit sein, um 90, gegebenen Falls sogar 120 Minuten immer dem Geschehen nahe zu sein“, so Stützpunktleiter Siegbert Mielich, „Zudem wartet am Ende der Saison auf jeden Unparteiischen eine zweitägige Prüfung, die darüber entscheidet, ob er in seiner Liga weiterhin pfeifen darf oder nicht“.

Insgesamt entwickelt sich das Förderprogramm besser als erwartet. „Alle Aufsteiger der letzten drei Jahre in die Verbandsebene (Landesliga und höher) waren allesamt Teilnehmer des Stützpunkts der junge Bezirksliga“, sagt Mielich stolz. Lobenswert ist außerdem, dass alle BSA- und BLT-Mitglieder freiwillig und ohne große finanzielle Entlohnung die Seminare, Stützpunkte und Kurse organisieren und durchführen.

Letztendlich sollte man das Amt des Schiedsrichters keineswegs unterschätzen. Oftmals muss ein Schiedsrichter binnen hundertstel Sekunden die richtige Entscheidung treffen. Dafür trainieren und arbeiten sie hart, am Ende aber sind sie auch nur Menschen.

Aufrufe: 08.10.2015, 12:27 Uhr
Nicolai VrazicAutor