2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait
Im Trikot des TSV Friedberg gibt es für den 18 Jahre alten Imran Mustafi in dieser Saison wenig Erfolgserlebnisse. Dafür steht der Friedberger im Kader der U19-Nationalmannschaft des Kosovo.		F.: Peter Kleist
Im Trikot des TSV Friedberg gibt es für den 18 Jahre alten Imran Mustafi in dieser Saison wenig Erfolgserlebnisse. Dafür steht der Friedberger im Kader der U19-Nationalmannschaft des Kosovo. F.: Peter Kleist

Ein ambitionierter Defensivkünstler

Der 18 Jahre alte Imran Mustafi zählt zum Kader der U19-Nationalmannschaft des Kosovo - und hat trotz der schweren Saison beim TSV Friedberg noch Spaß am Fußball

Sein sportliches Vorbild scheint so gar nicht zu einem Abwehrspieler zu passen: Cristiano Ronaldo. Doch Imran Mustafi hat noch einen anderen Fußballer parat, dem er gerne nacheifern würde. Der passt nicht nur bestens zur Spielposition, sondern auch zum Namen: Shkodran Mustafi, deutscher Nationalspieler in Diensten des FC Valencia. „Wir sind aber weder verwandt, noch verschwägert“, erklärt Imran Mustafi mit einem Schmunzeln.

Die laufende Saison verläuft für den gebürtigen Friedberger einerseits mit bemerkenswerten Hochs, andererseits bewegt er sich im Dauertief. Vor allem körperlich wird dem jungen Mann viel abverlangt. Mustafi ist für die A-Junioren spielberechtigt, zählt aber dennoch zum Stamm der Bezirksliga-Mannschaft des TSV Friedberg, die nicht konkurrenzfähig ist und sich auf den Abstieg in die Kreisliga einrichten muss.

Die Erfolgserlebnisse im Verein sind für den Defensivspieler, der sich in der Abwehr und im Mittelfeld wohlfühlt, folglich überschaubar. Dennoch hat Mustafi Grund zu Zufriedenheit. Er zählt nämlich zum Kader der U19-Nationalmannschaft des Kosovo. Die einst serbische Region ist seit sechs Jahren unabhängig und möchte im Fußball Mitglied der Verbände Uefa und Fifa werden. Die Nation vertreten bisher auf dem Rasen eine U19-, eine U23- und eine Erwachsenenmannschaft. Bislang bestreitet der Kosovo nur Freundschaftsspiele, Ziel ist es, bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Russland mitmachen zu dürfen.

Dass der TSV-Fußballer in den Kreis der Nachwuchs-Nationalkicker kam, hat etwas mit Zufall zu tun. Mustafi hat viele Verwandte im Kosovo: Oma, Opa, Onkels und Tanten leben noch im Ort Gjilan, aus dem Mustafis Eltern in den Wirren des Balkankriegs Mitte der 90er-Jahre nach Deutschland geflohen sind. Wann immer es möglich ist, fährt die Familie in die alte Heimat. „Dort habe ich ein bisschen Fußball gespielt. Ein Scout hat mich gesehen und angesprochen“, erzählt der 18-Jährige.

Zwei Trainingslager hat Mustafi bereits in Prishtina mit der U19 absolviert, eines im August, eines im Oktober. Zwei Tage wurde trainiert, am dritten Tag stand jeweils ein Spiel auf dem Programm. Einmal gegen Flamurtari, einen Zweitligisten aus dem Kosovo, einmal ein internes Match. Gegen den Zweitligisten siegten die Nachwuchskicker mit 1:0, Mustafi spielte 20 Minuten als Innenverteidiger. Beim zweiten Trainingslager siebten die Trainer bereits aus, der Kader schrumpfte von 35 auf 25 Akteure. Der Friedberger ist weiter dabei, hat also die erste Hürde genommen. „Im Frühjahr steht der nächste Lehrgang an“, erzählt Mustafi. Er freut sich darauf, ein drittes Mal nach Prishtina zu fliegen. Für den Flug erhält er einen Zuschuss vom Verband.

Beruflich lässt sich der Teenager gerade zur Fachkraft für Lagerlogistik ausbilden, auch sportlich hat er noch Ziele. Der gläubige Muslim hat erste Schritte gemacht. Zum einen will er den Sprung in die endgültige U19-Auswahl des Kosovo schaffen, zum anderen will er mit Friedberg in Zukunft wieder Bezirksliga spielen. Seine sportlichen Erfolge als Fußballer auf der nationalen Ebene sind noch weiter unten angesiedelt. Mustafi wurde als C-Jugendlicher mit Schwaben Augsburg schwäbischer Hallenmeister und erhielt daraufhin ein Angebot von 1860 München. „Es hat nicht ganz gereicht bei den Löwen“, erzählt der Friedberger. Letztes Jahr wurde Mustafi mit den A-Junioren des TSV Friedberg Landkreismeister in der Halle. Ein Titel, den er gerne verteidigen möchte. Bei den Erwachsenen läuft es gar nicht rund. „Die Mannschaft ist zu jung und unerfahren, uns fehlen ein paar routinierte Spieler. Und auch körperlich sind wir fast allen Gegnern unterlegen“, erklärt Mustafi. Den Spaß am Fußball haben aber weder er noch seine Mitspieler verloren. „Wir geben im Training immer Gas“, betont der Fan des FC Augsburg und von Real Madrid.

Aufrufe: 011.12.2014, 07:42 Uhr
Friedberger Allgemeine / Peter KleistAutor