2024-05-10T08:19:16.237Z

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Mehr als gute Haltungsnoten: Vichttals Jan Bach (links) setzt sich in der Begegnung mit Alemannia II durch. Foto: Martin Ratajczak
Mehr als gute Haltungsnoten: Vichttals Jan Bach (links) setzt sich in der Begegnung mit Alemannia II durch. Foto: Martin Ratajczak

Eicherscheid pflegt die bewährte Eichhörnchen-Methode

Der Tabellenzweite der Fußball-Landesliga ist weiter bescheiden. Mittelrheinligist Hahn macht aus der Anfahrt eine Erlebnistour.

MITTELRHEINLIGA: Eine Spieltagsanfahrt per Bus als Erlebnisreise vermutet man auch nicht alle Tage in den Amateurligen, aber genau das ist der Plan, den der FC Inde Hahn vor dem Auftritt bei Germania Windeck verfolgt. „Windeck ist am weitesten entfernt, deshalb fahren wir extra eine Stunde früher, essen zusammen in der Sportschule Hennef, unternehmen noch einen gemeinsamen Spaziergang und fahren von dort aus zum Platz“, schildert Hahns Coach Oliver Heinrichs das Vorhaben. Denn der Trainer des Aufsteigers will unbedingt verhindern, dass seine Spieler den Gegner aus dem Tabellenkeller nach den jüngsten Erfolgen – zuletzt der 6:0-Sieg über Freialdenhoven – auf die leichte Schulter nehmen. „Der Gegner ist angeschlagen, wir kommen mit breiter Brust und Euphorie“, schildert Heinrichs die gefährliche Gemengelage. „Ich habe bewusst dagegen angearbeitet. Erfolg kann sich nur einstellen, wenn die Vorbereitung und die Umsetzung stimmen.“

LANDESLIGA: Mittlerweile kommt Achim Rodt-heut, Trainer des SV Eilendorf, mit zwei Händen aus, wenn er seinen Feldspieler-Kader durchzählt: „Wir haben 14 verletzte oder verhinderte Spieler in der Mannschaft, bleiben zehn über“, schildert Rodtheut die Malaise vor dem Derby gegen den SV Breinig. „Das habe ich in 18 Jahren Trainerdasein nicht erlebt.“ Dennoch bleibt es die Aufgabe des Trainers vor der Partie, die in der vergangenen Saison noch ein Derby in der Mittelrheinliga gewesen wäre, das Beste aus der Situation zu machen. „Irgendwann wird die Seuche auch wieder enden“, hofft der Eilendorfer Coach. Und bis dahin? „Ich habe junge, hochmotivierte Leute, die vor eigenem Publikum alles geben werden.“

Darauf hofft auch sein Gegenüber Michael Burlet: „Wir haben in einigen Spielen unnötig Punkte liegenlassen“, ärgert sich der Trainer des SV Breinig. „Deshalb spielen wir in Eilendorf auf Sieg, wollen die Partie unbedingt gewinnen. Punkt, Ende, Aus.“ Zudem will Burlet eine Reaktion seiner Mannschaft auf die 2:3-Niederlage gegen Glesch Paffendorf sehen. Und die personelle Misere des Gegners? „Bislang hat Eilendorf doch immer noch elf Spieler auf den Platz gehabt, oder?“

Mehr als diese Mindestanforderung will Imad Laadim von den Spielern von Alemannia Mariadorf sehen, auch wenn das Gastspiel in Walheim nicht unbedingt zu den leichtesten Aufgaben gehört, um mit dem Punkten anzufangen. „Ich bin als junger Trainer sehr erfreut, dass der Kader im Training so mitzieht“, sieht der Interimscoach keine Auflösungserscheinungen trotz der neun Niederlagen in Folge. „Es wird peu à peu besser“, beobachtet Laadim Fortschritte, „gegen Kohlscheid wurden uns zwei individuelle Fehler zum Verhängnis. Das gilt es abzustellen, dann wird auch irgendwann der Knoten platzen.“

Dass das nicht gerade jetzt passiert, darauf hofft Marcel Hilgert, Co-Trainer von Hertha Walheim. „Uns ist klar, dass Mariadorf alles daransetzen wird, bei uns zu punkten. Genau das wollen wir verhindern.“ Und damit das gelingt, wurden die Fehler, die bei der Niederlage in Erftstadt-Lechenich gemacht wurden – schlechte Chancenverwertung und Fehler in der Defensive – analysiert und im Training abgearbeitet. „Wir müssen defensiv besser gestaffelt stehen“, sagt Hilgert, „wir können ja nicht jedes Mal fünf Tore schießen, um als Sieger vom Platz zu gehen.“

Den Titel „erster Bayern-Jäger der Landesliga“ will sich Bernhard Schmitz, Trainer des Tabellenzweiten Germania Eicherscheid, nicht umhängen lassen. „Wir sind froh, dass wir 16 Punkte auf der Habenseite verbuchen können, aber bei uns gilt immer noch das Prinzip Eichhörnchen: Sammeln, sammeln, sammeln und den Punkt, den wir vor dem Anpfiff haben, am besten festhalten.“

Der Respekt, den Schmitz dem SC Brühl als nächstem Gegner entgegenbringt, entspringt dabei keinesfalls falscher Bescheidenheit. „Brühl ist eines der spielstärksten Teams der Liga, ist sehr gut besetzt, hat ein laufstarkes Mittelfeld. Da kommt einiges auf uns zu“, ahnt der Eicherscheider Trainer. „Erschwerend kommt hinzu, dass wir aufgrund von Verletzungen die Mannschaft erneut umbauen müssen.“ Aber vielleicht funktioniert die Winter-Vorsorge nach der Eichhörnchen-Methode trotzdem besonders gut in der Eifel.

Und wen jagt der Eifelklub als „erster Bayern-Jäger“? „Ach, uns“, fällt Andi Avramovic, Trainer des VfL Vichttal, erst nach längerem Nachdenken ein. „Aber das kann man wohl nicht verhindern, dass man irgendwann solche Etiketten angeheftet bekommt.“ Verhindern ließe sich das schon, aber nicht unbedingt gegen Nierfeld, das am Sonntag seine Aufwartung beim ungeschlagenen Tabellenführer macht. Wobei die Voraussetzung ähnlich ist wie am vergangenen Wochenende, als Vichttal beim Remis in Niederau die ersten Punkte abgab. „Unsere frühe Führung hat uns nicht gut getan“, hat Avramovic eine untypische erste Halbzeit seiner Mannschaft in Niederau gesehen. „Danach hatten wir das falsche Raster im Kopf.“ Das soll sich gegen Nierfeld nicht noch einmal wiederholen, zumal Vichttals Coach sein Team vor einem harten Stück Arbeit sieht: „Eine Spaßveranstaltung können wir grundsätzlich nicht erwarten. Und zudem will ich von meinen Spielern eine überzeugende Antwort auf die schlechten 45 Minuten in Niederau sehen.“

Die zwei Gesichter, die sein junges Team abwechselnd zeigt, ärgern Moses Sichone, Trainer von Alemannia Aachen II: „In Walheim treten wir selbstbewusst auf, eine Woche später ist das auf eigenem Platz schon wieder vergessen. Da konnte ich nicht mehr erkennen, was uns zuvor so stark gemacht hat.“ Nur, wie bekommt man mehr Konstanz in die Köpfe der Spieler? Am Sonntag stellt sich Alemannia Straß auf dem Kunstrasenplatz am Tivoli vor, und Sichone erwartet beim Aufsteiger denselben Effekt wie bei vielen anderen Mannschaften: „Für die ist das Spiel gegen uns der Höhepunkt der Saison, in dem sie alles geben. Da ist es doppelt wichtig, dass wir dagegenhalten.“
Aufrufe: 022.10.2016, 13:15 Uhr
rom | AZ/ANAutor