2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines

Nicklas Loose darf von Verbeek lernen

Eckernfördes B-Jugendtrainer hospitiert beim Zweitligisten VfL Bochum und seinem niederländischen Kult-Trainer Gertjan Verbeek

Nicklas Loose hat als Fußball-Trainer noch einiges vor. Der B-Jugendcoach des Eckernförder SV in der Verbandsliga möchte später so hoch wie möglich, und am liebsten einmal im Profibereich als Trainer arbeiten. Wie es dort zugeht, darüber konnte sich der 22-jährige B-Lizenzinhaber vor einigen Tagen beim VfL Bochum aus der 2. Bundesliga überzeugen. Ende Februar hatte er direkt beim niederländischen Kult-Trainer Gertjan Verbeek hinsichtlich einer Hospitanz angefragt. Er hatte dessen Privat-Nummer von einem Freund bekommen. Bereits Anfang März bekam er die Zusage. „Verbeek meinte nur: ‚Du kannst kommen. Wann passt es Dir?‘“, berichtet Loose. Der Zollbeamte nahm sich daraufhin eine Woche Urlaub bei seinem Arbeitgeber und fuhr „tief in den Westen, wo die Sonne verstaubt“, wie es Herbert Grönemeyer besingt. Übernachten tat er in einem Hotel in Gelsenkirchen.

Loose, der seine Karriere als Spieler als „nicht erwähnenswert“ einstuft, hatte sich für die Bochumer entschieden, „da es ein echter Traditionsverein ist, und ich Verbeek als Trainer sehr interessant und fachlich überragend finde“, wie er erklärt. Seine Erwartungen wurden auch voll bestätigt. „Ich finde gut, dass Verbeek die Dinge direkt anspricht. Ansonsten ist er eher ruhig – wie ich auch. Das passte! Lustig war auch, dass Verbeek zwar Holstein Kiel kannte, aber gar nicht wusste, wo das liegt. Als ich ihm das erklärte meinte er nur erstaunt: ‚Was, von so weit her bist Du angereist?‘“

An seinem ersten Tag wurde Loose vom Empfang des VfL gleich runter in den verschlossenen Profitrakt geführt, wo Verbeek mit seinem Trainerstab gerade das anstehend Training besprach. „Er hat mich dann gefragt, wie ich mir die Zusammenarbeit vorstelle. Danach bekam ich das Stadion und den Spielertunnel gezeigt. Dabei konnte ich auch einige Worte mit Manager Christian Hochstätter wechseln.“

Loose, der in Neumünster noch Stützpunkttrainer der Jahrgänge 2006 sowie 2001 bis 2003 ist, hat sich während der Woche eine Menge Notizen über die Spielanalyse und -philosophie mit und gegen den Ball, Pressingvarianten, Spielaufbau, Leistungsdiagnostik und vielen anderen Dingen gemacht. „Am meisten fasziniert hat mich die große Professionalität aller Beteiligten, sowohl vom Trainerstab als auch von den Spielern“, sagt Loose. „Auch die Gespräche mit den sehr umgänglichen Profis, wie etwa dem Jahrhunderttalent Alexander Merkel, der schon beim AC Mailand spielte, waren für mich sehr wertvoll.“


Durch diese Zeit hat Loose auch einen anderen Blick auf das Spiel bekommen. „Ich achte jetzt auf viele Kleinigkeiten, die mir vorher entgangen wären. Verbeek gab mir auch den Rat, mir so viele Spiele wie möglich anzuschauen – auch fremde, um ständig dazuzulernen. Ich habe so auch eine Menge neuer Übungen für das Training bekommen. Verbeek hat mir erklärt, welche Idee dahinter steckt. Er meint, ich soll in Zukunft ganz viel ausprobieren. Die guten Übungen soll ich behalten und die schlechten wegwerfen. Auch das Thema Ernährung sei sehr wichtig. Da soll ich auch bei anderen Sportarten reinschauen. Zum Abschluss hat er mich auch noch gefragt, ob ich mir vorstellen könne, später einmal im Profibereich zu arbeiten.“ Jetzt auf jeden Fall noch viel mehr als vorher. „Wie schnell es gehen kann, hat der Fall Julian Nagelsmann gezeigt.“

Der Nachwuchscoach wurde in Hoffenheim zum Cheftrainer befördert und dann schon nach einigen Monaten von einigen Experten bereits als künftiger Bayern- oder Nationalcoach gehandelt.Der ESV wird von Looses neuen Erkenntnissen übrigens nur noch bis Saisonende profitieren können. Danach möchte er eine neue Herausforderung annehmen. Was, das weiß er heute noch nicht. Bis dahin will er seine neuen Erkenntnisse aber der B-Jugend vom Bystedtredder zugute kommen lassen.

Eine Aussage von Verbeek über den Hospitanten aus dem hohen Norden gibt es nicht. Allerdings hat es nichts damit zu tun, dass sich Bochums Trainer nicht mehr an Loose erinnert. „Er hält es da bei Praktikanten genauso wie mit Spielern oder anderen Offiziellen: Eine Bewertung einer einzelnen Person wird es in der Öffentlichkeit nicht von ihm geben“, ließ VfL-Pressesprecher Jens Fricke verlauten. Typisch Verbeek – und genau wegen dieser direkten Art hatte sich Loose ja den kultig-kauzigen Holländer ausgesucht.
Aufrufe: 012.4.2017, 16:46 Uhr
SHZ / Torsten PetersAutor