2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Jannes Mohr stand in allen bisherigen 16 Spielen des ESV auf dem Platz und steht für eine erfolgreiche Teamverjüngung.
Jannes Mohr stand in allen bisherigen 16 Spielen des ESV auf dem Platz und steht für eine erfolgreiche Teamverjüngung.

Eckernförder SV: Neue Saison, alte Sorgen

Unter dem neuen Trainer Töns Dohrn hat sich das Auftreten der stark verjüngten ESV-Mannschaft in der Verbandsliga positiv entwickelt. Gleich geblieben sind aber die tabellarischen Sorgen.

Die Stimmungslage beim Eckernförder SV ist etwas betrübt. Nach der nervenaufreibenden vergangenen Saison im Abstiegskampf der Fußball-Verbandsliga Nord-Ost sollte nach dem Umbruch im Sommer ein frischer Wind wehen. Dieser pfiff tatsächlich in mehreren ESV-Spielen über den Platz – gleich geblieben sind aber die tabellarischen Sorgen.

Denn von dem in dieser Saison so wichtigen siebten Platz, der für die Qualifikation zur kommenden neu eingeführten Landesliga benötigt wird, ist der ESV nach 16 Spielen mit neun Punkten ein gutes Stück weit entfernt. „In erster Linie müssen wir nach unten gucken und so schnell es geht da raus kommen“, sagt Trainer Töns Dohrn, der aber mit bestimmter Stimme hinzufügt: „Wir stehen nicht da, wo wir hinwollten und auch nicht dort, wo wir vom Potenzial her hingehören.“

Platz 12 mit nur fünf Siegen aus 16 Spielen bei schon sieben Niederlagen – die Bilanz der Eckernförder ist keinesfalls befriedigend. „Der Umbruch darf da keine Ausrede sein. Gerade unsere Spieler aus der eigenen Jugend haben es größtenteils gut gemacht. Aber wir haben in zu vielen Spielen unnötig Punkte liegen gelassen“, sagt Dohrn, der vor der Saison Stefan Mackeprang als Ligatrainer am Bystedtredder ablöste.


Dabei begann die Amtszeit von Dohrn sehr vielversprechend. In der Vorbereitung war große Aufbruchstimmung zu spüren. „Alle haben voll mitgezogen“, sagt Dohrn. Mit Ken-Marvin Smit, Malte Eggers, Marius Kaak, Jaron Ewert und Henning Ströh hatten fünf Leistungsträger die Weiß-Schwarzen verlassen. Externe Zugänge gab es bis auf Kevin Vollmer, der vom Stadtrivalen Team Förde kam, nicht. Dafür zog Dohrn Spieler aus seiner ehemaligen zweiten Mannschaft hoch sowie mehrere A-Jugendliche.


Der geglückten Vorbereitung folgte auch ein ausgezeichneter Start in die Liga mit einem 0:0 gegen Topfavorit Inter Türkspor und einem 5:1 gegen Aufsteiger Vineta Audorf. Doch im dritten Spiel erwischte es die Eckernförder. „Es war das erste einer Reihe von 50:50-Spielen, die wir nicht gewonnen oder sogar verloren haben. Da haben wir in der Hinrunde sieben Punkte liegen gelassen, die uns jetzt fehlen“, sagt Dohrn.


Auch im Heimspiel gegen harmlose Kronshagener führte der ESV am 4. Spieltag bereits mit 2:0 und hatte eine Reihe an Großchancen auf das dritte Tor – am Ende stand aber noch ein 2:2 auf dem Spielbericht. „Wir betreiben einen hohen Aufwand, belohnen uns oft aber nicht“, sagt Dohrn. Mit dem 3:2 in Molfsee kam das Team wieder in die Spur und legte direkt ein 2:0 gegen Heikendorf nach. „In dieser Phase waren wir wieder oben dran“, sagt Dohrn.


Es folgte jedoch das Auswärtsspiel beim Büdelsdorfer TSV, welches der ESV-Coach als Knackpunkt bezeichnet. „Wir haben 1:0 geführt und dann innerhalb von zehn Minuten drei Gegentreffer bekommen“, erinnert sich Dohrn. Wieder so ein Spiel der verpassten Chancen. Die letzten fünf Partien vor der Winterpause waren mit nur einem Punkt beim TSV Stein – auch hier hätten die Eckernförder vom Kräfte- und vom Chancenverhältnis zwingend als Sieger vom Platz gehen müssen – insgesamt enttäuschend.


Ein Problem hat die junge Mannschaft sobald Stützen des Teams ausfallen. In der Abwehr ist das Franz Tuchen, der selber eine gute Hinserie spielte und auch fast immer dabei war. Im Mittelfeld haben Leon Engelbrecht und Dimitri Milov das Potenzial diese Führungsspieler zu werden, die sich Trainer wünschen. Beide spielen auch mal „dreckig“ und können so ein Zeichen setzen. „Mit ihnen sind uns Spielertypen weggebrochen, die man besonders nach so einem großen Umbruch braucht“, erklärt Dohrn.


Vor allem der 21-jährige Engelbrecht ist auch auf dem Platz ein Lautsprecher, der seine Mitspieler ordnet, aufmuntert oder auch mal anpfeift. „Dass er am Ende beruflich bedingt gar nicht mehr trainieren konnte, hat uns hart getroffen. Noch trauriger war aber natürlich die Verletzung von Dimi“, sagt Dohrn. Der einsatzfreudige und kampfstarke Dimitri Milov riss sich im Derby gegen den Gettorfer SC das Kreuzband und wird lange fehlen.


Da auch Engelbrecht bis April 2017 überhaupt nicht zur Verfügung stehen wird, sind andere Spieler gefragt, die eine Führungsrolle auf dem Feld übernehmen können. Dohrn hat da auch den 28-jährigen Max Gülzner im Auge, „aber vom Typ her ist er keiner, der groß den Mund aufmacht“, weiß Dohrn. „Und du kannst niemanden zwingen, so eine Rolle einzunehmen.“Es bleibt der Blick nach vorne und für Dohrn die Hoffnung, die Qualifikation für die Landesliga doch noch zu erreichen. „Dafür brauchen wir nach der Winterpause aber einen richtig guten Start“, weiß der Trainer, der eine fünfwöchige intensive Vorbereitung auf das erste Spiel im Jahr 2017 beim Preetzer TSV ankündigt.


Der 47-Jährige will zukünftig noch mehr hingucken, welche Spieler ihre Prioritäten wie setzen. Dohrn erklärt: „Fußball ist für uns alle nur ein Hobby. Aber ich würde mir wünschen, dass meine Spieler möglichst viel dem Fußball unterordnen würden.“


Zumindest konnten sich die Eckernförder in der Winterpause noch einmal verstärken. Zwar verließ Angreifer Tjark Carstensen etwas überraschend den Verein, da er über zu wenig Einsatzzeit klagte und sich nun gegen noch größere Konkurrenz beim Gettorfer SC durchsetzen muss, doch mit Pascal Brix (Hansa Rostock II) und Tim Schikorr (1. FC Schinkel) hat der ESV auch zwei externe Neuzugänge bekommen. Dazu kommt Julian Zülsdorff aus der A-Jugend, der in seinen drei Auftritten in der Hinrunde sein großes Potenzial bereits bewies. „Sie alle drei werden uns helfen“, ist sich Dohrn sicher.

Aufrufe: 023.12.2016, 11:30 Uhr
SHZ / Stefan GerkenAutor