2024-04-24T13:20:38.835Z

Vereinsnachrichten
Eine Fußballpause kann sich Alexander Dürr (am Ball) gut verstellen, nachdem er seinen Trainerjob beim FC Affing nicht antreten wird.    F.: Roland Geier
Eine Fußballpause kann sich Alexander Dürr (am Ball) gut verstellen, nachdem er seinen Trainerjob beim FC Affing nicht antreten wird. F.: Roland Geier

Dürr will auch nicht mehr

Der als neuer Affinger Trainer eingeplante Ex-Profi wird nach der Rücktrittswelle beim Landesligisten seinen Job nicht antreten

Beim Landesliga-Absteiger FC Affing haben sich die Ereignisse überschlagen. Mit Robert Lindermeier und Enzo Sarcone verlor der Verein zunächst seinen Abteilungsleiter Fußball und den Interimstrainer der ersten Mannschaft. Wenig später wurde auch noch bekannt, dass Alexander Dürr, der in der kommenden Saison das Traineramt übernehmen wollte, nicht in Affing antreten wird.

Zunächst teilte Lindermeier in einer Pressemitteilung mit, dass er bereits am Sonntagabend vom Amt des Abteilungsleiters Fußball zurückgetreten sei. Die erste Mannschaft, deren Abstieg aus der Landeliga Südwest feststeht, legte an diesem Tag eine desolate Vorstellung hin und unterlag mit 0:7 der Regionalliga-Reserve des FV Illertissen. In der Mitteilung, die nur wenige Sätze enthält, macht der 51-Jährige aber nicht das Debakel für seine Entscheidung verantwortlich. Vielmehr schreibt er: „Mit der Vorstandschaft des FC Affing gab es unterschiedliche Auffassungen über die sportliche Ausrichtung zur neuen Saison.“ Mit Lindermeier traten auch Interimstrainer Enzo Sarcone und der komplette Betreuerstab zurück. Der 30-Jährige hatte die Mannschaft erst vor etwa vier Wochen nach dem Rücktritt von Trainer Marco Küntzel übernommen. Sarcone sagt aber, dass er weiter im Verein bleibt und eventuell auch wieder für die zweite Mannschaft spielen wird. Die Entscheidung Lindermeiers müsse man akzeptieren. „Aus Solidarität zu ihm bin ich auch zurückgetreten, weil er mich damals geholt hatte.“

Lindermeier betonte im Gespräch mit den Aichacher Nachrichten, sich nicht weiter zu seinem Rücktritt äußern zu wollen. „Ich will nicht noch weiteres Öl ins Feuer gießen.“ Er bestätigte aber, dass die schlechte Leistung der Mannschaft nicht der ausschlagegebende Grund für seinen Rücktritt war. Vielmehr gab es unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft der Abteilung zwischen ihm und dem Vorstand.

Allgemein zeigte sich der 51-Jährige enttäuscht über das Geschäft im Amateurbereich. Robert Lindermeier hatte die Führung der Abteilung erst Ende vergangenen Jahres übernommen, war aber bereits in den 1990er-Jahren Abteilungsleiter in Affing. Die Ansprüche der Spieler seien deutlich gestiegen. Die Bereitschaft, sich für seinen Verein einzusetzen, gesunken. „Wenn einer heute fünf Meter gerade laufen kann, dann meint er, mindestens 200 Euro im Monat verdienen zu können“, sagt Lindermeier. Aber auch die Konkurrenz unter den Vereinen habe zugenommen. In der Stadionzeitschrift hatte sich Lindermeier darüber beschwert, dass Verantwortliche anderer Vereine versuchten, die schwierige Lage des FC Affing auszunutzen, um Spieler abzuwerben. „Da stehen diese Personen jahrelang in Lohn und Brot beim Verein und versuchen nun, mit teils unmoralischen Angeboten Spieler zu Wechseln zu überreden“, hieß es in der Zeitschrift. Kenner der Szene hatten darin einen Verweis auf Stefan Tutschka gesehen, der lange Zeit Trainer in Affing war und den Übungsleiter-Job in Zukunft beim SC Oberweikertshofen ausführt. Lindermeier nennt keine Namen. Er sagt aber: „Es gibt Vereine in der näheren Umgebung, die versuchen, aus den unteren Klassen herauszukommen.“ Diese Aussage lässt sich folgendermaßen deuten: Anscheinend sind Kreisligisten bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen, um ihre Mannschaften aufzustocken.

Da Lindermeier nun nicht mehr für den FC Affing im Einsatz ist, hat auch Alexander Dürr abgewunken. Der ehemalige Abteilungsleiter war der feste Ansprechpartner des 44-Jährigen. „Ich sehe nun keine Basis mehr für die Zusammenarbeit“, sagt Dürr auf Anfrage. Er unterstützt zurzeit den SV Gablingen dabei, in der A-Klasse Augsburg den Klassenerhalt zu schaffen. Wie der 44-Jährige sagt, steht aber schon länger fest, dass dieses Engagement nur bis zum Ende der Saison gilt. „Ich denke, nach allem, was in den letzten Tagen los war, werde ich mit meiner Familie eine fußballfreie Zeit genießen.“

Beim FC Affing sind nun die Mitglieder des Vorstands gefragt, eine Lösung für die prekäre Situation zu finden. Sarcone war bereits der vierte Trainer, der in dieser Saison die erste Mannschaft übernommen hatte. Vor Lindermeier hatte bereits Markus Berchtenbreiter als Sportlicher Leiter zum Beginn der Saison hingeworfen. Peter Lechner, ebenfalls ein Urgestein des Vereins, der sich zeitweise um die Fußballabteilung gekümmert hatte, winkt auf Anfrage ab. „Ich werde das Amt des Fußballchefs niemals wieder übernehmen.“

Die Führung des Vereins haben zurzeit Michael Bichlmeier und Michael Burger, Zweiter und Dritter Vorsitzender, übernommen. Der Vereinsvorsitzende Franz Meier ist krank. Zudem kümmert sich wohl weiterhin Paul Lichtenstern um die Finanzen des Vereins, ohne ein Amt innezuhaben. Bichlmeier wollte sich aktuell nicht zu dem Rücktritt von Lindermeier äußern. Er sagt nur: „Es wird weitergehen.“ Der Vorstand wolle eine neue Regelung finden. Es steht aber noch nicht einmal fest, wer zumindest vor den letzten beiden Punktspielen in der aktuellen Saison das Training der ersten Mannschaft übernimmt.

Aufrufe: 013.5.2015, 11:09 Uhr
Aichacher Nachrichten / Philipp SchrödersAutor