Bonner SC - Rot-Weiss Essen (So 14:00)
Dass Essen die Favoritenrolle innehat, ist für den BSC-Trainer gar keine Frage. „Essen ist eine Profimannschaft, während wir in der Liga zu den ganz wenigen Amateuren zählen. Vor dem Spiel in Düsseldorf am letzten Freitag haben die meisten von uns bis 14 Uhr gearbeitet.“
Auch deshalb sind für Zillken die bislang erzielten 26 Punkte aus 18 Spielen aller Ehren wert. „Das ist für unsere Ansprüche mehr, als wir uns erhofft haben und sehr viel wert im Kampf um den Klassenerhalt. Denn um nichts anderes geht es für uns in der Liga.“ Gegen die Mannschaft von Trainer Sven Demandt, die wieder mit dem zuletzt gesperrten RWE-Kapitän Benjamin Baier und dem neunfachen Torschützen Marcel Platzek planen darf, verspricht der BSC-Trainer, „noch mal alles in die Waagschale zu werfen und alles rauszuhauen“.
Für jeden BSC-Spieler ist es laut Zillken eine tolle Herausforderung, gegen einen solchen Gegner antreten zu dürfen. „Wir wollen an die Leistungen anknüpfen, die wir gegen Dortmund II und den Wuppertaler SV gezeigt haben.“ Selbst das 0:3 in Düsseldorf ist für Zillken überhaupt kein Anlass, sich über Form und Bereitschaft seiner Mannschaft Sorgen zu machen. „Auch gegen Düsseldorf haben wir ein gutes Spiel gemacht. Und Spiele in dieser Liga zu verlieren, ist völlig normal“, sagt der BSC-Trainer im Brustton der Überzeugung. Die aus seiner Sicht äußerst fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen und natürlich die von Lucas Musculus und Dario Schumacher vergebenen Elfmeter hätten letztlich einen durchaus möglichen Punktgewinn verhindert. „Besonders diese beiden Spieler wollen diese Lapsus am Sonntag wieder vergessen machen“, versichert Zillken.
Ob der in Düsseldorf vermisste Kelvin Lunga gegen RWE wieder eingreifen kann, ist zumindest fraglich. Immerhin trainiert der 22-Jährige seit Mittwoch wieder mit der Mannschaft.
Aus Essen war zu hören, dass rund 2000 Anhänger die Rot-Weißen, die zuletzt zu Hause gegen Wiedenbrück nur 0:0 spielten und sich am Mittwoch 120 Minuten lang gegen den Oberligisten SpVg. Schonnebeck (2:0) ins Verbandspokal-Halbfinale quälten, nach Bonn begleiten werden. Für die BSC-Fans bleibt deshalb die Gegengerade (Eingang Ost) am Sonntag gesperrt. Der Einlass erfolgt über die Haupttribüne (Eingang West). Der Sportpark Nord öffnet um 12.30 Uhr. Der BSC weist darauf hin, um lange Schlangen an den Kassen zu vermeiden, möglichst früh anzureisen.
Bei keinem anderen Verein in der Fußball-Regionalliga West dürfte die Diskrepanz zwischen der Erwartungshaltung der Anhänger und den real existierenden Möglichkeiten größer sein als bei Rot-Weiss Essen, dem letzten Heimspielgegner des Bonner SC.
Aktuell ist der Deutsche Meister von 1955, bei dem einst Legenden wie Helmut Rahn oder Willi „Ente“ Lippens spielten, in der Tabelle auf Platz fünf zu finden. Klingt noch halbwegs vielversprechend, wenn da nicht der kaum noch aufzuholende Abstand von 14 Punkten auf Tabellenführer Viktoria Köln wäre. Dabei hatten die Fans von RWE vor der Spielzeit sehnlichst gehofft, am Ende dieser Saison der Regionalliga, von Fans und Spielern gerne als „Schweineliga“ bezeichnet, endlich entkommen zu können. „Ich glaube, dass wir mit der Hinserie zufrieden sein können“, meinte jüngst RWE-Trainer Sven Demandt in der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.“
Für den Ex-Profi ist die Hinrundenbilanz vor dem Hintergrund der Zittersaison 2015/2016 also gar nicht einmal so übel. Für die Anhänger, die RWE im Titelkampf erwartet haben, fällt die Ausbeute bislang einmal mehr nicht zufriedenstellend aus. Die Initiative des Vereins „Zusammen Hoch 3“, die seit Oktober 2015 den Aufstieg in die 3. Liga binnen drei Jahren propagiert, sollte die Euphorie rund um die Essener Hafenstraße entsprechend anfachen. Die jüngsten Darbietungen der Mannschaft um Kapitän Benjamin Baier geben aber wenig Anlass zu Optimismus. Die Leistungen von RWE sind alles andere als stabil. So folgte dem 5:2 gegen die U 23 des 1. FC Köln und dem überzeugenden 5:1 in Siegen ein zittriges 0:0 gegen Wattenscheid. In Oberhausen zeigte sich Essen beim 2:2 wieder von der starken Seite, um sich dann eine Woche später mühsam zu einem 3:2 über Sprockhövel zu quälen. Zuletzt mussten sich die mehr als 6000 Zuschauer im Stadion Essen mit einem 0:0 gegen Wiedenbrück zufriedengeben.
Auch finanziell gelangt der Traditionsverein offenbar nicht in ruhiges Fahrwasser. Innogy, Tochtergesellschaft des Essener Energieversorgers RWE, Trikotsponsor von Namensvetter RWE, hatte zum 30. Juni den Sponsorenvertrag gekündigt. Rund 250 000 Euro sollen in den letzten vier Jahren aus dieser Quelle in die Vereinskassen geflossen sein. Damit ist RWE nicht mehr in der Lage, die Stadionpacht von 80 000 Euro pro Jahr zu bezahlen, auf der nun die Stadt Essen sitzen bleibt. Darüber hinaus hätten laut „WAZ“ gleich mehrere städtische Tochterfirmen ihr Sponsoring deutlich gestutzt.
Damit scheint auf die große RWE-Fanschar eine weitere Geduldsprobe zuzukommen. Demnach dürfte also der Traditionsclub, den BSC-Trainer Daniel Zillken trotz aller Probleme gerne als gefühlten Zweitligisten bezeichnet, der „Schweineliga“ noch mindestens eine weitere Spielzeit erhalten bleiben.