2024-04-19T07:32:36.736Z

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<b>F: Mark Bohla</b>
<b>F: Mark Bohla</b>

DSV 1900 - "A Big Surprise in Landesliga"

Wie die drei japanischen Spieler Shinya Kondo, Ryusei Ukita und Kenta Dohi zum Duisburger SV 1900 gekommen sind - ein Novum im Duisburger Amateurfußball

Ralf Kessen schmunzelt. "Man müsste uns einen Integrationspreis verleihen", sagt der Trainer des Landesligisten Duisburger SV 1900. Kürzlich gab es eine Mannschaftsbesprechung. Und weil Kenta Dohi noch kein Deutsch kann, übersetzt Paul Ihnacho für ihn. "Da erklärt ein Nigerianer einem Japaner auf Englisch, was der Trainer gerade auf Deutsch gesagt hat."
Und tatsächlich hat das aktuelle Team der Wanheimerorter eine Besonderheit, die in der Geschichte des Duisburger Amateurfußballs wohl einzigartig ist. Gleich drei Japaner spielen für den Klub von der Düsseldorfer Straße. Shinya Kondo war schon in der vergangenen Saison dabei - Ryusei Ukita und Kenta Dohi kamen in diesem Sommer hinzu.

Shinya Kondo - daheim heißt er Kondo Shinya, weil in Japan die Familiennamen zuerst genannt werden - spielt in der Defensive und macht seine Sache gut. Völlig unauffällig, völlig unaufgeregt - und völlig zuverlässig. "Zu Beginn der vergangenen Saison war er stark, dann fiel er in ein Loch", erinnert sich Ralf Kessen. "Doch aktuell ist er richtig stark." Der 24-Jährige stammt aus Nagano, der Stadt der Olympischen Winterspiele von 1998. "Ein Agent hat den Kontakt für mich hergestellt", berichtet er. Zunächst hat er in seiner Heimatstadt gespielt, studierte dann an der Shizuoka Sangyo University Sportpsychologie und spielte dort auch Fußball. Später zog es ihn dann zu Vanraure Hachinoke, einem Verein in der vierten Liga Japans. Der erste Kontakt führte ihn zum VfB Hilden, wo er nicht so recht zum Zug kam. Also wechselte er zum DSV 1900. Das Schwierigste? "Die Sprache", sagt Kondo. Oft schaut noch ein Freund zum Dolmetschen vorbei, doch so langsam findet sich Kondo ganz gut zurecht. Bleibt die Frage, warum er nach Deutschland gekommen ist. "Na, zum Fußballspielen", sagt er. Nebenher geht er freilich arbeiten. Sonst ginge es nicht.

"Deutsch und Japanisch ist wirklich völlig unterschiedlich", sagt Ryusei Ukita. Er ist erst 20 Jahre alt, spricht aber schon erstaunlich gut Deutsch. "Ich habe gleich eine Sprachschule besucht", so der Mittelfeldspieler. Seit er vier Jahre alt ist, kickt Ukita nun schon. Er stammt aus Kamagaya und hat dort, bis er 18 Jahre alt war, Highschool-Fußball gespielt. Eine Sache, die ihm gleich auffällt: "Hier in Deutschland gibt es so viele Fußballvereine. Das ist kein Vergleich zu Japan." Seine Ziele sind groß. "Ich würde gerne Fußballprofi werden." Und um das zu schaffen, will er sich in der Landesliga beweisen. Seine neuen Teamkameraden haben ihn sehr gut aufgenommen. "Alle sind wirklich sehr freundlich", sagt er. Das ist ein Lob, das sein Coach gerne zurückgibt. "Alle drei", sagt Kessen, "sind äußerst angenehm. Sie haben Qualitäten und Werte, die uns manchmal schon abhanden gekommen sind." Währenddessen deutet er auf einen Bällesack und andere Utensilien, die noch auf dem Platz liegen - ohne dass seine japanischer Kicker es bemerken. Sie sammeln alles ein und bringen es in die Kabine. "Genau das meine ich. Sie haben eine ganz natürliche Hilfsbereitschaft. Normalerweise muss man Spielern sagen, dass sie das machen sollen. Diese Jungs machen es von sich aus." Ukita spielte zunächst für den 1. FC Wülfrath. Dort klappte es für ihn nicht - beim DSV 1900 läuft es.

Der Erfahrenste der drei ist Kenta Dohi. Er ist schon 28 Jahre alt und ist auch deswegen wichtig für das gesamte Team, das mit ihm nur drei Spieler hat, die in den 80ern geboren worden sind. Er kommt aus Yokohama und hat von der Fußballwelt bereits eine Menge gesehen. Denn dort, wo Deutschland das WM-Halbfinale gegen die brasilianischen Gastgeber gewann, hat Dohi schon gespielt. "Ich habe an einem Tryout-Camp von Cruzeiro Belo Horizonte teilgenommen und für das U-20-Team des Klubs gespielt. Leider habe ich den Sprung in den Profibereich nicht geschafft." Später ging es für ihn nach Australien. "Dort habe ich für mehrere Klubs gespielt." Sein letzter Verein waren die Ipswich Knights in der Brisbane Premier League, einer dritten Liga im australischen Bundesstaat Queensland. Asien, Südamerika, Australien - nun kickt er schon auf seinem vierten Kontinent. "Weil Europa einfach der beste Ort ist, um Fußball zu spielen", sagt er. Zunächst hat er es in den Niederlanden versucht. Als das nicht zu klappen schien, sprach er mit einem japanischen Agenten. "Ich hatte ihn gerade erst kennengelernt. Er riet mir, nach Deutschland zu gehen." So wollte er beim SV Uedesheim anheuern - das jedoch scheiterte an Passformalitäten. So kam er auch er zum DSV 1900 und komplettierte das japanische Trio.

Große Ziele beim DSV-Trio

Und wie schätzen die drei ihr aktuelles Team ein? Kenta Dohi grinst, wie so oft. Was der Duisburger SV 1900 in dieser Saison wird? "A big surprise in Landesliga." Er übersetzt seinen zwei Landsleuten kurz, was er gesagt hat. Eine große Überraschung? Alle drei lachen und nicken. Dann kann's ja losgehen.

Aufrufe: 012.8.2015, 08:02 Uhr
RP / Friedhelm ThelenAutor