2024-04-25T14:35:39.956Z

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DSC Arminia Bielefeld ist ihre zweite Heimat

Die namibische Nationalspielerin Veweziwa Kotjipati liebt ihr Heimatland, spielt aber auch mit ganzem Herzen für ihren Verein Arminia Bielefeld

Beim Fußball ist Veweziwa Kotjipati mehr reingestolpert, als absichtsvoll gelandet: „Ich war eigentlich Leichtathletin“ sagt sie und lacht ein wenig verlegen. Sie läuft seit ihrem achten Lebensjahr, in ihrer Heimat Namibia sogar auf Regionalniveau, und wird bei einem Wettbewerb zufällig von der Trainerin des Vereins JS Academy entdeckt. „Wir können deine Schnelligkeit gut gebrauchen“, sagt sie. Und Vewe, wie ihren Mitspielerinnen sie nennen, wird mit 17 Jahren namibische Nationalspielerin.
Bis zu Arminia Bielefeld ist es zu dem Zeitpunkt noch ein langer Weg, der vor allem von glücklichen Zufällen gesäumt ist.
Der Sport ist Vewe schon in die Wiege gelegt worden: Ihre 17-köpfige Familie ist sportbegeistert. Ihre vier Brüder und auch der Vater sind Fußballer. Zwar gibt es in Namibia keine Vereine wie in Deutschland, aber in der Schule ist Sport wichtig: Sie wird schon als junges Mädchen gefördert.
In die Nationalelf wird Vewe mit 17 Jahren berufen. Mit 18, ihr Abitur hat sie schon in der Tasche, profitiert sie von einer Partnerschaft zwischen der namibischen Fußballliga und dem westfälischen Fußballverband: Weil ein Mädchen ausfällt, darf Vewe mit ins Trainingslager nach Deutschland reisen. Dabei lernt sie den Vater ihrer künftigen Gastfamilie kennen, der sie kurz darauf als Au-pair-Mädchen nach Deutschland holt.
An ihren ersten Tag erinnert sie sich noch gut: „Es war ein Freitag im Februar und sehr kalt.“ Sie wollte trotzdem gleich mit dem Training starten, stellte aber schnell fest: Zwei paar Handschuhe und ein Schal reichen nicht aus, um die Kälte abzuhalten. Beim SJC Hövelriege trainiert sie sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern mit. Tagsüber kümmerte sie sich um die vier Kinder ihrer Gastfamilie. „Von ihnen habe ich auch das meiste Deutsch gelernt“, sagt sie heute und strahlt, als sie sich an die Zeit erinnert.
Heimweh hat sie manchmal schon, vor allem nach ihrer Familie: „Das ist ein Bedürfnis, das jeder hat.“ Zwar gebe es viele Menschen, die sie liebevoll aufgenommen haben, das sei aber nicht dasselbe. Zur Familie Kontakt zu halten, ist für sie schwierig, denn auf dem Land gibt es in Namibia weder Strom noch Internet. So sieht sie ihre Lieben nur, wenn sie für die Nationalmannschaft in Namibia spielt: „Ein Besuch zu Hause ist dann Pflicht.“
Zur neuen Saison wollte Vewe eigentlich in ihre Heimat zurück. Nach Gesprächen mit Trainer Markus Wuckel und vielen Freunden hat sie sich aber doch umentschieden. Geholfen hat ihr dabei auch die Von-Laer-Stiftung, bei der die 23-Jährige eine praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin macht. „In meinem Au-Pair-Jahr habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Kindern Spaß macht.“
Hilfreich war sicher auch ihre eigene Kindheit. „Ich habe morgens die Brote für meine Geschwister geschmiert, sie zur Schule gebracht und bin dann erst selbst in den Unterricht“, erinnert sie sich. Auch war sie mit für den Haushalt verantwortlich und hat sich um die Nichten und Neffen gekümmert. „In einer Großfamilie aufzuwachsen, ist toll“, sagt sie.
Morgens die Ausbildung, abends das Training für die 2. Liga: „Das ist schon anstrengend“, gesteht Vewe. Fußball sei wie ein zweiter Job. „Der Trainer fordert sehr viel. Da muss ich 100 Prozent geben.“ Und dasselbe gilt für den Beruf: „Es ist wichtig für die Kinder voll da zu sein.“
Die Kollegen und Kita-Leiter Frank Krause-Kappes versuchen ihrer jungen Kollegin für den Sport viel zu ermöglichen. Gleichzeitig übernimmt Vewe schon viel Verantwortung: „Sie ist eine gute Beobachterin und kann gut auf Kinder zugehen“, sagt Krause-Kappes.
Wenn sie ihre Ausbildung in drei Jahren beendet hat, will Vewe nach Namibia zurück, um dann Beruf und Leidenschaft zu kombinieren: „Mein Traum ist es, den Kinderfußball in Namibia zu leiten.“
Aufrufe: 017.9.2016, 13:00 Uhr
Katharina Georgi Autor