2024-04-19T07:32:36.736Z

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F: Heydecke
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Dreieich verzichtet auf die Regionalliga

SC Hessen will lieber in Infrastruktur investieren / Aufstiegskampf wird wieder spannend

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Der souveräne Tabellenführer der Hessenliga, der SC Hessen Dreieich, wird auch im Falle der Meisterschaft in der kommenden Saison in der Hessenliga antreten und verzichtet auf sein Aufstiegsrecht. Das gab der Verein am Dienstag bekannt.

Die Nachricht versteckte sich am Dienstag ganz klein irgendwo unter "Aktuelles" auf der Homepage des SC Hessen: "Eine Million für Nachwuchs-Infrastruktur statt Regionalliga" heißt es etwas sperrig in der Überschrift. Die Nachricht selbst ist aber ein Paukenschlag. Denn entgegen aller Vermutungen wird der finanzstarke Hessenliga-Tabellenführer trotz der wahrscheinlichen Meisterschaft nicht in die Regionalliga Südwest aufsteigen, sondern lieber weiter in die Infrastruktur investieren.

Eine Million Euro für den Nachwuchs

„Der Zustand der Sportanlagen, die in Dreieich für den Breitensport und den Nachwuchsfußball zur Verfügung stehen, ist insgesamt so unbefriedigend, dass die Verwendung von Sponsoring-Geldern der Wirtschaft im hohen sechsstelligen Bereich ausschließlich für die Anforderungen einer vierten Fußball-Liga der Situation in unserer Stadt nicht angemessen wäre. Der SC Hessen liefe mit einem Aufstieg schon in diesem Jahr Gefahr, sich dauerhaft von seiner Basis, den für die sportliche Grund-Ausbildung von weit mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen verantwortlichen Vereinen in den Ortsteilen, zu entkoppeln“, wird Vereinspräsident Reinhold Gerhard zitiert.

„Gemeinsam mit der Dreieich Sportstätten Betriebs- und Marketing GmbH (DSBM), der zentralen Sponsoring-Partnerin des SC Hessen, haben wir entschieden, in der kommenden Saison einen Betrag von einer Million Euro nicht dem Budget für den Spielbetrieb im bezahlten Fußball zuzuweisen, sondern mit Blick in die Zukunft gezielt für die Verbesserung der Nachwuchs-Infrastruktur in Dreieich einzusetzen“, ergänzt Vize-Präsident Karl-Heinz Körbel. Der frühere Bundesliga-Profi von Eintracht Frankfurt ist bei den Hessen für die Ausrichtung der Jugend-Strategie verantwortlich.

Das Trainerteam Rudi Bommer und Ralf Weber, früher ebenfalls Profis bei Eintracht Frankfurt, sind in die Entscheidung eingeweiht: „Wir haben uns für das Projekt Dreieich entschieden, weil wir einen gemeinsamen Plan haben, den wir konzentriert abarbeiten“, erklärt Bommer auf der Homepage des SC. Dieser Plan sehe einen Regionalliga-Aufstieg im Jahr 2017 noch nicht vor. "Die Rahmenbedingungen in Dreieich entsprechen noch nicht den gezeigten sportlichen Leistungen. Für dauerhaften Erfolg muss das komplette Umfeld stimmen. Daran arbeiten wir alle zusammen“, so Bommer.

Aufstiegskampf in der Hessenliga wird wieder spannend

Der Aufstiegsverzicht des SC Hessen macht den Meister- und Aufstiegskampf in der Hessenliga plötzlich wieder spannend. So kämpfen nun Rot-Weiß Frankfurt, Eintracht Stadtallendorf (beide 45 Punkte), Bayern Alzenau (42) und Borussia Fulda (41) um die begehrte Aufstiegsmöglichkeit. Unklar ist, welche Teams die Anforderungen für die Regionalliga erfüllen können. Am ehesten wahrscheinlich wäre das wohl bei Rot-Weiß Frankfurt und Borussia Fulda, die beide regionalligataugliche Spielstätten mitbringen. Die Frankfurter spielen im Stadion am Brentanobad (5600 Plätze), Borussia Fulda trägt seine Heimspiele im Sportpark Johannisau aus. Dessen Kapazität beträgt derzeit rund 18.000 Plätze.

Offen bleibt ebenfalls die Frage, welche personellen Konsequenzen der Aufstiegsverzicht der Dreieicher haben könnte. So dürften einige Leistungsträger aufgrund mangelnder Perspektive den Verein am Saisonende verlassen. Zu der Kaderplanung für die Saison 2017/18 äußerte sich der Verein am Dienstag allerdings nicht.

Aufrufe: 021.3.2017, 22:20 Uhr
Frank Leber (Darmstädter Echo)Autor