2024-04-24T13:20:38.835Z

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Johanna Tiinus (rechts) ist Dolmetscherin und Co-Trainerin in einem. Und dann ja auch noch große Schwester. Pauliina (li.) gehört zum erweiterten Kreis des U16-Nationalteams. Katriina (mitte) wurde zur besten Torhüterin ihres Jahrgangs gewählt. F: Hippel
Johanna Tiinus (rechts) ist Dolmetscherin und Co-Trainerin in einem. Und dann ja auch noch große Schwester. Pauliina (li.) gehört zum erweiterten Kreis des U16-Nationalteams. Katriina (mitte) wurde zur besten Torhüterin ihres Jahrgangs gewählt. F: Hippel

Drei finnische Mädels erobern den Club

Die Schwestern Talaslahti sind vor allem nach Nürnberg gekommen, um sich fußballerisch weiterzuentwickeln

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Talente hat der 1. FC Nürnberg in seinem Nachwuchsleistungszentrum einige. Doch auch bei den Mädchen tut sich was: Mit Katriina und Pauliina Talaslahti spielen neuerdings zwei fin­nische Nationalspielerinnen für Nürn­berg. Und die große Schwester ist Co-Trainerin und Dolmetscherin.
Deutsch verstehen sie schon einiger­maßen, mit dem Sprechen hapert es noch. Aber das soll sich bei Pauliina (15) und der gerade 14 Jahre gewordenen Katriina Talaslahti schnell ändern. Vom Erstligisten FC Honka Espoo, der zweitgrößten Stadt Finnlands, sind die Schwestern zum 1. FC Nürnberg gekommen - vor allem, um im Fußball, ihrer großen Leidenschaft, Erfahrungen zu sam­meln.

Die Neugier auf den Wechsel ins Ausland wurde in der Familie durch Austauschschülerinnen aus England und Deutschland geweckt. Als dann Johanna Tiinus, die ältere Schwester, nach Nürnberg zog, haben sich die Vorstellungen von einem Aufenthalt im Ausland verdichtet. Die ehemalige Fußballerin und Trainerin aus dem Nachwuchsbereich des FC Honka ist nun Co-Trainerin bei den U17-Junio­rinnen des Club in der Bundesliga geworden. Als sich für Mutter Anne die Gelegenheit bot, beruflich nach Nürnberg zu kommen, wurde die Chance genutzt: sie nahm ihre Töch­ter einfach mit nach Franken.

Eine Wohnung ist bereits gefunden und die Schulwünsche für Pauliina und Katriina mit der Aufnahme in die Sportleistungsklasse der Bertolt-Brecht-Schule gut gelöst. In Helsinki sind sie bereits in eine Sportleistungs­klasse gegangen. Rundum Zufriedenheit also, denn Osman Cankaya, Trainer des U17-Teams in der Juniorinnen-Bundes­liga, ist sich nach den ersten Ein­drücken in den Übungseinheiten sicher, „dass uns beide Spielerinnen definitiv im Bundesliga-Kader weiter­helfen können“. Finnisch muss des­halb niemand lernen, Englisch und die stets besser werdenden Deutsch-Kenntnisse der beiden Neuen - übrigens ein weiterer gewichtiger Grund für den Umzug - reichen bereits zur Verständigung. Und gibt es doch einmal Probleme: Sprachlich steht die älteste Schwester als Dolmetscherin und als Co-Trainerin zur Verfü­gung.

Ob der Club mit seiner strukturierten Nachwuchs­arbeit zum Karriere­sprung für Pauliina, eine technisch versierte Ab­wehrspielerin mit Platz im erweiterten Kader der fin­nischen U16-National­mannschaft, oder Torhüte­rin Katriina, die jüngst in der Heimat als Beste auf ihrer Position des Jahr­gangs 2000 ausgezeichnet wurde, beitragen kann, muss sich in Zukunft zei­gen.

Die Voraussetzungen schätzt Johanna Tiinus jedenfalls gut ein. Zwar genießt Fußball bei den fin­nischen Mädchen einen ho­hen Stellenwert, hat sich in den vergangen Jahren sogar zur beliebtesten Sportart entwickelt, „Deutschland hat jedoch in der Entwicklung einen Vorsprung, verfügt über mehrere gute Spielerin­nen und ist in der Spitze deutlich stärker einzuschätzen“.

Leidtragende Männer

Davon sollen und wollen die beiden jüngeren Schwestern profitieren, die auch schon Unterschiede in der Spiel­auffassung ausgemacht haben. „Tak­tisch wird in Deutschland anders gespielt, physischer zudem und vor allem in höherem Tempo“, hat Abwehrspielerin Pauliina festgestellt und merkt kritisch an: „Manchmal geht es zu schnell und damit auf Kos­ten der Präzision.“ Aufgenommen wurden sie und ihre jüngere, aber körperlich bereits größe­re Schwester problemlos. An Gelegen­heiten, ihre Fähigkeiten bald im Ernst­fall zu beweisen, dürfte es auch beim Frauen-Club nicht fehlen.

Übrigens: Leidtragende in dieser Vier-Frauen-Geschichte in einer glo­balisierten Welt gibt es natürlich auch. Vater und Ehemann Talaslahti und Ehemann Tiinus bleiben in Finn­land, haben allerdings aufgrund ihrer Berufe die Möglichkeit, einmal pro Monat eine Woche in Nürnberg zu ver­bringen und von hier aus zu arbeiten. Ob sie sich dann für Frauenfußball interessieren, ist nicht überliefert.

Aufrufe: 07.10.2014, 15:00 Uhr
Peter WielandAutor