2024-03-28T15:56:44.387Z

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Die Sanierung hat begonnen: Die obere Tennenschicht ist bereits weg, die Vorarbeiten zum Neuaufbau laufen. Der Hertha-Platz erhält später auch eine Rigole mit Drainage sowie eine Beregnungsanlage zum Schutz der Anwohner vor Staub. Foto: Roland Kohls
Die Sanierung hat begonnen: Die obere Tennenschicht ist bereits weg, die Vorarbeiten zum Neuaufbau laufen. Der Hertha-Platz erhält später auch eine Rigole mit Drainage sowie eine Beregnungsanlage zum Schutz der Anwohner vor Staub. Foto: Roland Kohls

Dorfclub stemmt Platzneubau

Hertha Bonn steuert Eigenanteil von 230.000 Euro bei

Früherer Top-Manager führt den Verein: Bis vor kurzem schien es, als würde für den traditionsreichen FC Hertha Bonn in Dottendorf das letzte Stündlein schlagen: Der Fußballplatz abgesackt und teils gesperrt, die Mitgliederzahl im Sinkflug, die Aussichten trübe. Heute steht der 1918 gegründete Club so gut da wie lange nicht.

Der Platz wird zurzeit erneuert, ab Oktober kicken wieder sieben Jugendmannschaften mit über 100 aktiven Kindern und Jugendlichen hinter dem F.A.-Schmidt-Weg in Dottendorf.

Wie das geht? Mit frischem Elan, einer gut gefüllten Spendenkasse und einem neuen Vorstand. "Es durfte nicht sein, dass dieser Platz hier im Dorf kaputt bleibt", findet Manfred Hell, der seit Januar Vorsitzender ist. Er und sein Vize Klaus-Martin Klassen, ein Bonner Anwalt, packten an und machten der Stadt ein Angebot. Statt der von dort zugesagten 70.000 Euro für die Notreparatur (Hell: "Das hätte niemals gereicht, um den Platz wieder bespielbar zu machen"), packt die Kommune noch 50.000 Euro obendrauf, und der Verein übernimmt den stolzen Rest von 230.000 Euro als Eigenanteil.

Tatsächlich: Der Coup klappte, derzeit laufen die Vorarbeiten für die Platzerneuerung. Der Verein als Bauherr ist sicher, dass der neue Tennenplatz Ende August fertig ist. Nach sechswöchiger Ruhezeit soll die Einweihung im Oktober in Form eines attraktiven Fußballspiels stattfinden. Und die Stadt repariert als Zugabe noch die Umkleiden und die Elektrik.

Doch woher hat ein kleiner Club 230.000 Euro? "Wir haben sehr viele private Gelder generiert", berichtet Hell, der über seinen eigenen Anteil nicht sprechen möchte. "Uns sind 50 Euro von den Ur-Dottendorfern genau so viel wert wie einzelne Großsummen von unseren Sponsoren", sagt er. Denn das solle ein Bürgerplatz werden, einer für die Dottendorfer.


Liebt Fußball und hat ein Herz auch für die kleinen Vereine: Mit dem FC Hertha Bonn will Manfred Hell etwas auf die Beine stellen. Foto: Roland Kohls

"Und wer da am Ende welche Spenden eingebracht hat, weiß niemand." Muss auch nicht. Das Projekt sei nun fast durchfinanziert, es würden noch 40.000 Euro fehlen. "Diesen Betrag wollen wir über einen Spendenmarathon aufbringen", kündigt Hell an. "Und ich glaube, das wird uns gelingen." Warum sich ein früherer Top-Manager für einen Dorfclub engagiert, ist eigentlich ganz einfach: Sein Sohn (14) spielt dort Fußball. "Und ich beobachte, wie hier mit Herzblut versucht wurde, etwas aufzubauen." Das hat ihn beeindruckt. Mehr noch: "Ich habe mich in diesen Verein verliebt", so Hell. Wenn das einer sagt, der seit 40 Jahren FC-Fan ist und vor zwei Jahren sogar Präsident des 1. FC Köln hätte werden können, ist das schon fast ein Ritterschlag für die kleine Hertha.

Und noch eines ist überraschend in diesen Zeiten: Der Verein baut keinen Kunstrasenplatz, sondern wieder einen Tennenplatz. Weil eine Altdeponie im Untergrund liegt und Teile des Bodens abgesackt waren, hätte schon aus Gründen der Gewährleistung keiner einen Kunstrasen gebaut, erklärt der Vorsitzende. Und damit sei man erst mal zufrieden.

"Hier meckert keiner über die Tenne, manche Spieler betrachten das sogar als Heimvorteil", sagt Hell. Obwohl so ganz ist der Traum noch nicht beendet, fügt er hinzu. "Unser Ziel ist es natürlich, auf die Prioritätenliste der Stadt für den Kunstrasen-Bau zu kommen und dann in drei bis vier Jahren wieder umzubauen." Dafür sei mit dem Unterbau jetzt schon eine gute Grundlage gelegt.

Doch insgesamt gehe es bei diesem Projekt um mehr als um bautechnische oder finanzielle Aspekte: "Es geht darum, dem Verein seine Identität zurückzugeben." Ohne eigenen Platz keine Zukunft. "Und es wäre doch zynisch, in einen so tollen Ortsteil zu leben und es dann nicht hinzukriegen, einen Fußballplatz für die jungen Leute erhalten zu können."

Dass nun ausgerechnet er an der Vereinsspitze steht, hat sich dann so ergeben. Sein Ziel sei es nie gewesen, dieses Amt zu bekommen, stellt er klar. Und er wolle es auch nicht zehn Jahre lang behalten. Aber zumindest für jetzt, heute und morgen. Und so lange, bis der Kurs gesetzt ist. Und der besteht in einem Leitbild, in dem der Fokus auf dem Nachwuchs liegt. "Ich will einen offenen Verein mit Teamgeist, Toleranz und sportlichem Spaß, der möglichst vielen Kindern und Jugendlichen die Chance gibt, hier zu kicken."

Manfred Hell (57) wuchs in der Eifel auf und kam 1977 nach Bonn, um hier zu studieren. Parallel dazu arbeitete er in einem Bonner Bergsport-Fachgeschäft und machte in der Folge bei der Outdoor-Firma Jack Wolfskin eine steile Karriere. Von 1994 bis 2011 war er Geschäftsführer der Firma, ab 2002 auch Miteigentümer.

In dieser Zeit expandierte die Firma stark, auch im Ausland. Als sie vor drei Jahren an eine Investment-GmbH verkauft wurde, stieg Hell aus und verkaufte seine Anteile. Im Jahr 2012 war der langjährige FC-Fan als Vorsitzender des 1. FC Köln im Gespräch. Hell hat über die Zeit viele Kontakte in die Fußballszene entwickelt und ist mit vielen Spielern und Funktionären befreundet. Er wohnt mit seiner Familie seit 14 Jahren in Dottendorf.

www.herthabonn.de

Aufrufe: 021.7.2014, 08:27 Uhr
General-Anzeiger / Rolf KleinfeldAutor