2024-04-25T14:35:39.956Z

Halle
Keine Zuschauer, wenig Werbung: Das droht dem Bad Kreuznacher Budenzauber an Weihnachten, was sehr schade für den Hallenfußball mit großer Tradition wäre. Fotomontage: Heidi Sturm
Keine Zuschauer, wenig Werbung: Das droht dem Bad Kreuznacher Budenzauber an Weihnachten, was sehr schade für den Hallenfußball mit großer Tradition wäre. Fotomontage: Heidi Sturm

Doppelte Arbeit, halbe Portionen

Die beiden Veranstalter der weihnachtlichen Hallenturniere kämpfen in der Vorbereitung mit Problemen

BAD KREUZNACH. Viele Köche verderben den Brei: Dies gilt zwischen den Jahren möglicherweise auch in Fußballerkreisen. Der sprichwörtliche Brei wäre in diesem Fall der fünftägige Budenzauber zwischen den Jahren, die „Köche“ der FSV Bad Kreuznach und die „neuen Kreuznacher Kickers“, die in zwei verschiedenen Hallen mit zwei zeitgleich angesetzten Fünftagesturnieren jeweils mit Bande und Sudden Death um die „offizielle Nachfolge“ des einstigen „RPR-Cups“ buhlen.

Die beiden fast identischen Konkurrenzveranstaltungen versprechen laut derzeitigem Planungsstand keinesfalls „doppelten Genuss“ für Fußballhungrige, sondern eher „halbe Portionen“ und im schlimmsten Fall sogar eine „Nulldiät“. Schon in den vergangenen Jahren war es immer schwerer geworden, Mannschaften, Sponsoren und Zuschauer zu gewinnen. Rund sieben Wochen vor dem ersten Anpfiff haben beide Gastgeber bei den Aktiven zusammengerechnet nur rund zwei Dutzend angemeldete Teams - gerade einmal so viele, wie eigentlich jeder für sich alleine in seiner Halle versammeln wollte.

Dabei stellt sich auch noch die spannende Frage, ob tatsächlich jeder so „positiv fußballverrückt“ ist wie der FSV Bretzenheim, der laut Trainer Claudio Rodrigues bewusst bei beiden Turnieren gemeldet hat. Möglicherweise ist es einigen Interessenten gar nicht bewusst, dass sie Einladungen für zwei verschiedene, aber fast identische Turniere erhalten haben. Kurioserweise nennen Herbert Brück (Kickers) und Eric Braun (FSV) auf die Frage nach schriftlichen Zusagen als Erstes die gleichen drei Vereine: „Die Eintracht, Rüdesheim und Karadeniz.“

Zum Weitermachen motiviert

„Ich habe mir das Ganze doch deutlich einfacher vorgestellt“, gibt Herbert Brück zu, dass er zwischenzeitlich schon überlegt habe, das Handtuch zu werfen. Freunde hätten ihn zum Weitermachen motiviert. 60 Einladungen hat er verschickt, bei 17 Vereinen vorgesprochen. Zuspruch habe sich aber zu oft als Sprüchemacherei herausgestellt, Zusagen seien kaum erfolgt.

Daran seien aber auch die „Vorgänger“ schuld, sagt er. Schott sei verärgert worden, Oberrad und Offenbach seien eingeschnappt, weil man nicht mehr eingeladen worden sei. Der vierfache Turniersieger Waldalgesheim und die Hackenheimer Stammgäste kämen aus Angst wegen Verletzungen nicht. Der FSV Frankfurt, früher öfters dabei, habe keine Amateurmannschaft mehr. „Benno Möhlmann wollte 15.000 Euro Antrittsgeld haben“, bedauert Brück.

Sponsorensuche schwierig

Viele Vereine wären auch gerne zu ihm gekommen, hätten aber in Unkenntnis der Situation für die andere Veranstaltung zugesagt. Seine Hoffnung auf ein Turnier ab Bezirksliga hat er jedenfalls schon begraben müssen. Ingelheim sei aber mit dabei, Max Reichenberger habe ihm mit seinen Gau-Algesheimern mündlich zugesagt, die A-Junioren von Schott Mainz wollen kommen und aus dem Mainzer Raum habe er noch ein Ass im Ärmel.

Auch die Sponsorensuche gestalte sich schwierig. Neben der Volksbank als Hauptsponsor für die Jugend habe er bislang nur ein paar kleinere Unterstützer. Zehn Radiosender habe er angerufen, einer habe auch Unterstützung zugesagt, hätte dann aber 1,50 Euro pro verkaufter Eintrittskarte verlangt.

Trotzdem werde er aber in jedem Fall an den hohen Preisgeldern von 1500 Euro, 1000 Euro und 500 Euro festhalten, ebenso an der Bande mit Kunstrasen, für die Kosten in Höhe von rund 10.000 Euro anfallen. Angesichts der unerwartet schwachen Resonanz stehe die Finanzierung noch nicht: „Wenn man nichts riskiert, kann man auch nichts gewinnen“, macht er sich höchstens Sorgen, dass es Glatteis geben könne. In jedem Fall werde er das Turnier durchziehen, notfalls auch mit zwölf Teams.

Auf solche riskanten Milchmädchenrechnungen will sich Eric Braun auf keinen Fall einlassen: „Ich ziehe notfalls noch am 15. Dezember die Reißleine“, macht er klar, dass er sich auf keine finanziellen Himmelfahrtskommandos einlasse, im schlimmsten Falle ziehe man nur die nicht so kostenintensiven Jugendwettbewerbe durch und das Frauenturnier, für das man mit sechs Meldungen besser dastehe als im Vorjahr um diese Zeit.

Mit den derzeitigen Zahlen und Zusagen hat er schon einmal eine erste Hochrechnung gemacht und ein leichtes Minus ermittelt, was sich aber bei weiteren Zusagen von Teams und Sponsoren durchaus in schwarze Zahlen verwandeln könne. Zwei „große Interessenten“ hat er noch in der Hinterhand, einige Teams seien aber auch wohl abgesprungen, weil man in der anderen Halle mit sattem Preisgeld locke und offensichtlich auch den Eindruck erwecke, dass man der „traditionelle Ausrichter“ sei.

Kein Risiko eingehen

So habe man auch die Volksbank als Hauptsponsoren an den Konkurrenten verloren: Dort sei man der Ansicht gewesen, dass man das gleiche Turnier unterstütze wie im Vorjahr - und völlig überrascht, dass man jetzt irrtümlich einem ganz neuen Ausrichter zugesagt habe. Schriftliche Zusagen hat Braun noch von Hargesheim und Ippesheim, außerdem von rund 30 Jugendteams.

Der langjährige Turnierleiter fürchtet ernsthaft um das Überleben beider Turniere, weil man sich hier gegenseitig das Wasser abgrabe. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass in dieser Konkurrenzsituation auch nur einer wirklich etwas von der Ausrichtung hat.“ Man hätte sich einfach im Vorfeld absprechen müssen, vielleicht ein Qualifikationsturnier ausrichten oder zwei verschiedene Termine wählen.

ZWEI TURNIERE, EIN ANSPRUCH
  • Von 26. bis zum 30. Dezember sind in Bad Kreuznach zwei Hallenfußballturniere mit Bande und Sudden Death geplant. . In der Konrad-Frey-Halle, wo 25 Jahre lang die Kreuznacher Kickers die Veranstaltung durchführten, ist der FSV Bad Kreuznach Gastgeber. Nachdem die Kickers voriges Jahr mangels Helfer die Veranstaltung nicht mehr stemmen konnten, sicherte sich der FSV den Termin und knüpfte nahtlos an die bisherigen Turniere an. Die Turnierleitung blieb in bewährten Händen von Eric Braun, der im Vorstand der Kickers war und auch FSV-Vorständler ist. Mit Bande wie früher und gleicher Sportstätte sieht man sich als offizieller Nachfolge bei der Ausrichtung.
  • In der Jakob-Kiefer-Halle feiert Herbert Brück ein Comeback "seines Turniers": Der einstige Kickers-Vorsitzende hatte die Veranstaltung einst mit aus der Taufe gehoben und lange mit "seinem Verein" ausgerichtet. Nachdem er in einer Palastrevolution von seinem Bruder entmachtet wurde, hatte er sich immer wieder bemüht, Verein und Turnier zurückzuholen. Im Vorjahr wollte er sich auch den Hallentermin sichern, was aber als "Einzelkämpfer" ohne Verein nicht möglich war. Als jetzt die Kickers offiziell abgemeldet wurden, reaktivierte er den Klub und lädt jetzt "zum Originalturnier" ein - wegen der an den FSV vergebenen Halle eben nur an einem anderen Ort.
Aufrufe: 011.11.2014, 18:04 Uhr
Heidi SturmAutor