2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview der Woche
Damir Bosnjak und Marco Scheel am Kleinen Schloßplatz in Stuttgart nach dem Doppelinterview zum Spitzenspiel in der Stuttgarter Bezirksliga an diesem Wochenende. Foto: Frey
Damir Bosnjak und Marco Scheel am Kleinen Schloßplatz in Stuttgart nach dem Doppelinterview zum Spitzenspiel in der Stuttgarter Bezirksliga an diesem Wochenende. Foto: Frey

Doppelinterview vor dem Spitzenspiel NAFI - TSV Weilimdorf

Interview der Woche vor dem Bezirksligakracher in Stuttgart zwischen NAFI und dem TSV Weilimdorf

Endspurt in der Stuttgarter Bezirksliga: Die beiden besten Teams treffen sechs Spieltage vor Saisonende aufeinander. Wir haben die Trainer zum großen Doppelinterview gebeten.

An diesem Sonntag steht das absolute Spitzenspiel im Bezirk an – Tabellenführer N.A.F.I. trifft an der Schlotwiese auf Verfolger TSV Weilimdorf. Erster gegen Zweiter, getrennt nur durch die Tordifferenz. Hier hat N.A.F.I. auch dank der Tormaschine Adnan Akcan einen schier uneinholbaren Vorsprung von 29 Treffern. Vor dem Spitzenspiel, zu dem über 500 Zuschauern erwartet werden, haben wir uns mit den beiden Trainern Damir Bosnjak (N.A.F.I.) und Marco Scheel (TSV Weilimdorf) in der Stuttgarter Innenstadt zum großen Doppelinterview getroffen.

Bevor wir uns dem am Sonntag anstehenden Kracherspiel widmen – die Saison ist auf der Zielgeraden, noch sechs Spieltage stehen an. Wie fällt ihr bisheriges Saisonfazit aus?
Marco Scheel: Ich bin zufrieden, wir spielen eine gute Saison bisher. Wir hatten ab dem 4. Spieltag eine Ergebniskrise und sind etwas hinter den Erwartungen geblieben, haben Punkte verschenkt gegen Mannschaften, gegen die wir eigentlich gewinnen müssen. Diesem Rückstand sind wir lange hinterhergelaufen. Aber jetzt haben wir eine tolle Serie hingelegt und sind wieder dran. Dazu sind wir im Pokal noch dabei, können also noch beide Titel holen – es läuft, ich kann nicht klagen!

Damir Bosnjak: Mein Fazit ist auch positiv. Wir haben einen super Start hingelegt, mit der Hinrunde bin ich sehr zufrieden. Als Aufsteiger war es unser Ziel, unter die ersten Fünf zu kommen. Das haben wir erreicht, sogar mehr als das. Wir wurden der Favoritenrolle gerecht, in der uns alle vor der Runde gesehen haben. Klar, wir hätten ein paar Punkte mehr haben können. Aber wir sind auch immer der Gejagte gewesen, was nicht immer einfach ist – ich denke als Verfolger hast Du es einfacher. Als Spitzenreiter musst du die Jungs immer fokussiert halten.

Durch uns wurde der TSV meiner Meinung nach auch stärker. Ohne uns in der Liga wäre Weilimdorf wohl Erster, aber nicht mit dem Punktestand. Die Jägerposition hat ihnen sicher gut getan. Insgesamt finde ich es prima, dass es diesen Zweikampf gibt und wir einen starken Kontrahenten haben. Das hält die Liga spannend.

Von Jägerrollen und der Stärke der Liga

Unterschreiben Sie die These mit der Jägerrolle?
Scheel: Ein Stück weit kann ich das bestätigen, ja. Aber es war mitnichten so, dass wir ständig auf N.A.F.I. geschaut haben. Unser Fokus lag auf dem Polster zu Platz drei, wir wollten die Relegation sicher haben. Anfangs gelang uns das nicht, die Mannschaft hat sich oft etwas zu leicht aus dem Rhythmus bringen lassen und war teils auch undiszipliniert. Doch da haben wir uns weiterentwickelt, die Jungs sind nun total fokussiert. Wir unterschätzen niemanden, gehen jedes Match hochkonzentriert an. Wir wollen am Ende oben stehen und dafür dürfen wir uns nichts mehr erlauben. Die zwischenzeitlichen sechs Punkte Rückstand haben uns da wach gehalten und zu Höchstleistungen angetrieben.

Wie schätzen sie die Stärke der Liga insgesamt ein, auch im Vergleich zu den Vorjahren?
Bosnjak: Ich meine die Liga war schon stärker. Früher gab es mehr Mannschaften, die auf Augenhöhe waren. Heute geben sich viele Mannschaften einfach auf, wenn man mal das 1:0 erzielt hat. Das Spiel ist dann gegessen, es kommt keine Gegenwehr mehr. Das gab es früher so nicht.

Scheel: Das sehe ich nicht so. N.A.F.I. und auch wir haben außergewöhnliche Mannschaften, die eigentlich Landesliga-Niveau haben und sich natürlich etwas abheben. Aber die anderen Vereine haben auch etwas zu bieten. Wenn ich da an den SV Sillenbuch oder den VfB Obertürkheim denke, die sehr stark sind oder an den MTV, der immer eine gefährliche Mannschaft hat, dann sehe ich da schon gutes Niveau. Mit Ümmet, die sich brutal verstärkt haben, muss man rechnen. Wenn die schon zu Saisonstart so unterwegs gewesen wären, wären die oben dabei. Ich denke die Liga ist insgesamt recht ausgeglichen. Wenn man da nicht hochkonzentriert zu Werke geht, kann es schnell gehen und du verlierst das Spiel. Es ist eine starke Bezirksliga mit zwei richtig guten Teams an der Spitze.

Hätten sie vor Wochen erwartet, jetzt punktgleich zu sein?
Scheel: Wir haben uns das gewünscht, ja. Aber ehrlich gesagt haben wir nicht mehr daran geglaubt, dass N.A.F.I. sich noch einen Hänger erlaubt. Jetzt wieder in Schlagdistanz zu sein ist klasse.

Bosnjak: Ich hatte eigentlich erwartet das Sechs-Punkte-Polster bis zum Spitzenspiel halten zu können, um dann ohne Druck in das Spiel zu gehen. Jetzt kam es anders, vielleicht waren wir uns auch ein Stück weit zu sicher. Nun müssen wir eben schauen es zu Ende zu bringen. Wir wollen uns nicht mehr abfangen lassen.

Beide Mannschaften kennen sich gut

Es sind noch vier Tage bis zum Spiel. Wie ist die Stimmung innerhalb der Mannschaften. Mussten sie die Jungs bremsen oder ging es eher darum, Reizpunkte zu setzen und Spannung aufzubauen?
Bosnjak: Ich bin kein Freund davon, vor solchen Spielen in Aktionismus zu verfallen. Wir haben aus dem Hinspiel etwas gut zu machen (Weilimdorf siegte mit 2:1, Anm. d. Red.), das ist Motivation genug. Viele der Jungs kennen sich ja auch untereinander, es herrscht eine positive Anspannung. Alle sind scharf darauf, das Spitzenspiel zu gewinnen.

Scheel: So ist es bei uns auch. Wir sind wieder dran, alle fiebern auf das Spiel hin. Wir wollen am Sonntag das Bestmögliche erreichen!

Wird der Ausgang des Spiels eine Vorentscheidung im Meisterkampf?
Scheel: Das kann ich mir nicht vorstellen. Beide haben noch ein schweres Restprogramm. Ich denke nicht, dass die Meisterschaft schon diesen Sonntag entschieden wird.

Bosnjak: Das sehe ich genauso. Wir haben danach noch fünf Spiele und ja an unseren letzten Wochen selbst gesehen, wie schnell es gehen kann, wenn man mal patzt. Es ist sicherlich richtungsweisend, aber bis zum Saisonende kann noch viel passieren.

Beide Mannschaften haben von den letzten fünf Spielen drei auswärts zu bestreiten.
Scheel: In der Bezirksliga ist das nicht entscheidend. Es mag ein minimaler Vorteil sein, zuhause spielen zu können. Aber das fällt nicht wirklich ins Gewicht. Es gibt drei Punkte zu holen, egal auf welchem Platz. Du musst einfach gewinnen.

Bosnjak: Absolut. Wir sind ja nicht beim Profifußball, wo Faktoren wie die Fans eine Rolle spielen können. Wir sind ein Spitzenteam der Liga – wir wollen unsere Spiele gewinnen, das Maximale erreichen. Da darf es keine Ausrede sein, ob du zuhause oder auswärts, auf Rasen oder Kunstrasen spielst.

Relegation als Vorteil

Angenommen, ihr Team muss in die Relegation.
Scheel: Dann traue ich es meiner Mannschaft zu, den Aufstieg zu schaffen. Wir haben im WFV-Pokal und in der Vorbereitung bewiesen, dass wir Landesligisten schlagen können.

Bosnjak: Um in die Relegation zu kommen brauchst du eine gewisse Qualität. Die besitzen wir ohne jeden Zweifel, wir müssen uns vor keinem verstecken. Und wenn es dann am Ende gegen den Landesligisten geht sehe ich uns sogar im Vorteil. Wir kommen von unten, haben viele Siege im Rücken und ein entsprechendes Selbstbewusstsein. Die anderen haben etwas zu verlieren.

Abschließend: Warum sollen an diesem Sonntag (15 Uhr, Schlotwiese, Zuffenhausen) möglichst viele Fußball-Fans zum Spiel kommen?
Scheel: Es treffen zwei absolute Top-Mannschaften aufeinander, die Tabellensituation tut ihr Übriges, es wird Spannung pur – muss ich noch mehr sagen?

Bosnjak: Eben. Sieht man vom VfB und den Kickers ab, treffen die beiden besten Mannschaften des Bezirks aufeinander. Das ist doch schon Grund genug! (lacht)

Sollten Sie es nicht zum Spitzenspiel schaffen: FuPa Stuttgart wird das Duell an diesem Sonntag ausführlich begleiten. Unsere Leser können sich auf Liveticker, Videos, Bilder und Stimmen zum Spiel freuen.

Aufrufe: 028.4.2016, 17:00 Uhr
FuPa Stuttgart / Philipp MaiselAutor