2024-04-23T06:39:20.694Z

Interview
Lisa Wölffer und Nancy Margraf. Foto: mkl
Lisa Wölffer und Nancy Margraf. Foto: mkl

"Diese Saison geht eigentlich nicht zu toppen"

Nancy Margraf und Lisa Wölffer vom Triple-Sieger DJK Finsterwalde im FuPa Brandenburg-Interview

Die Damenmannschaft der DJK Finsterwalde sicherte sich am 06.06.2015 in Gröden den Kreispokalsieg und feierte damit Titel Nummer Drei in dieser Saison. Nach dem Hallenkreismeistertitel im Winter in Schwarzheide, dem Ligatitel der Kreismeisterschaft krönte sich die Mannschaft mit dem Pokalsieg gegen die ESV Lok Falkenberg. Zum Interview haben wir uns mit Nancy Margraf und Lisa Wölffer getroffen, die einen großen Anteil an den Pokalen haben.

Nach einer herausragenden Saison habt Ihr das Triple mit Hallentitel, Kreismeisterschaft und Pokal geholt. Gleich im ersten Jahr des neuen Fußballkreises somit alles gewonnen. Wir wollt Ihr das noch toppen?
NM: Zu toppen geht diese Saison eigentlich nicht mehr. Neben den drei Mannschaftstiteln haben wir ja auch die Torjägerinnenkronen in der Halle und Freiluft erhalten. Bei Einladungsturnieren in der Halle waren wir auch durchweg erfolgreich, so dass wir diese Saison eigentlich nur mit der Titelverteidigung aller Titel den Punkt auf das i setzen könnten. Als Gejagte wissen wir natürlich wie schwer dieses Vorhaben werden wird.

Die Damenmannschaft in Finsterwalde gibt es seit 2012, Nancy, Du spielst seit Sommer 2013 in Finsterwalde. Wo habt Ihr das Fußballspielen gelernt und wie kam es zum Hobby Fußball?
LW: In der Kindheit habe ich immer mit meinem Bruder im Garten auf die gute alte Wäschestange gespielt und bin dann bei den F Junioren in Sonnewalde richtig zum Fußball gekommen, wo ich bis zur D Jugend spielte. Die Pause auf dem Großfeld überbrückte ich mit Leichtathletik und habe mit 14 wieder angefangen bei den Frauen von Sonnewalde. Mit der Gründung der Damenmannschaft in Finsterwalde habe ich die Zwischenstation der SG SpVgg. Finsterwalde/Sallgast verlassen und bin seit 2012 bei den Frauen der DJK dabei.
NM: Mein fußballerischer Beginn war ähnlich. Mein Bruder spielte mit mir auf dem Hof und im Garten. Meine Freizeit bestand als Kind aus viel Fußballzeit mit meinem Bruder. Nach 7 Jahren Leichtathletik habe ich mit 14 in Sallgast mit Freundinnen angefangen zu spielen. 2011 nutzte ich die Chance in der Brandenburgliga zu spielen und wechselte zur SG Herzberg/Tröbitz. Durch mein Studium wurde die Zeit natürlich knapper und je ein halbes Jahr spielen in Münster und Dresden waren nicht die Erfüllung, so dass ich seit 2013 bei den Frauen der DJK Finsterwalde aktiv bin.

Was stört oder ärgert Euch in der öffentlichen Darstellung des Frauenfußballs und ist es auf dem Fußballplatz noch ein Kratzen und Beißen, wie die Spötter den Frauenfußball beschreiben?
LW: Gerade das spielerische Niveau hängt stark von den Leistungen ab. Gegen spielschwache Mannschaften kann es schon mal zur Bestätigung der Klischees kommen. Im Duell mit den spielstarken Mannschaften macht das Spiel gleich mehr Spaß, da beide Mannschaften versuchen spielerische Akzente zu setzen.
NM: Wir würden uns natürlich über mehr Interesse am Damenfußball in Südbrandenburg freuen. Zu den Spielen kommen zwar einige Zuschauer, aber da ist sicher noch etwas mehr möglich. Die Wahrnehmung und Wertschätzung unserer Leistungen kommt meiner Ansicht nach auch noch etwas zu kurz. Die Medienpräsenz im neuen Fußballkreis und der Region ist sicher auch noch nicht optimal, so dass ich hier noch Steigerungspotential, z. B. wöchentliche Spielberichte, sehe.

Auf dem Spielfeld sieht man meist die Kombination Nancy hat den Ball und sucht Lisa. Habt Ihr Euch auf dem Platz gesucht und gefunden?
NM: In der gemeinsamen Zeit in Sallgast sah das noch ganz anders aus. Wir standen uns dort meist im Weg, da wir viele gemeinsame Gedankenwege auf dem Feld haben und unsere Laufwege dadurch nicht so recht harmonierten. Seit dieser Saison spielen wir genial zusammen und wissen wo die jeweils andere hinläuft. Unser Zusammenspiel ist auch gut gewachsen und wenn mal eine von uns fehlt, fühlt es sich schon irgendwie komisch an, da die kongeniale Partnerin dann halt einfach fehlt.

Ihr seid beide unter der Woche nicht in Finsterwalde und nehmt Woche für Woche viele Kilometer in Kauf um bei den Spielen dabei zu sein. Wie macht Ihr das mit dem Training und warum spielt Ihr nicht in euren aktuellen Wohnorten?
LW: Durch meine Arbeitszeiten ist es schwer für mich regelmäßig am Teamtraining teilzunehmen. Wenn ich dann einmal frei habe, geht die Familie vor und doch versuche ich natürlich so oft wie möglich mit der Mannschaft zu trainieren. Durch meine Arbeit trainiere ich aber täglich und möchte auch in Finsterwalde bleiben, da ich familiär am Wochenende sowieso in Finsterwalde bin.
NM: Das Training ist nur sehr selten für mich realisierbar. Wenn ich aber frei habe oder in Dresden bin, versuche ich dem Training beizuwohnen. Neben meinem Studium treibe ich aber unter der Woche auch viel Sport. Meine Familie und Freunde sind entscheidende Faktoren für die gern in Kauf genommenen Fahrtkilometer und natürlich auch die Freundschaften innerhalb der Mannschaft ziehen mich oft nach Finsterwalde zurück.

Lisa, du hast 34 Saison Tore und damit die DJK fast alleine zur Meisterschaft geschossen. Gibt es in der Mannschaft eigentlich nur Freundschaften oder sind auch neidische Sprüche dabei?
LW: Neid gibt es bei uns in der Mannschaft nicht. Nur weil ich die meisten Tore geschossen habe, bin ich nicht der Star der Mannschaft. Wir funktionieren nur als Mannschaft perfekt, denn ohne die Zuspiele der Andere würde ich nicht so oft treffen können und wenn unsere Abwehr nicht so gut verteidigen würde, könnte ich noch so viele Tore schießen.

Am letzten Spieltag hattet Ihr den Vorteil vom späteren Spielbeginn in Schwarzheide. Wann habt Ihr von dem Remis von Brieske und Falkenberg erfahren und was ging Euch in dem Moment durch den Kopf?
NM: In Zeiten von FuPa und den Livetickern wusste unser Trainer jederzeit Bescheid. Erst kurz vor der Pause konnte ich Ihm das Ergebnis entlocken und ich ging mit einem Strahlen in die Pause. Dort haben es uns die Trainer erzählt und mit vielen Glücksgefühlen gingen wir in die zweite Halbzeit mit dem Wissen, dass wir „nur“ noch gewinnen mussten, was uns ja auch gelang.

Der Damenfußball ist, auch in Südbrandenburg, rückläufig. Wie kann man den Frauenfußball in Euren Augen wieder voran bringen?
LW: Werbung, Kampagnen und direkte Anfragen würden bestimmt helfen. Die fehlende Präsenz macht das Ganze aber sicher nicht einfacher.
NM: Es kann auch sein, dass sich viele einfach nicht trauen in eingespielte Mannschaften einzusteigen und haben vielleicht auch Angst sich die fehlende Praxis anzueignen. Wenn Mädchen im Kleinfeldbereich anfangen zu spielen heißt es ja durch Ausbildung und Studium auch noch nicht, dass Sie auch hier in der Region bleiben um dann Fußball zu spielen.

Schauen wir auf die neue Saison und etwas voraus. Was sind eure Pläne für die neue Saison und welche fußballerischen Ziele habt Ihr langfristig?
LW: Das Ziel Turbine Potsdam war natürlich da, aber zum damaligen Zeitpunkt hatte es nie gepasst, dass ich mich für die Sportschule bewerbe. Jetzt möchte ich einfach mit meinen Mädels bei der DJK Spaß beim Fußball spielen haben und meinem Hobby nachgehen. So lange ich Spaß habe möchte ich auf jeden Fall weiterspielen.
NM: Den Wunsch nach höherklassigen Fußball habe ich mir mit der Brandenburgliga schon einmal erfüllt und möchte einfach weiter Spaß bei meinem Hobby haben. Aktuell liegen meine Prioritäten aber auf dem Studium um im Anschluss in das Berufsleben zu starten.

Wie in jeder Mannschaft gibt es nicht nur die beiden Damen in der ersten Reihe. Wer ist für euren Erfolg denn mit verantwortlich?
(Beide Frauen schauen sich an und antworten fast im synchron): Wir können einfach nur Danke an unsere Mannschaftskameradinnen sagen. Ohne unser Team wären wir auch nur Einzelkönnern. Gesteuert und motiviert werden wir von unseren Trainern Peter und Bommel, die bei uns immer einen kühlen Kopf benötigen. Ein großer Dank geht auch an unsere treuen Fans und unseren Sponsor EDEKA J. Muschter aus Finsterwalde. Wir freuen uns immer über neue Mitspielerinnen oder Sponsoren, die Teil einer schönen und erfolgreichen Damenmannschaft in Südbrandenburg sein wollen.

Nancy Margraf (25) ist aktuell Studentin als Zollinspektorin und ist dabei zur theoretischen Ausbildung in Münster und absolviert Ihren Praxisteil in Dresden. Lisa (20) steht kurz vor dem Abschluss der Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau in Lübbenau.

Aufrufe: 010.6.2015, 10:56 Uhr
mklAutor