2024-04-25T08:06:26.759Z

Allgemeines
Einsatz ohne Aufstiegschance: Kilian Roser (SG Freiamt/Ottoschwanden, links) und Tobias Ruf (SG Prechtal/Oberprechtal) | Foto: Daniel Fleig
Einsatz ohne Aufstiegschance: Kilian Roser (SG Freiamt/Ottoschwanden, links) und Tobias Ruf (SG Prechtal/Oberprechtal) | Foto: Daniel Fleig

"Diese Regel sollte geändert werden"

Eine Spielgemeinschaft in der Fußball-Bezirksliga kann nicht in die Landesliga aufsteigen, selbst wenn sie Meister oder Zweiter wird

Verlinkte Inhalte

Dass das Regelwerk im Fußball für Diskussionsstoff sorgt, ist nicht neu. In der Bezirksliga sorgen aber die Aufstiegsbestimmungen des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) für hitzige Debatten. Denn gemäß der Spielordnung kann eine Spielgemeinschaft, die Meister oder Vizemeister wird, nicht in die Landesliga aufsteigen oder an der Aufstiegsrunde teilnehmen.
Betroffen sind in der Bezirksliga Freiburg die SG Wasser/Kollmarsreute, die SG Prechtal/Oberprechtal und die SG Freiamt/Ottoschwanden. Sollte eine dieser Mannschaften Meister werden, steigt der Vizemeister direkt auf und der Drittplatzierte bestreitet die Aufstiegsspiele gegen den Zweitplatzierten der Bezirksliga Hochrhein – vorausgesetzt freilich, bei jenen handelt es sich nicht ebenfalls um eine Spielgemeinschaft. Sollte eine SG Vizemeister werden, bestreitet wiederum der Tabellendritte die Aufstiegsrunde.

Handelt es sich sowohl beim Meister als auch beim Vizemeister um eine Spielgemeinschaft, entfällt die Aufstiegsrunde. Der Tabellendritte steigt dann direkt auf, neben dem Meister und Zweitplatzierten der Bezirksliga Hochrhein. Knifflig wird es, wenn die Ränge eins bis drei von Spielgemeinschaften belegt werden, denn im Paragrafen 42, Ziffer 3.3, der Spielordnung wird ausdrücklich der drittplatzierte Verein als Begünstigter genannt. Heißt im Klartext: Stehen die drei Spielgemeinschaften am Ende auf den ersten drei Plätzen, gibt es nur zwei Aufsteiger in die Landesliga – den Ersten und Zweiten der Bezirksliga Hochrhein. Die Vertreter des Bezirks Freiburg sähen in die Röhre.

„Wir sind bestrebt, Vereine allein spielen zu lassen, damit sie ihre Identität bewahren“, nennt Thomas Schmidt, Spielausschussvorsitzender des SBFV, als einen Hintergrund der Regel, Spielgemeinschaften nicht höher als in der Bezirksliga spielen zu lassen. Es sei typisch, dass in einer SG die Aktivität der Mitglieder nachlasse: „Meist bleibt ein Verein auf der Strecke.“ Auch dass sich zwei Vereine nur der Aufstiegsambitionen wegen zusammenschlössen und den Wettbewerb verzerrten, solle verhindert werden.

Das wird in den betroffenen Vereinen anders gesehen. Die Geschichten ähneln sich: Die Bildung einer SG sei absolut notwendig gewesen, da wegen des mangelnden Nachwuchses die Gefahr bestand, dass die einzelnen Vereine keine zweite Aktivenmannschaften stellen könnten. „Dank der SG ist der Funke wieder übergesprungen, und nun haben wir sogar eine dritte Mannschaft“, berichtet Martin Herr, der Vorsitzende des FC Prechtal. Ähnliches hört man von Dieter Reinbold, dem Vorsitzenden des SC Freiamt. Thomas Reger, Trainer des aktuellen Spitzenreiters Wasser/Kollmarsreute, erwartet, dass infolge des demografischen Wandels und der breit gestreuten Interessen in der Bevölkerung noch mehr Spielgemeinschaften gegründet werden. „Daher sollte der Verband das Regelwerk überdenken, das in diesem Fall nicht mehr zeitgemäß erscheint.“ Als Trainer sieht er sonst das Problem, dass ambitionierte Spieler kaum im Verein gehalten werden können.

Welche Möglichkeiten hätten aber die betroffenen Teams? Die Spielgemeinschaft aufzulösen, ist wohl keine vernünftige Option; denn nur der federführende Verein bliebe der Liga erhalten, der andere Verein würde in die unterste Spielklasse zurückgestuft. So bleibt nur die Fusion, um unter dem bestehenden Regelwerk die Chance zum Landesliga-Aufstieg zu haben. Dabei muss eine einzige Fußballabteilung gebildet werden, die für alle Mannschaften zuständig ist – wie im Fall des heutigen Landesligisten FSV Rheinfelden, der 2012 aus dem SC und dem VfR Rheinfelden entstanden ist. Für eine Fusion muss allerdings der Verbandsvorstand grünes Licht erteilen.

„Der Aufwand für eine Fusion zweier intakter Vereine steht in keinem Verhältnis zur vagen Aussicht auf einen Aufstieg“, findet Dieter Reinbold. „Schlichtweg übertrieben!“, pflichtet Thomas Reger bei. „Beide Vereine nehmen aktiv am Geschehen ihrer Gemeinden teil“, argumentiert Martin Herr. „Ich glaube, bei einer Fusion würde ein Mitgliederschwund drohen, zudem gehen dann die Kosten für die Spielfelder und den Betrieb auf einen Verein über. Wir hätten also nur finanzielle Nachteile davon. Besser wäre es, die Regel zu ändern, für die ohnehin niemand im Verein, unter den Fans und im Umfeld Verständnis aufbringt.“
Aufrufe: 018.9.2014, 21:00 Uhr
Jürg Schmidt (BZ)Autor