2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Seit fast 15 Jahren steht Achim Züll (links)beim SV Nierfeld als Trainer  in der Verantwortung - Der SC Germania Erftstadt-Lechenich ist ohne  Trainer Paul Esser kaum vorstellbar. Fotos: Brackhagen
Seit fast 15 Jahren steht Achim Züll (links)beim SV Nierfeld als Trainer in der Verantwortung - Der SC Germania Erftstadt-Lechenich ist ohne Trainer Paul Esser kaum vorstellbar. Fotos: Brackhagen

"Die zweite Liebe nach der Familie"

Zwei fußballverrückte Trainer treffen mit ihren Teams am Sonntag aufeinander

Verlinkte Inhalte

Sie sind in ihren Vereinen die großen Konstanten. Achim Züll steht beim SV SW Nierfeld seit 2002 als Trainer an der Seitenlinie. Paul Esser befindet sich beim SC Germania Erftstadt-Lechenich sogar schon in seiner 25. Saison. Am Sonntag treffen die beiden Übungsleiter in der Kloska-Arena aufeinander.

Warum macht Ihnen die Arbeit auch nach so vielen Jahren noch Spaß?

Züll: Weil ich nach wie vor die Loyalität meines Präsidenten spüre und in aller Ruhe arbeiten kann. Mit Kalle Büser verbindet mich längst eine Freundschaft, unsere Zusammenarbeit ist von großem gegenseitigem Respekt geprägt. Das ist das Allerwichtigste, um über einen so langen Zeitraum gemeinsam an einer Aufgabe zu feilen.

Esser: Es macht mir Spaß, alle paar Jahre eine neue Mannschaft zu formen und mit jungen Leuten zu arbeiten. Der Verein ist einfach meine zweite große Liebe nach der Familie.

Haben Sie zwischenzeitlich nie ans Aufhören gedacht?

Esser: Diesen Moment gab es nicht. Selbst nach unseren Abstiegen in die Bezirksliga oder die Kreisliga A habe ich keinen Gedanken daran verschwendet.

Züll: Unser erster Abstieg aus der Mittelrheinliga war schon sehr hart, weil wir es einfach nicht mehr gewohnt waren, Spiele zu verlieren. Die schwierigste Phase, in der ich beinahe hingeworfen hätte, gab es allerdings im vergangenen November. Ich hatte das Gefühl, die Mannschaft nicht mehr zu erreichen. Nach Gesprächen mit Co-Trainer Willi Küpper, unserem Sportlichen Leiter Mario Held und Kalle Büser habe ich mich schließlich doch zum Weitermachen entschieden.

Was muss ein Trainer tun, um Verschleißerscheinungen entgegen zu wirken?

Züll: Man sollte immer wieder frische Ideen einfließen lassen. Zudem gibt es ja von Saison zu Saison andere Ziele und Herausforderungen: Will ich oben angreifen oder kämpfe ich um den Klassenerhalt? Dass sich die Mannschaft in meiner Amtszeit dreimal komplett erneuert hat, war natürlich ebenfalls hilfreich.

Esser: Alleine die Tatsache, dass sich das Vereinsumfeld durch die Fusion vom FC Erftstadt und Germania Lechenich mitverändert hat, hat dazu geführt, dass ich den Abnutzungseffekt in dieser Form nicht kenne. Dafür hat mir der Fußball in all den Jahren zu viel gegeben. Ich habe mit ganz unterschiedlichen Mannschaften arbeiten dürfen und dabei einige Freunde fürs Leben gewonnen.

Worin besteht die größte Herausforderung ?

Esser: Das Schwierigste ist, immer wieder aufs Neue ein Team zu formen. Die aus der Jugend nachrückenden Spieler wollen sich jedoch nicht mehr einer Mannschaft unterordnen, sondern rücken die eigene Leistung und die eigenen Interessen in den Vordergrund.

Züll: Es stellt ein großes Problem dar, Talente zu finden, die überhaupt noch dazu bereit sind, in der Landesliga zu spielen. Der Stellenwert des Fußballs ist leider deutlich gesunken. Wir in der Eifel haben es doppelt schwer, weil es keine anderen höher spielenden Vereine mehr gibt.

Welche Veränderung im Vergleich zu Ihrer Anfangszeit ist die gravierendste?

Züll: Heute muss ich den Jungs erklären, warum sie nicht spielen (lacht). Im Ernst, die alte Generation vom Typ eines Oliver Manteuffel oder den Jansen-Brüdern, die eine vorbildliche Einstellung zum Fußball an den Tag legen, stirbt aus. Wenn wir heute beim Training eine Trinkpause machen, gehen die meisten erst mal ans Handy.

Esser: Das Spiel ist viel intensiver, schneller und taktisch anspruchsvoller geworden. Wenn ich daran denke, wie ich vor 20 Jahren trainiert habe und was ich heute mache, lässt sich das gar nicht mehr miteinander vergleichen.

Was schätzen Sie an Ihrem Kollegen?

Esser: Achim ist genauso fußballbekloppt wie ich. Er hat es immer exzellent verstanden, sein Team hinter sich zu bringen und auch in scheinbar ausweglosen Situationen an die Truppe geglaubt. Deswegen hat er über die Jahre hinweg auch so große Erfolge gefeiert.

Züll: Paul ist wegen seiner Beständigkeit ein Vorbild, in dessen Fußstapfen ich noch nicht passe. Er hat immer ehrliche Arbeit geleistet und war am erfolgreichen Zusammenschluss der Germania Erftstadt-Lechenich beteiligt. Wir haben stets ein vernünftiges Verhältnis gehabt, auch wenn er auf dem Platz manchmal nicht einfach ist. Aber das bin ich ja auch nicht.

Warum gewinnt Ihre Elf am Sonntag?

Züll: Weil wir unsere taktische Formation gefunden und das nötige Glück auf unserer Seite haben werden.

Esser: Weil mir meine Mannschaft nach zwei 3:3-Unentschieden beweisen möchte, dass sie auch noch gewinnen kann.

Aufrufe: 011.11.2016, 11:34 Uhr
KSTA-KR/ Markus BrackhagenAutor