Vielleicht hat er beim Grauburgunder dann auch schon mal einen Blick nach vorne gewagt. Denn wie es mit dem KFC weitergeht, ist offen. Vorsitzender Lakis und der zweite Vorsitzende Mikhail Ponomarew werden wohl bleiben. Aber: Es müssen Veränderungen her. Lakis sollte nicht länger der Quasi-Alleinfinanzierer sein. Der Verein muss versuchen, unabhängiger von einem Einzelnen zu werden. Vielleicht wäre es sogar an der Zeit für Lakis, zum Beispiel in den Verwaltungsrat zu wechseln und anderen das operative Geschäft in vorderster Front zu überlassen - allein schon, um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen. Im Verwaltungsrat, zum Beispiel als dessen Vorsitzender, könnte er gemäß der Vereinssatzung ja ohnehin einen Vorsitzenden seiner Wahl ernennen.
Ein Vorstand müsste, gemeinsam mit dem Verwaltungsrat, endlich die Strukturveränderungen hin zur Professionalität, von denen Lakis schon seit acht Jahren spricht, in die Wege leiten - unabhängig von der Spielklasse. Dazu gehört auch, dass eine gewisse Konstanz in die Führungsebene gebracht und nicht demnächst wieder ein neuer Geschäftsführer vorgestellt wird.
Ein weiteres großes Problem, das es in den Griff zu bekommen gilt, ist die Stimmung unter den Fans. Das nicht eben kleine Fan-Lager ist nach wie vor gespalten, in ein "Pro-Lakis" und ein "Anti-Lakis-Lager". Bislang schlugen alle Versuche fehl, eine Versöhnung herbeizuführen. Einen Teil könnte eine neue Mannschaft beitragen. Die alte hatte Horst Riege nach dem Schlusspfiff noch in die Kurve geschickt. Während ein Teil aus der Fankurve im Fanz-Raschid-Block applaudierte, schlug dem Team von einem anderen Teil regelrecht Hass entgegen. Fans kletterten auf den Zaun, schüttelten drohend die Fäuste in Richtung der Spieler. Horst Riege schickte daraufhin die Mannschaft direkt in die Kabine. Lediglich Robin Udegbe, der über die Saison sicherlich beste Uerdinger Spieler, verabschiedete sich friedlich, warf Trikot und Handschuhe in die Menge und winkte zum Abschied.
Auch sportlich muss ein Neuanfang her. Der KFC ist zum zweiten Mal in Folge auf einem Abstiegsplatz der Regionalliga gelandet. Dieses sportliche Ergebnis sollte den Verantwortlichen Anlass genug sein, die bisherige sportliche Konzeption zu überdenken - und zwar unabhängig davon, ob der KFC durch ein erneutes Wunder abermals am Grünen Tisch die Klasse noch halten wird oder nicht.
Dass Horst Riege, der erst am vergangenen Montag seinen Job angetreten hatte, auch künftig Trainer sein wird, ist unwahrscheinlich. "Ich wollte eigentlich nicht mehr an der Linie arbeiten, aber vielleicht in anderer Funktion beim KFC bleiben", sagte er nach der Partie im Gespräch mit unserer Zeitung. Er käme durchaus für die Position eines Managers oder Sportlichen Leiters in Frage, und für ihn spricht, dass er auch über ein gutes Netzwerk am Niederrhein verfügt. "Wir müssen für die neue Saison davon wegkommen, dass wir Spieler aus Bremen und was weiß ich woher holen. Es kann ja nicht sein, dass die sich dann zu Fünft eine Wohnung teilen. Das kann nicht gut gehen. Und hier am Niederrhein gibt es sicherlich genügend Spieler, die Regionalliga-Format haben. Die muss man aber durch gescheites Scouting auch sehen", sagte Riege. Wer stattdessen an der Linie stehen wird, ist unklar. Kandidaten dürfte es aber genug geben, wie die Erfahrung aus den Vorjahren zeigt.
Dem neuen Trainer bleibt an Spielern nicht viel erhalten. Die Mannschaft dürfte sich wohl in alle Winde zerstreuen. Armand Drevina, Burak Akarca, Denis Jovanovic und Patrick Jöcks haben noch laufende Verträge. Torwart Robin Udegbe geht nach Oberhausen, Angreifer Dominik Oehlers wohl zu Schalkes U23. Mehr ist zumindest noch nicht offiziell.