2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Konfliktort Fußballplatz: Mitglieder der Deutschen Soccerliga werben - wie hier am Wochenende im Fürstenwalder Bernhardinum - für mehr Fairplay.  ©Michel Nowak
Konfliktort Fußballplatz: Mitglieder der Deutschen Soccerliga werben - wie hier am Wochenende im Fürstenwalder Bernhardinum - für mehr Fairplay. ©Michel Nowak

Die vielen Facetten des Fairplay

Seminar mit "Demokratie-Coaches" der Soccerliga in Fürstenwalde

Wüste Beschimpfungen von Spielern und Schiedsrichtern, sogar Spielabbrüche nach gewalttätigen Ausschreitungen - so etwas ist durchaus auch im Brandenburger Fußball zu erleben. Eine Initiative der Deutschen Soccerliga steuert dagegen: Eine "Fairplay-Akademie im Verein" erlebten Mitglieder des FSV Union Fürstenwalde am Wochenende.

Der Hausaufgaben-Raum der Katholischen Grundschule am Sonnabendnachmittag: In einem Stuhlkreis sitzen junge Fußballer zusammen. Eigentlich ist dieses Wochenende für sie spielfrei. Dafür schreiben sie jetzt Wörter auf große Plakate: "Ausgrenzung" oder "Verletzen" mit rotem Filzstift, "Respektieren" oder "nach dem Spiel die Hände geben" mit dem grünen Stift.

"Macht euch mal Gedanken zum Fairplay in eurem Verein", fordert Marcus Frey die Anwesenden auf. Regelmäßig ist der "Demokratie-Coach" aus Erfurt bei solchen Workshops dabei. "Wir wollen Kinder und Erwachsene für den fairen Umgang miteinander sensibilisieren", erklärt Marcus Frey, selbst ehemaliger Fußballer, "und wir wollen zeigen, dass das nicht nur für den Sport gilt."

Schnell kommen die Teilnehmer, darunter viele Fußballerinnen des Fürstenwalder C-Juniorinnenteams ins Erzählen. "Beim Sommerfest wurden wir als Mannschaft fast vergessen", sagt Teresa Müller (14), "und dann gibt es häufiger Sprüche. So von wegen: Mädchen können doch nichts." Doch auch Positiv-Beispiele für Fairplay hat Marcus Frey am Ende dieser Seminarrunde in seinem Block stehen. Auch über sie wird im weiteren Verlauf des zweitägigen Workshops zu reden sein. Jetzt ist aber erst mal Zeit für Aktiv-Spiele mit den Erwachsenen. Eltern, Trainer, Schiedsrichter - viele davon gleich in mehreren Rollen - haben sich gerade Gedanken in einer zweiten Gruppe gemacht. Geleitet hat die Katharina Wenk, ebenfalls von der Deutschen Soccerliga: "Hier haben die Beteiligten Zeit und Raum, sich zusammenzusetzen und nachzudenken. Fairplay hat eben viele Facetten." Zurück geht das Seminar des FSV Union Fürstenwalde auf eine Initiative der Brandenburgischen Sportjugend und des Fußball-Landesverbands.

Für Thomas Driebusch, den Vorsitzenden des Fußballkreises Ostbrandenburg, liegen solche Veranstaltungen "im gesellschaftlichen Zeitgeist. Das ist mit Sicherheit sportpolitisch immer eine gute Sache."

Am Sonntag steht für die Teilnehmer noch ein Hallen-Fußballturnier mit besonderen Regeln an. "Eltern dürfen beispielsweise keine Tore schießen oder die Abwehrzone betreten", sagt Dozent Marcus Frey, "die Kinder werden so zu Chefs. Das ist für viele Eltern durchaus eine emotionale Erfahrung."

Nachwuchs-Fußballerin Maria Marulli findet das Programm durchaus lohnenswert. "Ich hab vorher nur gewusst, dass es um das Thema ,Fairplay' geht", sagt die 13-Jährige, "aber es macht in jedem Fall richtig Spaß hier." Die "Demokratie-Coachs" hoffen nun, dass die Teilnehmer ihr Wissen etwa um gewaltfreie Konfliktbewältigung im Verein einbringen.

Aufrufe: 01.12.2014, 08:02 Uhr
MOZ.de / Michel NowakAutor