2025-12-03T05:51:34.672Z

Allgemeines
Ab der Saison 2017/18 kommt eine weitere Bestrafung für Jugendspieler hinzu. F: Foede
Ab der Saison 2017/18 kommt eine weitere Bestrafung für Jugendspieler hinzu. F: Foede

"Die Verweichlichung des Sports"

Jugendfußball ab 2017/18 mit Zeitstrafen +++ Kritik wird laut +++ Schiedsrichter sollen kommunikativer handeln

MAINZ. Beim Verbandstag des Südwestdeutschen Fußballverbandes haben die Delegierten die Wiedereinführung der Zeitstrafe im Fußball-Jugendbereich beschlossen. Diese Regel existierte früher schon einmal, wurde damals jedoch durch die Einführung der Gelb-Roten Karte aufgehoben. Dies wird sich nun ab dem Spieljahr 2017/18 wieder ändern. Die Zeitstrafenregelung war damals gut angenommen worden, was nun zur beschlossenen Änderung führte. Dadurch wird die Gelb-Rote Karte bei den E- bis A-Jugendlichen wegfallen. Die Bestrafungsreihenfolge lautet dann: Gelbe Karte, Zeitstrafe, Rote Karte. Vermutlich wird der Schiedsrichter Zeitstrafen mit einem Handzeichen anzeigen. Die genaue Festlegung hierfür ist aber noch nicht erfolgt.
Wenig Verständnis für Regeländerung

Viele Trainer im Fußballkreis Mainz-Bingen zeigen wenig Verständnis für die Regeländerung. Nur wenige sehen darin einen kleinen positiven Aspekt. So sagt Norman Loos, A-Junioren-Trainer des VfB Bodenheim: „Einen aufgeheizten Spieler kurz an die Seitenlinie zu befördern, kann dazu führen, dass er sich ein wenig beruhigen kann, um anschließend wieder mit kühlerem Kopf auf den Platz zu kommen. Eine gute Lösung auf Dauer ist das meiner Meinung nach aber nicht.“ So kann ein Trainer schon jetzt einem Spieler durch die Möglichkeit des grenzenlosen Rückwechsels zur Beruhigung eine Auszeit verordnen.

„Verweichlichung des Sports“

Der im Jugendtraining erfahrene aktuelle Frauen-Coach der TuS Wörrstadt, Joachim Weinz, verweist zudem auf die aus seiner Sicht häufig sehr mangelhafte Qualität der unterklassigen Schiedsrichter. Er befürchtet durch die neue Regelung Anhäufungen von Zeitstrafen und die „Verweichlichung des Sports“. Es würden vor allem zwei wichtige Dinge im Fußball verloren gehen: Zum einem ein Teil der Emotionen und zum anderen die Kommunikation zwischen Schiedsrichter, Trainer und Spieler. Fußball sei nun mal ein emotionaler Sport, auch in der unteren Klassen. Und es gehöre fast schon dazu, dass es zu emotionalen Meinungsverschiedenheiten zwischen Spielern und Schiedsrichtern komme. Diese gingen jedoch verloren, wenn sofort eine Zeitstrafe ausgesprochen werden kann. Es sei wichtig, dass das Gespräch zwischen dem Offiziellen und dem Spieler gesucht werde. Massimo Vallone, Co-Trainer der A-Junioren von Hassia Bingen denkt ähnlich und ist überrascht von der plötzlichen Umstellung: „Die bisher angewandten Karten wurden ja nicht umsonst eingesetzt. Und bisher gab es auch keinerlei Probleme damit.“

Einig sind sich die befragten Trainer, dass der Schiedsrichter zum Coach oder zum Kapitän der Mannschaft gehen und ihn auf einen gefährdeten Spieler seines Teams aufmerksam machen soll, statt direkt eine Strafe gegen ihn zu verhängen. Trotz aller Skepsis wird die Zeitstrafe ab dem nächsten Spieljahr eingeführt werden. Ob sie sich dieses Mal auf Dauer durchsetzen kann, ist jedoch ungewiss.

Sind solche Zeitstrafen sinnvoll? Stimmen Sie ab!

Aufrufe: 015.7.2016, 08:00 Uhr
Luca HieronymusAutor