2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Oliver Rödl ist mit 40 Toren in 15 Spielen aktuell der treffsicherste Stürmer im ganzen Fußballbezirk Schwaben. Im kommenden Jahr will er mit dem FC Loppenhausen den Titel in der B-Klasse 9 feiern.  Foto: Andreas Lenuweit
Oliver Rödl ist mit 40 Toren in 15 Spielen aktuell der treffsicherste Stürmer im ganzen Fußballbezirk Schwaben. Im kommenden Jahr will er mit dem FC Loppenhausen den Titel in der B-Klasse 9 feiern. Foto: Andreas Lenuweit

Die Torgarantie auf zwei Beinen

Oliver Rödl hat im Mai mit dem FC Loppenhausen den Aufstieg verpasst +++ In der laufenden Saison scheint sich der Stürmer diesen Frust von der Seele schießen zu wollen: Zur Winterpause ist er der beste Torjäger in ganz Schwaben

Mit der Mannschaft auf Meisterschaftskurs, eine Hand an der Torjägerkrone – die aktuelle Saison von Oliver Rödl könnte kaum besser laufen. Dazu noch eine neue Arbeitsstelle, der Bau des eigenen Hauses – auch im beruflichen und privaten Bereich läuft es bei dem 27-jährigen Loppenhauser. Man könnte also von einem perfekten Jahr sprechen, wäre da nicht diese kleine Delle in der sportlichen Vita.

Jener 29. Mai hat beim Stürmer des FC Loppenhausen eine kleine Narbe auf der Sportseele hinterlassen. Im zweiten und entscheidenden Relegationsspiel geht es für den Vizemeister der B-Klasse Allgäu 2 in Germaringen gegen den FC Füssen II. Es läuft die 70. Spielminute, Rödl erzielt die vermeintliche 3:2-Führung für den FCL. Doch der Schiedsrichter gab den Treffer nicht, im Gegenzug aber pfeift er einen strittigen Handelfmeter für Füssen, der letztlich die Entscheidung bringt. „Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich das erzähle“, sagt Rödl. Den bereits beantragten Urlaub für die Tage danach streicht er wieder, geht in die Arbeit – um nach wenigen Stunden wieder nach Hause zu gehen. Zu sehr nagt diese Niederlage. „Ich konnte mich nicht konzentrieren“, sagt der Konstrukteur. „Ein Jahr Arbeit war plötzlich umsonst, der Aufstieg war das erklärte Ziel.“

Dabei ist es nicht die erste Erfahrung, die Oliver Rödl mit Relegationsspielen macht. 2009 steigt der FC Loppenhausen dank zweier Rödl-Tore im Entscheidungsspiel gegen den TSV Pfaffenhausen in die Kreisklasse auf. Drei Jahre später, Rödl trägt nun das Trikot des SV Schöneberg, steht er wieder im Mittelpunkt: Im Aufstiegsspiel zur Kreisliga gegen den TV Boos hat er in der 118. Minute den Siegtreffer auf dem Fuß – und setzt den Ball über das Tor. Doch das ist Vergangenheit. Oliver Rödl hat sich angewöhnt, nach vorne zu schauen. „Ich hake mittlerweile eine vergebene Chance ebenso ab, wie einen Hattrick“, sagt der 27-Jährige.

Angefangen hat der gebürtige Loppenhauser beim FCL. Als B- und A-Jugendlicher wagte er den Sprung zu größeren Klubs: der SpVgg Krumbach und dem TSV Krumbach. Bei letzterem hat er mit Detlef Friedrich den besten Jugendtrainer: „Er war ein Schleifer, aber für unser Alter war das genau das Richtige.“ Im Seniorenbereich angekommen kehrt Rödl zu seinem Heimatverein zurück und bleibt diesem – bis auf zwei jeweils zweijährige Abstecher nach Schöneberg und Kirchheim – bis heute treu.

In Loppenhausen, wo er früher nicht nur auf dem Sportplatz gekickt, sondern auch auf dem Tennisplatz gegen seinen Vater spielte oder auf dem Weiher Eishockey spielte, wird er auch privat bleiben. Sein Hausbau ist in vollem Gange, bald wird er mit seiner Freundin einziehen. Weil er betriebsintern auch noch in eine andere Abteilung gewechselt ist, spricht Rödl von einem aufregenden Jahr, das aber deutlich mehr Höhen als Tiefen für ihn bereithielt.

Vor allem im sportlichen Bereich läuft es. Der FC Loppenhausen führt die Tabelle der B-Klasse 9 an, Rödl die Torjägerliste. Das hat mehrere Gründe: die Neu-Einteilung der B-Klassen, die gewachsene Mannschaft, der neue Trainer. Durch die Eingliederung der Reservemannschaften in den Spielbetrieb war eigentlich schon vor Saisonbeginn klar, dass sich die drei verbleibenden ersten Mannschaften in der B-Klasse Allgäu 9 die drei Aufstiegsplätze holen würden. Entsprechend liest sich die Tabelle: 1. FC Loppenhausen (43 Punkte), 2. TSV Pfaffenhausen (43), 3. SC Unterrieden (39). Noch beeindruckender ist das Torverhältnis, weswegen der FCL auch oben steht. In 15 Spielen hat der FC Loppenhausen 111 Treffer erzielt, nur fünf Gegentore kassiert. 40 dieser 111 Tore hat Oliver Rödl in seinen 14 Einsätzen erzielt – und ist damit Schwabens bester Torjäger.

Großen Anteil an dieser Zwischenbilanz hat in Rödls Augen Trainer Besim Miroci. „Er hat uns taktisch sehr weitergebracht. Bei ihm läuft der Ball und selbst bei einem 7:0 ist nicht Schluss, sondern erst nach 90 Minuten“, sagt Rödl, der im neuen Jahr den Trainerschein machen will, um selbst einmal als Spielertrainer agieren zu können. Mirocis Vorgaben kommen ihm jedenfalls zugute: Gegen die SG Schlingen II/Rieden II etwa traf er neun Mal, das erste Mal in der vierten Minute, das neunte Mal in der 80. Minute. Nachlassen gilt nicht, sein Torkonto freute sich.

„Am Anfang war es schon schwer, die Situation anzunehmen“, sagt Rödl über die Spiele gegen die Reservemannschaften. „Doch Besim hat das Training an die B-Klasse angepasst. Wir spielen oft gegen unsere zweite Mannschaft, die sich dann hinten reinstellt. Wir müssen dann Lösungen finden.“ Und die finden sie bislang in schöner Regelmäßigkeit. Nur einmal blieben sie ohne Torerfolg: beim Spitzenspiel gegen den Lokalrivalen aus Pfaffenhausen. 0:0 endete diese Partie, die eindrucksvoll zeigte, dass die Fans in Pfaffenhausen und Loppenhausen nach Spielen gegen „richtige“ Gegner dürsten. 350 Zuschauer besuchten dieses B-Klassen-Spiel. „Das hat sich angefühlt, wie bei einem Aufstiegsspiel“, sagt Rödl. Sollten die beiden Mannschaften bis zum Saisonende weiter im Gleichschritt an der Spitze vornweg marschieren, dürften es am letzten Spieltag sogar noch mehr Zuschauer werden. Dann nämlich entscheidet dieses Duell die Meisterschaft. „Der Titel ist unser Ziel. Wir wollen in der Rückrunde keinen Punkt abgeben“, sagt Oliver Rödl. Dafür wird er auch in der Rückrunde alles tun – und 2017 das Vollenden, was ihm dieses Jahr verwehrt blieb.

Aufrufe: 05.1.2017, 16:21 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Axel SchmidtAutor