2024-04-24T07:17:49.752Z

Spiel der Woche
Nach der ?geilsten Saison, die ich je erlebt habe?, folgt hoffentlich kein Albtraum: Ballatore und seine SpVgg Nürnberg hoffen auf den platzenden Knoten. Foto: Edgar Pfrogner
Nach der ?geilsten Saison, die ich je erlebt habe?, folgt hoffentlich kein Albtraum: Ballatore und seine SpVgg Nürnberg hoffen auf den platzenden Knoten. Foto: Edgar Pfrogner

Die Suche nach der verlorenen Kaltschnäuzigkeit

In der Aufstiegssaison produzierten die Stürmer der SpVgg Nürnberg Treffer wie am Fließband, jetzt brauchen sie Treffer für den Klassenerhalt

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Die SpVgg Nürnberg hat die erste Kreisligasaison der Vereinsgeschichte zur Mission Klassenerhalt erklärt. Es hapert aber noch — ausgerechnet in der Paradedisziplin aus dem Vorjahr.

Wieder kein Treffer. Trainer Wolf­gang Diehm ist der Verzweiflung nahe. Seit der 57. Spielminute steht es 2:1 für die Heimelf im Duell mit der DJK Eibach. Ein Distanzschuss von Rechtsverteidiger Martin Winkler hat­te die Spielvereinigung in der ersten Halbzeit in Führung gebracht, ehe Ei­bach durch Paul Bandi ausglich und Neuverpflichtung Tobias Wagler im Gegenzug die erneute Führung ge­lang. Seitdem sehen die Zuschauer eine Heimelf, die auf die Entschei­dung drängt. Aber einfach kein Tor schießt.

„Was brauchen wir für Chancen. Das gibt’s doch gar nicht“, ärgert sich Diehm. Einmal mehr hat Wagler eine hochkarätige Gelegenheit ausgelas­sen. Immerhin, er versucht es aus allen Lagen. Waglers Sturmpartner weiß eigent­lich genau, wie es geht. Daniele „Bal­la“ Ballatore, ein Torjäger mit einem Namen, den sich eine Boulevardzei­tung nicht besser hätte ausdenken können, hat im Vorjahr satte 46-mal getroffen.

Überhaupt war es eine mär­chenhafte Kreisklassen-Saison der Spielvereinigung. Zum ersten Mal ge­lang der Aufstieg in die Kreisliga, nach drei Niederlagen in den ersten fünf Partien drehte die Mannschaft auf, Kantersiege wurden irgendwann zur Routine, 107 Tore haben sie erzielt und nur 32 kassiert in 26 Spielen. Das gesamte Team hat funktioniert, Ballatore war meist nur der Verwer­ter, sagt Abteilungsleiter Eugen Frei­er: „Er ist ein Vollblutstürmer, aber ohne die Mannschaft hätte er die Tore nicht gemacht.“ 46 Treffer in einer Spielzeit können auch eine Hypothek sein. Nun muss sich der 30-Jährige eine Liga höher beweisen, hat aber erst einmal Trai­ningsrückstand. „Er war drei Wochen im Urlaub in Italien, ist erst wieder seit letztem Sonntag da,“ sagt sein Trainer.

Bei der Niederlage in Box­dorf gelang ihm ein Tor. Gegen Eibach hat Ballatore gefühlt noch weniger Ballkontakte als der Schiedsrichter. Fünf Minuten vor Spielende kommt die ganz große Chan­ce: Ballatore erläuft ein Zuspiel, über­lupft gekonnt den Torhüter, aber der Ball prallt an die Latte. Geschenkt, die Heimelf gewinnt trotzdem. Es ist der erste „Dreier“ im dritten Kreisli­gaspiel der Vereinsgeschichte.

Überdurchschnittliche Spieler

„Der Sieg war hochverdient“, meint Diehm, „ich bin von der Leistung an den ersten Spieltagen zufrieden, vom Ertrag nicht ganz.“ Vier Punkte ste­hen zu Buche, laut Diehm könnten es auch neun sein, wäre nicht die Kalt­schnäuzigkeit abhandengekommen. Von der Qualität seiner Mannschaft ist der Trainer überzeugt. Über die letzte Saison weiß er zu berichten, dass er für die Kreisklasse überdurch­schnittliche Spieler gehabt habe. „Der Zusammenhalt der Mannschaft war top. Die haben einfach gewollt“, lobt der Abteilungsleiter. „Das war die geilste Saison, die ich je gehabt habe, sei es als Trainer oder als Spieler — aber auch die härteste. Es war bis zum Ende nervenaufrei­bend“, erinnert sich Wolfgang Diehm gerne.

Seine Aufstiegself hat er jetzt nur punktuell verstärkt, größtenteils ist die erfolgreiche Mannschaft zusam­mengeblieben. Offiziell wollen sie einen einstelligen Tabellenplatz, aber das ist in einer Liga mit vier direkten Absteigern und einem Relegations­platz nur eine beschönigende Formu­lierung. Abteilungsleiter Freier redet nur über den Klassenerhalt: „Die Liga ist stark.“ Da merkt man allen Beteiligten die Erleichterung an, den totalen Fehl­start in die Saison abgewendet zu haben. „Wir sind jetzt erst einmal im Geschehen dabei“, sagt Trainer Wolf­gang Diehm. Und was die Abschlüsse angeht, zeigt er sich auch optimis­tisch. „Wichtig ist, dass wir die Chan­cen haben. Die Tore fallen irgend­wann von selbst.“

Ein Treffer wird jetzt gesucht, der den Knoten zum Platzen bringt. Denn wenn „Balla“ und Co. ihr Visier erst wieder richtig eingestellt haben, sind auch in der Kreisliga die Voraussetzungen für so manchen Kan­tersieg gegeben.

Aufrufe: 019.8.2014, 11:20 Uhr
Andreas KirchmayerAutor