Wieder kein Treffer. Trainer Wolfgang Diehm ist der Verzweiflung nahe. Seit der 57. Spielminute steht es 2:1 für die Heimelf im Duell mit der DJK Eibach. Ein Distanzschuss von Rechtsverteidiger Martin Winkler hatte die Spielvereinigung in der ersten Halbzeit in Führung gebracht, ehe Eibach durch Paul Bandi ausglich und Neuverpflichtung Tobias Wagler im Gegenzug die erneute Führung gelang. Seitdem sehen die Zuschauer eine Heimelf, die auf die Entscheidung drängt. Aber einfach kein Tor schießt.
„Was brauchen wir für Chancen. Das gibt’s doch gar nicht“, ärgert sich Diehm. Einmal mehr hat Wagler eine hochkarätige Gelegenheit ausgelassen. Immerhin, er versucht es aus allen Lagen. Waglers Sturmpartner weiß eigentlich genau, wie es geht. Daniele „Balla“ Ballatore, ein Torjäger mit einem Namen, den sich eine Boulevardzeitung nicht besser hätte ausdenken können, hat im Vorjahr satte 46-mal getroffen.
Überhaupt war es eine märchenhafte Kreisklassen-Saison der Spielvereinigung. Zum ersten Mal gelang der Aufstieg in die Kreisliga, nach drei Niederlagen in den ersten fünf Partien drehte die Mannschaft auf, Kantersiege wurden irgendwann zur Routine, 107 Tore haben sie erzielt und nur 32 kassiert in 26 Spielen. Das gesamte Team hat funktioniert, Ballatore war meist nur der Verwerter, sagt Abteilungsleiter Eugen Freier: „Er ist ein Vollblutstürmer, aber ohne die Mannschaft hätte er die Tore nicht gemacht.“ 46 Treffer in einer Spielzeit können auch eine Hypothek sein. Nun muss sich der 30-Jährige eine Liga höher beweisen, hat aber erst einmal Trainingsrückstand. „Er war drei Wochen im Urlaub in Italien, ist erst wieder seit letztem Sonntag da,“ sagt sein Trainer.
Bei der Niederlage in Boxdorf gelang ihm ein Tor. Gegen Eibach hat Ballatore gefühlt noch weniger Ballkontakte als der Schiedsrichter. Fünf Minuten vor Spielende kommt die ganz große Chance: Ballatore erläuft ein Zuspiel, überlupft gekonnt den Torhüter, aber der Ball prallt an die Latte. Geschenkt, die Heimelf gewinnt trotzdem. Es ist der erste „Dreier“ im dritten Kreisligaspiel der Vereinsgeschichte.
„Der Sieg war hochverdient“, meint Diehm, „ich bin von der Leistung an den ersten Spieltagen zufrieden, vom Ertrag nicht ganz.“ Vier Punkte stehen zu Buche, laut Diehm könnten es auch neun sein, wäre nicht die Kaltschnäuzigkeit abhandengekommen. Von der Qualität seiner Mannschaft ist der Trainer überzeugt. Über die letzte Saison weiß er zu berichten, dass er für die Kreisklasse überdurchschnittliche Spieler gehabt habe. „Der Zusammenhalt der Mannschaft war top. Die haben einfach gewollt“, lobt der Abteilungsleiter. „Das war die geilste Saison, die ich je gehabt habe, sei es als Trainer oder als Spieler — aber auch die härteste. Es war bis zum Ende nervenaufreibend“, erinnert sich Wolfgang Diehm gerne.
Seine Aufstiegself hat er jetzt nur punktuell verstärkt, größtenteils ist die erfolgreiche Mannschaft zusammengeblieben. Offiziell wollen sie einen einstelligen Tabellenplatz, aber das ist in einer Liga mit vier direkten Absteigern und einem Relegationsplatz nur eine beschönigende Formulierung. Abteilungsleiter Freier redet nur über den Klassenerhalt: „Die Liga ist stark.“ Da merkt man allen Beteiligten die Erleichterung an, den totalen Fehlstart in die Saison abgewendet zu haben. „Wir sind jetzt erst einmal im Geschehen dabei“, sagt Trainer Wolfgang Diehm. Und was die Abschlüsse angeht, zeigt er sich auch optimistisch. „Wichtig ist, dass wir die Chancen haben. Die Tore fallen irgendwann von selbst.“
Ein Treffer wird jetzt gesucht, der den Knoten zum Platzen bringt. Denn wenn „Balla“ und Co. ihr Visier erst wieder richtig eingestellt haben, sind auch in der Kreisliga die Voraussetzungen für so manchen Kantersieg gegeben.