2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Roman Gottschalk (rechts) und Harry Thiele (links) ehren Albert Hamm für seine 50-jährige Eintracht-Mitgliedschaft. Foto: Mirko Blahak
Roman Gottschalk (rechts) und Harry Thiele (links) ehren Albert Hamm für seine 50-jährige Eintracht-Mitgliedschaft. Foto: Mirko Blahak

Die Schulden steigen, die Zustimmung sinkt

Eintracht Trier steht vor großen Herausforderungen - Jugendabteilung wird zertifiziert - fupa-Kommentar

Steigende Schulden, die prekäre sportliche Lage in der Fußball-Regionalliga und ein Vorstand, der kein uneingeschränktes Vertrauen in der Mitgliedschaft genießt. Die Lage bei Eintracht Trier ist nicht rosig. Doch es gibt auch Lichtblicke - im Jugendbereich. Das Wichtigste von der Jahreshauptversammlung im Überblick.

Ausgezeichnete Jugendarbeit: Als erster Verein im Fußballverband Rheinland wird Eintracht Trier als offizieller Ausbildungsverein des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) zertifiziert. Laut Nachwuchskoordinator Arno Kömen ist das die Vorstufe zum Nachwuchsleistungszentrum. "Wir haben alle Auflagen erfüllt, etwa bei den Kadergrößen und der Lizenzierung der Trainer. Eine Kommission wird das demnächst überprüfen", erläutert Kömen. Als offizieller Ausbildungsverein bekommt der SVE kein Geld vom DFB, aber Unterstützung etwa bei Trainerausbildungen und beim Equipement.

Watschn bei der Vorstandswahl: Roman Gottschalk und Harry Thiele sind in der geheimen Wahl von den 94 stimmberechtigten Mitgliedern im Vorstand bestätigt worden - aber mit wesentlich schlechteren Ergebnissen als 2014: Für Gottschalk votierten 79,8 Prozent der Mitglieder, für Thiele lediglich 57,4 Prozent. Auch aus anderem Grund stand die Wahl unter keinem guten Stern: Zunächst wurden vermeintlich drei Stimmzettel mehr abgegeben, als stimmberechtigte Mitglieder anwesend waren. Die Verwirrung wurde letztlich aufgeklärt.

Finanzen: Die Schulden des SVE sind auf 1,15 Millionen Euro angewachsen. In der Saison 2015/16 ist laut Thiele ein Fehlbetrag von 200 000 Euro entstanden - unter anderem wegen zurückgegangener Sponsorenerlöse. Thiele: "Wir wollten besser werden, das haben wir nicht geschafft." Auch in der aktuellen Saison droht ein Loch - derzeit liegt eine Unterdeckung von 80 000 bis 100 000 Euro vor. Ein Grund: Im Winter sollen nach TV-Informationen für das Projekt Klassenerhalt vier neue Spieler verpflichtet werden. Thiele sieht die Liquidität des Vereins indes nicht gefährdet. Grundsätzlich richtete Gottschalk aber einen Appell an potenzielle Geldgeber in der Region: "Tradition ist super. Aber wenn die Wirtschaft nicht Gas gibt, wird es schwierig."

Neuer Fan-Treff: Seitdem das Zelt hinter der Ostkurve abgerissen wurde, fehlt für die Fans bei den Heimspielen im Moselstadion ein zentraler Treffpunkt. Ein Ersatz sollte bereits zur vergangenen Saison in Absprache mit der Stadt Trier an der Stelle des Zelts gebaut sein. Doch bis heute herrscht dort gähnende Leere. Thiele sagte nun, dass ein Bau bislang an den Finanzen gescheitert sei: "Wir wollen das umsetzen. Wir können aber nicht sagen, wann."

Vertrag mit Ex-Trainer Peter Rubeck: Wie vom TV beim Wechsel von Peter Rubeck zum SC Hauenstein angedeutet, ist der bis 2018 laufende Vertrag des 54-Jährigen mit der Eintracht noch nicht komplett aufgelöst. In einer Pressemitteilung hatte der SVE das Gegenteil kommuniziert. Nun bestätigte Thiele, dass Rubeck bislang quasi ausgeliehen ist: "Der SC Hauenstein nimmt uns einen Großteil der Verpflichtungen ab. Wir haben dadurch eine deutliche Entlastung, aber noch keine komplette. Die soll aber bis Anfang nächsten Jahres erfolgen."

Sportlicher Leiter: Diese Position ist seit dem Weggang von Heiner Semar vakant - Geschäftsführer Torge Hollmann übernimmt derzeit einen Teil der Aufgaben. Laut Gottschalk will der SVE die Stelle wiederbesetzen: "Wir sind auf der Suche nach einem sportlichen Leiter, der - wenn möglich - aus der Region kommt."

Ex-Vorstand Wilhelmi ist zurück: Im neuen Aufsichtsrat gibt es zwei Wechsel: Anstelle von Adolf Hess und Alexander Bergweiler gehören künftig Ernst Wilhelmi, der im November 2014 aus dem Vorstand zurückgetreten war, und SmileX-Geschäftsführer Christian Müller dem beratenden Gremium an. Bestätigt wurden die acht anderen bisherigen Mitglieder, die erneut zur Wahl angetreten waren: Frank Natus, Simone Schuler, Michael Grasmück, Klaus Jensen, Alfons Jochem, Alexander Jelen, Dieter Friedrich und Andreas Garnier.

Fanbeirat: Er wurde per Satzungsänderung von sieben auf drei Mitglieder verkleinert. Gewählt wurden Eva Schneider, Christophe Acloque und Patrick Mohr.

Ehrungen: Mehrere Mitglieder wurden für ihre langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. 25 Jahre: Benjamin Bretz, Bernd Raach, Robert Mario Spanier, Dieter Wahlen, Franz Zamberger; 40 Jahre: Wolfgang Berger, Helmut Bergfelder, Edmond Hein, Karl Kahlen, Peter Kinzig, Roland Morgen, Günther Philipps, Peter Pries, Paul-Ernst Willems, Marco Zenner; 50 Jahre: Albert Hamm; 60 Jahre: Peter Keuter; 70 Jahre: Heinrich Müller.


Fupa-Kommentar

Ein Abend der verpassten Chancen

Von Mirko Blahak

Am Ende der Jahreshauptversammlung erhob Peter Terges, seit 18 Jahren Vorsitzender des SV Olewig und Eintracht-Mitglied, das Wort zu einem leidenschaftlichen Appell: Er verlangte mehr Respekt vor denen, die im Vorstand und Aufsichtsrat unzählige Stunden und Geld für den Verein investieren.

Da hat er völlig recht: Ein Ehrenamt – zumal in einem Fußball-Traditionsverein wie Eintracht Trier – ist kein Zuckerschlecken. Leute, die sich engagieren, stehen nicht Schlange.

Dennoch war es für die Protagonisten ein Abend der verpassten Chancen.

Über Details in den Finanzen wurden die Mitglieder im Dunkeln gelassen. Auch wenn Vorstandsmitglied Harry Thiele ausbleibendes Zahlenwerk unter anderem mit einem Steuerberaterwechsel begründete: In Sachen Transparenz war die Eintracht schon deutlich weiter. Zwei, drei in den Raum geworfene Summen, dazu eine an die Wand geworfene Liquiditätsplanung für die aktuelle Saison ohne Erläuterungen. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass kein Interesse daran besteht, den Mitgliedern reinen Wein einzuschenken. Die Eintracht wäre gut beraten, hier künftig wieder mit offeneren Karten zu spielen.

Dass es sportlich in der Regionalliga nicht läuft, ist beileibe nicht in erster Linie dem Vorstand anzulasten. Unglücklich ist es jedoch, wenn Roman Gottschalk sagt, den Eingriff in sportliche Belange zu scheuen. Das lässt Zweifel aufkommen: Werden auch künftige sportliche Leiter beim SVE so schalten und walten können wie zuletzt Heiner Semar?

Vertrauen ist gut, doch Kontrolle ist besser: In Sachen sportlicher Kompetenz muss sich die Eintracht an der Spitze breiter aufstellen – denn auch diesen Sachverstand auszustrahlen, gehört zum Führen eines Sportvereins.

Ernst Wilhelmi, Ex-Vorstand und nun Aufsichtsratsmitglied, rief wieder zu mehr Eintracht auf. Das kann wahrlich nicht schaden. Auch Fans und Mannschaft müssen im knüppelharten Abstiegskampf eine Einheit bilden. Bei der Versammlung hätte es die Gelegenheit gegeben, diese zu dokumentieren. Doch das Team war mit wenigen Ausnahmen nicht zugegen. Es wäre nicht schlecht gewesen, wenn sich beispielsweise der neue Trainer Oscar Corrochano mit einem Statement an die Mitglieder gewandt hätte. Das war nicht der Fall. Schade eigentlich.

Aufrufe: 08.12.2016, 20:40 Uhr
Volksfreund / volksfreund.de Autor