2024-04-24T07:17:49.752Z

Allgemeines

Die Rückkehr des Hamborner Derby-Fluchs?

Hamborner Löwen unterliegen in Unterzahl im Spiel zweier schwach aufspielender Titelanwärter

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Die Englische Woche - zugleich Derby-Woche - begann für die Hamborner Löwen mit einer ernüchternden 1:3-Niederlage gegen den Nachbarn Genc Osman aus Neumühl. Eine Niederlage, die in vielerlei Hinsicht ärgerlich ist.
Die Gäste boten insgesamt keine überzeugende Leistung und wären als direkter Konkurrent um den Aufstieg an diesem Sonntag durchaus zu schlagen gewesen, Ercan Yayla wird dem Team durch seinen Platzverweis im nächsten Spiel schmerzhaft fehlen, der Rückstand auf den ersten Platz beträgt nun sechs Punkte. In einem Spiel zweier schwach aufspielender Mannschaften behielten so die Neumühler an Ende die Nase vorn und zogen an den Löwen in der Tabelle vorbei.

Gerade im ersten Durchgang war das Spiel durch Nervosität und zahlreiche Abspielfehler geprägt. Auffällig waren die Stockfehler der Gäste in Schwarz-Weiß, von denen die Zuschauer sicherlich mehr erwartet hatten. Die Hamborner verstanden es jedoch nicht, hieraus Kapital zu schlagen. Hinten gut stehend, fanden die Aktionen der Löwen nach vorne keinen Abnehmer. Nachdem sich Kevin Hesse einmal auf der rechten Angriffsseite durchgesetzt hatte und das Leder schön in den Strafraum flanken konnte, traf Daniel Brosowski mit dem Leder leider nur ein gegnerisches Bein statt des Tores.

Kurz darauf setzte sich der Hamborner Goalgetter über die linke Seite durch und konnte im Strafraum von Said Koumbaz nur mit einer Notbremse gestoppt werden. Kapitän Admir Turudija übernahm die Verantwortung und verwandelte den fälligen Elfmeter zur 1:0 Führung für die Löwen. Genc Osman- Torwart Manuel Schulz war zwar in der richtigen Ecke, der Schuss kam aber zu platziert (21.). Die Gäste ergriffen nach dem Rückstand nun etwas mehr die Initiative und kamen durch einen Fernschuss von Gökhan Kiltan, der das Tor nur knapp verfehlte, zu ihrer ersten nennenswerten Chance (25.).

Die Gastgeber ihrerseits konnten die wenigen Chancen, die sich ihnen boten, ebenfalls nicht nutzen: Daniel Brosowski verzog einen Freistoß aus rd. 25 Metern deutlich am Tor vorbei (34.), wenig später verfehlte er - von Milan Dehnen schön in Szene gesetzt - das Tor nur knapp (36.). Dann fiel - wie aus dem Nichts - der Ausgleich für Genc Osman: Ercan Kiraz lieferte sich an der linken Strafraumgrenze der Löwen mit Kevin Hesse ein Duell und kam zu Fall. Schiedsrichter Michael Kornstaedt zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt und Kevin Hesse die Gelbe Karte. Zwei von vielen Entscheidungen des Referees, die man nicht ohne Weiteres nachvollziehen konnte. Bulut Aksoy ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte den Strafstoß ebenso platziert wie Admir Turudija rd. 20 Minuten zuvor: 1:1 (42.). Kurz vor der Pause versuchten die Gastgeber noch einmal den direkten Gegenschlag: Admir Turudijas Geschoss aus rd. 25 Metern stieg jedoch weit über das Gehäuse von Manuel Schulz.

Nach dem Seitenwechsel stellten die Neumühler, die nun etwas mehr von Spiel hatten, die Räume geschickt zu, störten die Hamborner früh im Aufbauspiel und schufen sich so die Möglichkeiten für Tempogegenstöße. Bei einer dieser Aktionen wurde Ercan Yayla in der Rückwärtsbewegung in einen Zweikampf verwickelt: Schiedsrichter Kornstaedt zeigte Gelb, und, da Yayla bereits in der vierten Spielminute Gelb wegen Ballwegschlagens gesehen hatte, folgte Rot (56.). Eine durchaus spielentscheidende Maßnahme - nicht, dass die Hamborner mit Ercan Yayla mehr Tore erzielt hätten, aber es fehlte nun ein starker Mann in der Defensive und dies sollte sich bald bemerkbar machen.

Zunächst versuchten die Löwen, in Unterzahl nach vorne zu spielen und hatten durch Milan Dehen (60.) und den frisch eingewechselten David Schulz per Kopfball nach Ecke von Dehnen (61.) noch zwei gute Möglichkeiten .Dann kam Genc Osman gefährlich nach Vorlage von Gökhan Kiltan mit Mergim Rustemi gefährlich vor das Löwen-Tor: Der Neumühler setze das Leder aber ungehindert weit über den Kasten (63.). Wenig später erläuft sich Mithat Aripek auf der rechten Seite im Duell mit 07-Keeper Dominik Schäfer noch den Ball an der Torauslinie zum Fünfmeterraum und kann scharf in die Mitte flanken: Dort braucht Bulut Aksoy nur noch seinen Fuß hinzuhalten und kann seinen zweiten Treffer markieren: 1:2 (65.).

Die Löwen wirkten nun zunächst etwas konfus, fingen sich aber wieder und man hatte zeitweise nicht den Eindruck, dass die Gastgeber in Unterzahl spielten. Doch Genc Osman machte das nun geschickt: Die Löwen kommen lassen und gefährlich kontern. Hierbei hätten die Mannen von Yilyas Basol den Sack früher zumachen können: Nach Vorlage von Mergim Rustemi setzte Gökhan Kiltan das Leder von der Strafraumgrenze knapp rechts neben das Tor (82.), dann trifft Mithat Aripek frei vor Daniel Schäfer stehend aus fünf Metern das Tor nicht (83.). Normalerweise werden in dieser Art und Weise ausgelassene Chancen bestraft - nicht so heute bei Genc Osman: Die Löwen konnten weitere Chancen durch Milan Dehnen (82.), Daniel Brosowski (85.) und Oguzhan Maminoglu (87.), der nach seiner Einwechslung für frischen Wind auf der linken Hamborner Angriffsseite sorgte, nicht nutzen, da sie in Keeper Manuel Schulz ihren Meister fanden. Dafür setzten die Gäste einen Konter über Tanju Cakmak, der einen Ball der Löwen an der Mittellinie abfing, über das ganze Feld spurtete, Gegenspieler samt Löwen-Keeper Dominik Schäfer umkurvte und zum entscheidenden 1:3 einschob (90.).

Man kann den Hambornern zugute halten, dass sie auch jetzt noch nicht die Köpfe hängen ließen: Nachdem Oguzhan Maminoglu ein schönes Zuspiel im Strafraum nicht richtig aufnehmen konnte und mit seinem Schuss noch am Schlussmann der Gäste scheiterte (90. + 2), konnte der Neuzugang von Hamborn 90 doch noch seinen ersten Treffer für die Löwen markieren (90.+ 3). Dieser Treffer kam leider zu spät, denn Schiedsrichter Kornstaedt pfiff kurz darauf die Partie ab.

Unter dem Strich hätte keine der beiden Mannschaften den Sieg verdient gehabt, da zu einfallslos nach vorne agiert wurde. Inwieweit der Schiedsrichter seinen Anteil am Ausgang der Partie hatte, mag jeder für sich abwägen. Befremdlich erscheint in jedem Fall die Aussage des Referees gegenüber Löwen-Coach Ali Güzel zur ersten Gelben Karte für Ercan Yayla: "Hätte der mich getroffen, hätte ich das Spiel abgebrochen." - Da waren vier Minuten gespielt und Ercan Yayla hatte quasi mit dem Pfiff des Schiedsrichters den Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne geschlagen. Weder Zeitschinderei noch eine besondere emotionale Komponente kann hier unterstellt werden.

Dies soll aber keine Entschuldigung für die Leistung der Hamborner sein; so sieht es auch Ali Güzel: "Wir können das nicht am Schiedsrichter festmachen und müssen uns an die eigene Nase fassen. Es ist umso bitterer, dass wir heute gegen einen nicht so starken Gegner verloren haben." Im Hinblick auf die nun anstehenden Aufgaben bleibt der Hamborner Übungsleiter zweckoptimistisch: "Wir müssen nach vorne schauen und die Punkte, die wir heute verloren haben, in Buchholz holen." Leichter gesagt als getan: Eine Viktoria in Normalform ist weitaus gefährlicher als der heutige Gegner, der zugegebener Maßen aber auch weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist.

Mit den am Sonntag gezeigten Leistungen werden sich beide Mannschaften nicht unbedingt zum Kreis der Titelanwärter zählen dürfen. Da ist noch "Luft nach oben", wie man so schön sagt. Für die Löwen bleibt zu hoffen, dass sich in dieser Woche der Derby-Fluch nicht wieder häuslich einrichtet im Hamborner Holtkamp. Ein Signal in Buchholz wäre hier von Vorteil.

SF Hamborn 07: Schäfer, Yayla, Turudija (68. Maminoglu), Dehnen, Brosowski, Hesse, Kirsch (61. Schulz), Gehle (72. Schneider), Kücükarslan, Grevelhörster, Kilic.

SV Genc Osman: Schulz, Kiraz (70. Preuß), Calik, Cukur, Aksoy, Kiltan (84. Lupitu), Kaczmarek (59. Rustemi), Aripek, Koumbaz, Cakmak, Dema.

Tore: 1:0 Turudija (21., Foulelfmeter), 1:1 Aksoy (42., Foulelfmeter), 1:2 Aksoy (65.), 1:3 Cakmak (90.), 2:3 Maminoglu (90. + 3)

Gelbe Karten: Yayla (4., Ballwegschlagen ), Kücükarslan (12., Foulspiel), Koumbaz (20., Notbremse), Cukur (32., Foulspiel), Hesse (40., Foulspiel), Kaczmarek (58., Halten), Kiraz (66., Foulspiel), Preuß (71., Foulspiel), Rustemi (79., Foulspiel), Aksoy (89., Unsportlichkeit ).

Gelb-Rote Karte: Yayla (56., Foulspiel)

Zuschauer: 210
Aufrufe: 08.9.2014, 14:13 Uhr
Hamborn 07Autor