2024-05-31T10:52:53.652Z

Allgemeines
Der Sportpark trägt bereits den Solvay-Namen, auch das Vereinswappen ist geändert. In der laufenden Saison aber gelten noch der alte Rhodia-Name samt Logo. | Foto: Thomas Kunz
Der Sportpark trägt bereits den Solvay-Namen, auch das Vereinswappen ist geändert. In der laufenden Saison aber gelten noch der alte Rhodia-Name samt Logo. | Foto: Thomas Kunz

Die Rhodia trägt künftig Solvay im Namen

Warum sich der Freiburger Klub für die Änderung seines Namens entschieden hat

Der einstige SV Rhodia heißt seit dem Jahreswechsel SV Solvay. Damit vollzieht der traditionsreiche Freiburger Sportverein den Namenswechsel seines „Paten“ nach. Auch das Chemiewerk Rhodia zwischen Engesser- und Hermann-Mitsch-Straße heißt seit April 2013 Solvay.
Der Verein mit 700 Mitgliedern, der einst aus einer Fußballwerksmannschaft hervorgegangen ist, steht inzwischen rechtlich und organisatorisch völlig unabhängig da. Die Umbenennung bringt Bewegung ins Spiel. Der Vereinsvorsitzende Alexander Simon legt Wert darauf, dass die Umbenennung aus innerer Verbundenheit geschehen ist - nicht etwa wegen vertraglicher Pflichten oder aus Sorge um Sponsoren- oder Spendengelder. "Bei der Mitgliederversammlung haben 47 der 48 Anwesenden für die Namensänderung gestimmt", berichtet Simon. Dies zeige, wie groß die Identifikation mit der Firma Solvay ist.

Der neue Name sorgt für einen gewissen Wirbel - im regionalen Sportgeschehen und auch vereinsintern. Dabei ist es gar nicht die erste Umbenennung. Als der Verein 1952 aus der Taufe gehoben wurde, damals noch als reiner Werksverein, wählten die 92 Gründungsmitglieder aus der Werksbelegschaft den Namen SV Rhodiaceta für ihren Zusammenschluss - denn so hieß das Chemiewerk damals noch. 1980 änderte der Verein, der seit 1972 als gemeinnützige Einrichtung ins Vereinsregister eingetragen war und nun auch Nicht-Werksmitarbeiter aufnehmen durfte, seinen Namen in SV Rhodia. 1990 brachte man das Vereinsemblem auf aktuellen Stand, denn die Fabrik gehörte mittlerweile zur Rhone-Poulenc-Gruppe. "Dieser Name war damals den Vereinsverantwortlichen doch etwas zu sperrig", sagt Alexander Simon.

Stattdessen nahm man wenigstens das damalige Firmenzeichen, die zu einem stilisierten Elefanten verbundenen Firmeninitiale R und P, ins Vereinslogo auf - und ersetzte damit das Spinnennetz, das als Symbol für Rhodiaceta und die einst produzierte Kunstseide gestanden hatte. 1998 wurde dann nochmals das Vereinsemblem abgeändert: Der RP-Elefant musste wieder weichen - Rhone-Poulenc war jetzt Vergangenheit. Seiher ziert der denkmalgeschützte Wasserturm auf dem Werksgelände das Vereinslogo. "Jetzt haben wir eben die freundliche Übernahme von Rhodia durch die belgische Chemiegruppe Solvay im Jahr 2011 und die Namensänderung des Freiburger Werks in zum Anlass genommen, auch unseren Verein umzutaufen", erläutert Alexander Simon. Entsprechend müssen nun die Geschäftspapiere des Vereins, die Trikots und auch die Anmeldungen beim Spielbetrieb der entsprechenden Verbände geändert werden.

Diese Saison wird noch mit altem Namen gespielt

"Beim Fußballverband waren wir damit leider etwas zu spät dran - daher müssen wird die laufende Saison noch unter dem alten Namen zu Ende bringen", berichtet Vereinschef Simon. Die erste Fußballherrenmannschaft spielt in der Verbandsliga Südbaden. Etwas kritisch beäugt wird die Umbenennung offenbar bei anderen Fußballvereinen. "Bei anderen Vereinen hat man immer schon vermutet, dass wir von der Firma quasi mit Geld überschüttet werden", erzählt Alexander Simon. Es habe sogar Gerüchte gegeben, jeder Spieler der ersten Mannschaft bekomme von der Rhodia einen Dienstwagen spendiert. "Das ist natürlich Unsinn", so Simon. "Richtig ist, dass wir als Unternehmen Geld für die Jugendarbeit des Vereins spenden", sagt Hans-Ulrich Lutz, Werksleiter bei Solvay in Freiburg. Die Spende, zu deren Höhe Lutz keine Angaben macht, werde aber jährlich neu beschlossen. "Es gibt keinen Automatismus und wir erwarten auch keine Gegenleistung oder irgendwelche Werbung", so der Solvay-Manager. Immerhin gebe es beim SV Solvay 16 Fußball-Jugendmannschaften, eine umfangreiche Tennis-Nachwuchsarbeit und auch die Ski- und Wander-Abteilung kümmere sich um die Jugend - etwa mit günstigen Skikursen.

"Für uns als Verein stand bei der Umbenennung die Tradition und die innere Verbundenheit zum Unternehmen im Vordergrund", erläutert Dieter Fösel, der Zweite Vorsitzende des Vereins, die Motive der Umbenennung. Immerhin rund ein Drittel der 700 Mitglieder seien aktive oder ehemalige Mitarbeiter.

Die verpachtete Vereinsgaststätte auf dem Sportgelände in der Hermann-Mitsch-Straße 38, bekannt als Rhodia-Stüble, heißt übrigens auch nicht mehr so - aber auch nicht Solvay-Stüble. Der offizielle Name ist nun Pizzeria da Carmelo - nach dem Pächter Carmelo Pezzuto.
Aufrufe: 026.2.2014, 12:55 Uhr
Holger Schindler (BZ)Autor