Das Votum ließ keine Fragen offen. Mit 86,14 Prozent stimmten Niederbayerns Fußballvereine am Montagabend beim außerordentlichen Bezirkstag in Straubing für ein Zwei-Kreise-Modell im Bezirk Niederbayern. Ab 2018 bilden der jetzige Fußballkreis Landshut (mit Kelheim) sowie die Landkreise Dingolfing-Landau und Rottal-Inn den neuen Kreis „Niederbayern West“. Die Landkreise Straubing-Bogen, Regen, Deggendorf, Passau und Freyung-Grafenau firmieren als „Niederbayern Ost“. Von 442 Stimmen entfielen 379 auf das neue Modell, 61 Delegierte (13,86 Prozent) waren dagegen, zwei Stimmkarten war ungültig.
„Der Amateurfußball ist nicht im Niedergang.“ Dr. Rainer Koch
Der vom Bezirksausschuss bevorzugte Vorschlag wird damit umgesetzt. Die zwei vorliegenden Alternativ-Entwürfe kamen nicht mehr zum Aufruf. Der Wunsch einiger Kelheimer Vereine, statt Rottal-Inn den Landkreis Straubing-Bogen mit ins Boot zu nehmen (der im zweiten Zwei-Kreise-Vorschlag aufgetaucht wäre), hatte sich damit erledigt. „Ich weiß nicht, ob es tatsächlich demokratisch ist, wenn man nur über ein Modell abstimmen lässt, obwohl es zwei weitere gibt“, merkte Martin Birkl, Pressewart des ATSV Kelheim, gegenüber unserer Zeitung an. Doch das Prozedere war dem Bezirk von höchster Stelle „geraten“ worden, so BFV-Präsident Dr. Rainer Koch in seiner Rede vor rund 700 Zuhörern. „Bei drei Modellen parallel weiß keiner mehr, wie er abstimmen soll.“ Nur bei weniger als 50 Prozent für den präferierten Vorschlag, hätte es eine weitere Runde über das alternative Zwei-Kreise- (mit Straubing statt Rottal) und ein Drei-Kreise-Modell gegeben.
Engl wies eingangs noch einmal auf die Gründe für die Reform hin. Der demografische Wandel, der die Regionen Regen und Freyung-Grafenau dramatisch trifft (Kelheim dagegen blickt auf einen positiven Trend), sowie der Rückgang an Fußballmannschaften ließen keinen anderen Schritt zu. Bei den Fußball-Junioren sank die Anzahl an Teams in den vergangenen 20 Jahren von 2350 auf 1877 Stück (minus 473), von denen ein Drittel als Spielgemeinschaften auftritt. Das Feld der Herren-Mannschaften verlor im selben Zeitraum 150 Teams (986 auf 847). Dass die Entwicklung bei A- und B-Junioren mit derselben Zahl an Rückgängen fast identisch war, ist nur logisch: Die Lücken in U19 und U17 (486 auf 363) bilden sich in den Jahren darauf bei den Männern ab.
Verblüffend nach der Vorstellungstour: Es gab keine einzige Wortmeldung im Saal. Alles klar offenbar, die Wahl konnte kommen. Zuvor ergriff noch DFB-Vizepräsident Dr. Koch das Wort. Nach einem Lob für Bezirk und Vereine für die Vorbereitung der Reform betonte er leidenschaftlich: „Der Amateurfußball ist nicht im Niedergang, der Fußball steckt nicht in der Krise.“ In manchen Regionen stiegen die Zahlen an Teams an. Der bayerische Verbandsboss erläuterte auch, warum es die Mindestzahl von 100 Teams bei den Herren in einem Fußballkreis benötige. „Dadurch können wir sieben Ligen aufstellen, mit der Pyramide von der Kreisliga bis hinunter in die A-Klassen.“ Diese erforderliche Marke ist im Bayerwald (92) bereits unterschritten.
Nun endlich durften die Delegierten ihre grüne Stimmkarte zücken. Es galt „Ja“ oder „Nein“ für den Bezirks-Vorschlag anzukreuzen und die Karte in Wahlurnen zu werfen. Bei der Auszählung wähnte sich der Wahlausschuss kurz bei einer österreichischen Präsidentschaftswahl: 442 abgegebene Stimmen bei nur 428 Delegierten. Der Schreckensmoment war schnell überwunden, da Vereine aus der Landesliga und höher zwei Stimmzettel abgeben durften. Josef Heckner, Vorsitzender des Bezirkssportgerichts, verkündete als Wahlleiter das klare Ergebnis von mehr als 86 Prozent „Ja“-Stimmen. „Der Vorschlag ist angenommen und ziemlich eindeutig, wie ich meine.“ Bezirkschef Engl informierte über die nächsten Schritte. Dabei offerierte er den Vereinen an der neuen Trennlinie einen Kreiswechsel. „Bis zum 30.April 2017 müssen die Anträge gestellt sein. Wir werden die Ansuchen durchaus großzügig behandeln.“ Wenn ein Verein wechsle, würden sämtliche Teams eines Klubs bis zu Junioren und Frauen mitgenommen. Sollte man den Schritt anstreben, sei es angeraten, mit Nachbarvereinen zu sprechen. „Nicht dass der eine Verein wegen eines Derbys von Ost nach West wechselt und der Kontrahent parallel von West nach Ost. Dann bleibt die Situation nämlich gleich“, merkte er unter Schmunzeln im Saal an.
Richard Sedlmaier (Bezirksspielleiter): „Ich persönlich hätte Straubing lieber bei Kelheim gesehen, weil es in den Kreisligen maximal 50 Kilometer Fahrtstrecke bedeutet hätte, jetzt könnten es bis zu 75 Kilometer sein. Aber das ist der einzige Unterschied.“
Martin Huber (TV Schierling): „Uns ist Straubing näher. Aber das Modell mit Rottal-Inn wird unseren Verein selbst nicht treffen. Es ist eine klare Mehrheitsentscheidung, die wir ohne Murren akzeptieren. Man muss auch auf den Bayerwald mit weniger Vereinen schauen.“
Franz Fuchsbrunner (TSV Langquaid): „Die Reform muss für die nächsten Jahrzehnte Bestand haben. Insofern ist das neue Modell das idealste. Ohne Straubing-Bogen wäre der Bayerwald bald wieder ausgedünnt und wir müssten uns erneut zusammen setzen.“
Josef Ruppert (FC Train): „Wir erhoffen uns, dass es mit dem Reservespielbetrieb durch die größeren Kreise besser wird. Die zweiten Mannschaften haben zum Teil nur mehr alle zwei, drei Wochen ein Spiel, weil keine Gegner da sind. Das fördert nicht die Lust am Fußball.“
Martin Birkl (ATSV Kelheim): „Wir haben gegen das neue Modell gestimmt, weil wir Straubing bei uns sehen. Ein Problem taucht schon auf: Es soll bei U19 und U17 bald nur mehr eine Kreisliga geben. Dann müssen unsere jungen Teams bis nach Rottal-Inn fahren.“