2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Geld-Verteilungskämpfe im Fußball hinterlassen Spuren. Im Amateurlager formiert sich Widerstand. Symbolfoto: dpa
Die Geld-Verteilungskämpfe im Fußball hinterlassen Spuren. Im Amateurlager formiert sich Widerstand. Symbolfoto: dpa

Die Ohnmacht im Dorf

FSV Salmrohr und andere Amateurclubs prangern vor DFB-Bundestag Finanzen an

In vielen Amateur-Fußballclubs rumort es. Ihre Befürchtung: Von den immer weiter steigenden Einnahmen im Profibereich kommt bei ihnen nichts an. Unter anderem schlagen der FSV Salmrohr und weitere Vereine aus dem Verband Rheinland Alarm. Sie machen Vorschläge, wie sich die finanzielle Situation im Amateurlager verbessern könnte.

Erfurt/Salmtal. In der Messehalle Erfurt wird heute das Schulterklopfen groß sein. Beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) wird sich der Verband für teilweise exorbitant steigende Einnahmen rühmen - etwa durch steigende Erlöse in der medialen Vermarktung oder im Sponsoring.
Die Geldquellen sprudeln, viele Amateurvereine machen dennoch keine Luftsprünge. Weil aus ihrer Sicht nur homöopathische Dosen der Einkünfte bei ihnen ankommen. "Die Finanzverfassung im deutschen Fußball stimmt nicht. Obwohl über die Fernsehvermarktung künftig mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr erwirtschaftet werden, darben viele Amateurclubs", kritisiert Peter Rauen, Ehrenpräsident des FSV Salmrohr. Der ehemalige Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag sieht die Einheit von Profis und Amateuren nicht nur gefährdet, sondern wegbrechen.
Auch die Macht vom Dorf - wie sich der FSV Salmrohr gerne bezeichnet - fühlt sich ohnmächtig. Mit anderen Vereinen aus der Oberliga und der Rheinlandliga gab’s ein Krisentreffen. Hintergrund: Im vergangenen Sommer stieg die Spvgg. Wirges freiwillig aus der Oberliga ab, gleichzeitig wollten vier Rheinlandligisten nicht an den Aufstiegsspielen zur Oberliga teilnehmen. Das Problem: die Finanzierbarkeit des Spielbetriebs. Rauen beschreibt einen Teufelskreis: "Früher - bis in die 1980er und 1990er Jahre - gab es seitens der Verbände feste finanzielle Zuwendungen an Vereine in verschiedenen Spielklassen. Die gibt es nicht mehr. Gleichzeitig ist es praktisch nicht mehr möglich, Spieltermine zu finden, an denen nicht gleichzeitig Profispiele live im Fernsehen übertragen werden. Dadurch sinken Zuschauereinnahmen. Sie reichen teilweise nur noch dafür aus, die Schiedsrichter zu bezahlen. Die Refinanzierung der Kosten aus dem Spielbetrieb tendiert also oftmals gegen null, dadurch wird es auch immer schwieriger, Sponsoren zu finden."
Mit einer Resolution wollen mehrere Vereine - unter ihnen der FSV - wachrütteln. Sie enthält Vorschläge, mit denen Amateurclubs zu mehr Geld kommen können.
1) DFB und Deutsche Fußball-Liga sollen zwei Prozent der jährlichen Einnahmen aus den medialen Vermarktungsrechten der ersten und zweiten Bundesliga an den DFB zur Weiterleitung an die Landesverbände abführen, damit diese ihre Clubs in den Bezirks-, Verbands-, Ober- und Regionalligen unterstützen können. Zwei Prozent von einer Milliarde Euro - das wären 20 Millionen Euro. Jeder der 21 Landesverbände bekäme demnach knapp eine Million Euro. Ein Rheinlandligist könnte sich so pro Saison über rund 16 000 Euro freuen - Regionalligist Eintracht Trier würden derzeit 125 000 Euro zuteil werden.
2) Der DFB soll zehn Prozent der Auszahlungen an die Teilnehmer der DFB-Pokalspiele zur Weiterleitung an die Landesverbände einbehalten. Jeweils 20 Prozent dieser Summe soll der Landesverband dann an die Verliererteams in den letzten Runden seiner Verbandspokal-Wettbewerbe ausschütten - ab dem Sechszehntel-Finale bis zum Endspiel. Im DFB-Pokaltopf stehen laut Rauen rund 50 Millionen Euro zur Verfügung. Laut Vorschlag würde somit jeder der 21 Landesverbände rund 238 000 Euro bekommen - der Verlierer des Landespokalfinals würde so knapp 48 000 Euro erhalten. Das wäre weit mehr als nach einem aktuell im Fußballverband Rheinland praktizierten Verteilungsmodell, nach dem an den Finalverlierer rund 5000 Euro ausgeschüttet werden.
Rauen hofft, dass die Resolution nicht zum Papiertiger verkommt. Doch er ist skeptisch: " Sie macht nur Sinn, wenn sich ihr deutschlandweit alle Amateurvereine anschließen. Um sie überall bekanntzumachen, werden wir aber wohl nicht auf die Hilfe der Landesverbände zählen dürfen. Deshalb müssen wir Geduld haben."

Die Resolution im Wortlaut: www.fsvsalmrohr.de/resolution-an-den-fussballverband-rheinland

Aufrufe: 03.11.2016, 20:40 Uhr
volksfreund.de/Mirko BlahakAutor

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