Ein paar Minuten vor dem Ende waren die Deutenbacher Fans unter den 200 Zuschauern dann doch siegessicher: „Die Nummer eins in Stein sind wir“, sangen die Anhänger des STV und brachten sich schon einmal in Kirchweih-Laune. Zum ersten Mal standen sich am Samstag der STV aus dem Steiner Ortsteil Deutenbach und der langjährige Platzhirsch FC Stein, der nach vielen Jahren Bezirksober- und Bezirksliga in der vergangenen Saison abgestiegen war, gegenüber. Passenderweise wurde am Wochenende in der Stadt Kirchweih gefeiert – und das Festzelt steht nur ein paar Hundert Meter vom STV-Sportgelände am Weihersberg entfernt. Zusätzliche Brisanz erhielt die Partie – die in einem sehr fairen Rahmen blieb – durch einige Personalien.
Mehrere aktuelle Akteure des STV haben eine FC-Vergangenheit, Trainer Arno Zeilmann spielte ebenfalls im Waldsportpark, trainierte dort auch Jugendmannschaften und die Reserve. So versuchte der 41-Jährige gar nicht erst, die Bedeutung des Derbys herunterzuspielen. „Wenn ich gesagt hätte, es ist ein normales Spiel und es geht um drei Punkte, hätte mir das ohnehin keiner geglaubt“, sagte Zeilmann nach dem Schlusspfiff. Freudestrahlend und in Feierlaune, wohlgemerkt.
Denn seine Mannschaft hatte das kurz zuvor vom Unparteiischen Philipp Milton gut geleitete Spiel mit 1:0 gewonnen. „Leider hochverdient“, wie FC-Coach Markus Mühling feststellen musste. Über die gesamten 90 Minuten und die fünfminütige Nachspielzeit hatte man den Eindruck, dass die Gastgeber mit mehr Leidenschaft und Herz bei der Sache waren, kurzum: Deutenbach hat ein Derby gespielt, Stein eher nicht. „Ja“, sagte Mühling zu dieser Einschätzung und blickte dabei doch leicht sauertöpfisch drein.
Vom Start weg gaben die Hausherren das bei schweißtreibenden Temperaturen von weit über 30 Grad hohe Tempo vor und gingen schnell in Führung. Steins Robert Zengerle brachte unnötig aber völlig klar Timm Bergmann zu Fall, Vincenzo Romeo verwandelte den fälligen Strafstoß zum 1:0 (9.). „Deutenbach war präsenter und wir nach vorne viel zu harmlos“, haderte Mühlingmit der Leistung seiner Schützlinge, die ihre beste Phase nach etwa einer Viertelstunde einläuteten. Die größte Chance, aber auch eine Portion Pech, hatte Matthias Lödel nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Erman Elibol, doch der Lupfer landete Sekunden vor der ersten Trinkpause auf der Querlatte (25.).
Dieses kleine Hoch des FC konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Deutenbacher dem zweiten Treffer näher waren, als die Gäste dem Ausgleich. Dass jenes 2:0 nicht fiel, war dann auch der einzige Kritikpunkt, den Arno Zeilmannn seiner Elf gegenüber anbringen konnte. „In der ein oder anderen Situation haben wir vor dem Steiner Tor wohl die Hosen voll gehabt, da waren die Jungs auch ein bisschen nervös“, ließ er aber auch mildernde Umstände gelten.
Mag schon sein, dennoch war es teils ein klägliches Bild, dass der STV beim Torabschluss abgab. Oder aber der beste Steiner an diesem Tag, Torwart Bernhard Lehnert, sorgte dafür, dass der FC im Spiel blieb. Zumindest in der Theorie, denn wirklich gefährlich wurde es vor dem Gehäuse der Heimelf nur selten. So weit kamen die Gäste zumeist gar nicht, zu mangelhaft war schon das Aufbauspiel.
Trotzdem war natürlich ob des knappen Spielstands eine gewisse Anspannung beim STV da, umso größer fiel die Erleichterung aus, als das erste Steiner Stadtderby in einem Punktspiel gegen 17 Uhr beendet war. „Jetzt feiern wir auf dem Platz, dann geht es rüber auf die Kirchweih, und wenn das Zelt geschlossen wird, geht es bei uns im STV-Keller weiter“, umriss Zeilmann die weitere Abendplanung. Mit eingeladen waren im Sinne einer guten Nachbarschaft auch die Steiner. Das ein oder andere „Derbysiegerlied“ musste sich das FC-Lager aus dem DTV-Block dabei wohl noch anhören.
Markus Mühling nicht. Steins Trainer, der aus Schwabach kommt und deshalb eine neutrale Sicht auf die Dinge hatte, verabschiedete sich noch am Abend in den Urlaub. Vorher sagte er noch: „Auch wenn wir jetzt das Derby verloren haben, den Spielbetrieb stellen wir deshalb nicht ein.“
Schiedsrichter: Philipp Milton (Tuspo Nürnb.) - Zuschauer: 300
Tore: 1:0 Vincenzo Romeo (9. Foulelfmeter)