2024-05-02T16:12:49.858Z

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Egal, ob rund, dreieckig oder längs: Der Schuh-Prototyp von Ludwig Vogt ist individuell mit Stollen jeder Art besetzbar. Ob sich seine Idee tatsächlich einmal im Sportfachhandel wiederfindet, wird die Zukunft zeigen.  Foto: Axel Schmidt
Egal, ob rund, dreieckig oder längs: Der Schuh-Prototyp von Ludwig Vogt ist individuell mit Stollen jeder Art besetzbar. Ob sich seine Idee tatsächlich einmal im Sportfachhandel wiederfindet, wird die Zukunft zeigen. Foto: Axel Schmidt

Die Musketier-Stiefel

Ob Stollen, Noppen oder beides: Ludwig Vogt hat eine Möglichkeit gefunden, wie man Fußballschuhe individuell anpassen kann +++ Den Prototyp will er wissenschaftlich testen lassen

Einer für alle, alle für einen – der Wahlspruch der drei Musketiere könnte besser nicht passen für eine Erfindung des 34-jährigen Mattsiesers Ludwig Vogt. In abgewandelter Form müsste man sagen: Ein Schuh für alle Sportarten, alle Stollen für einen Schuh. Denn genau das ist das Prinzip, das der Hobbyfußballer mit seiner Erfindung, den „Steckstollen“, erfunden hat.

Die Idee kam dem gelernten Maschinenbauer, als sein jüngerer Bruder Matthias einmal mehr über abgebrochene Schraubstollen an seinem Fußballschuh schimpfte. 2008 war das. Seitdem tüftelt Ludwig Vogt an seiner Idee vom Sportschuh, dessen Sohle individuell angepasst werden kann. Ganz einfach per Steckstollen. Oder Stecknoppen. Oder Steckspikes. Oder was auch immer. Je nach Sportart, je nach Wetter, je nach Wunsch des Sportlers. „Manche wollen im hinteren Fußbereich runde Stollen haben, im vorderen Bereich vielleicht Bananenstollen“, sagt Ludwig Vogt.

So hat er also vor sieben Jahren einen alten Fußballschuh genommen und diesen umgebaut. Als CNC-Fräser erschuf er einen ersten Prototyp seines neuen Stollens. Dieser wird nun nicht mehr in die Öffnung an der Schuhsohle hineingeschraubt, sondern einfach reingesteckt. Der Vorteil dabei ist: Man könnte sich theoretisch lauter verschiedene Stollen per Klick in die Sohle des ein und desselben Schuhs einbauen. Steht am Samstag ein Fußballspiel an, dann eben Stollen. Geht es am Sonntag auf den Golfplatz, dann eben Golfnoppen. Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Davon ist Ludwig Vogt überzeugt.

Mit seinem Prototyp ist er im Jahr 2011 auf die Suche nach einem Hersteller gegangen, der einen solchen Schuh fabrizieren könnte. Doch bei den großen, namhaften Sportartikelhersteller hat er sich nur Abfuhren abgeholt. Adidas nehme keine Ideen an, die nicht aus der eigenen Firma kommen, hieß es da etwa von Manager Bernd Wahler. Mit dem Präsidenten des Bundesligisten VfB Stuttgart hatte Vogt damals telefonischen Kontakt.

Mit Puma ging es da schon etwas weiter. Nachdem Ludwig Vogt seine Idee per E-Mail kurz vorgestellt hatte, unterschrieb der Sportartikelhersteller zumindest schon einmal eine Geheimhaltungsvereinbarung. Mehr kam aber dann auch nicht zustande. Der Markt sei für eine neue Stollenart nicht reif, hieß es etwas später in der Absage-E-Mail.

Dabei gehe es ja nicht nur um Stollen, sagt Vogt. „Man kann den Schuh ja für alles andere auch nutzen. Theoretisch würde ein Paar Schuhe für mehrere Sportarten reichen“, sagt er. Sein Gebrauchsmuster hat er jedenfalls im Sommer 2012 trotzdem vorsorglich angemeldet. Ein Patent jedoch nicht. „Da kämen Kosten bis zu 20 000 Euro auf mich zu, denn das Ganze müsste man ja weltweit patentieren lassen“, sagt Vogt. Fürs Erste müssen also die Geheimhaltungsvereinbarung und das eingetragene Gebrauchsmuster reichen.

Mittlerweile hat er seinen Prototyp noch einmal modifiziert. Der Stollen wird nun noch leichter in den Schuh gesteckt, sitzt dort noch stabiler. Mit seinem ersten Paar selbst umgebauter Schuhe hat Ludwig Vogt den Praxistest vorgenommen. In der B-Klasse Allgäu 9 bei der zweiten Mannschaft des SV Mattsies. Das Ergebnis: Er wurde Meister, schoss neun Tore – und die Stollen hielten. So wagte er einen neuen Anlauf bei den Herstellern. Und hatte Glück: Die Firma Uhlsport lud ihn ein und sah sich das Muster an. Zwar stellt Uhlsport seit einiger Zeit keine Schuhe mehr her, „aber sie haben mir geholfen, ein echtes Unikat herzustellen“, sagt Vogt. Von Uhlsport bekam er eine Sohle, die er entsprechend bearbeitete und seinen Stollen anpasste. Diese schickte er zurück, woraufhin die Sportartikelfirma einen Schuh daraus machte.

Der nächste Schritt steht möglicherweise demnächst bevor: Ludwig Vogt würde seinen Prototypen gerne wissenschaftlich testen lassen. „Ich will vor allem herausfinden, ob der Schuh auch Verletzungen vorbeugen kann, indem sich in extremen Situationen die Stollen lösen.“ Für den Schuhtüftler wäre eine wissenschaftliche Studie wohl die Chance, auf die er sieben Jahre lang gewartet hat. Denn er ist überzeugt von seiner Idee. „Wenn es solche Schuhe gäbe – ich würde sie mir kaufen.“

Aufrufe: 023.7.2015, 19:23 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Axel SchmidtAutor