2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Die Attraktion in der Landesliga Mitte: 1990er-Weltmeister Klaus Augenthaler zieht die Fans an. F: lst
Die Attraktion in der Landesliga Mitte: 1990er-Weltmeister Klaus Augenthaler zieht die Fans an. F: lst

»Die meiste Angst habe ich vor meiner Mannschaft«

Ein halbes Jahr ist Klaus Augenthaler nun Coach beim Landesligisten Donaustauf: Im FuPa-Interview zieht der 59-jährige Weltmeister Bilanz und erklärt, warum er nach Spielen manchmal erst nach einer halben Stunde in die Kabine kann

Mit Klaus Augenthaler trainiert erstmals in der Geschichte der Landesliga Mitte ein ehemaliger Weltmeister eine Mannschaft. Der Neuling SV Donaustauf hat sich den namhaften Coach zu Saisonbeginn geangelt und steht auf einem hervorragenden zweiten Platz. Der gebürtige Fürstenzeller ist der Magnet schlechthin bei den Spielen seines Teams, ist vor und nach dem Spiel stets von Fans, Fotografen und Journalisten umlagert. Im FuPa-Interview zieht der 59-Jährige zur Winterpause Bilanz und gibt Auskunft über das "Leben" in der Landesliga Mitte.
FuPa: Herr Augenthaler, die Landesliga Mitte ist für Sie als erfahrener Trainer Neuland. Wie beurteilen sie diese Spielklasse? Klaus Augenthaler (59): Ich hatte ja schon in der vorigen Saison in der Bezirksliga in Donaustauf zugeschaut. In der Landesliga ist mehr Athletik dabei und auch spielerisch mehr Klasse. Allerdings sind die Trainingsbedingungen vom Platz her nicht optimal. Aber ich gehe davon aus, dass das im Amateurbereich fast überall so ist. Damit muss und kann ich leben. Ihr Team steht auf Platz zwei, für einen Aufsteiger doch sehr erfreulich. Wie beurteilen Sie das bisherige Abschneiden des SV Donaustauf? Ich bin sehr ehrgeizig, möchte immer gewinnen. Wir haben daheim gegen Gebenbach und gegen Bad Abbach leichtfertig Punkte verschenkt, was mich ärgert. Aber insgesamt haben wir ordentlich abgeschnitten. Das lässt für den weiteren Verlauf hoffen. Wie lautet die Zielsetzung für die Restrückrunde und wird es personelle Veränderungen im Kader in der Winterpause geben? Wenn man im Winter Zweiter ist, dann will man diesen Platz auch bis zum Saisonende halten. Das ist ganz klar unser Ziel. Ich habe alle Mannschaften gesehen. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, können mit jedem mithalten. Angst brauchen wir vor keinem Gegner zu haben. Die meiste Angst habe ich vor meiner Mannschaft. Aber ich schaue nicht zurück, schaue nach vorne. In Sachen Personal sind wir mit einigen Spielern in Kontakt. Aber da ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts spruchreif.

»Viele Fans kommen direkt auf mich zu, wollen Selfies mit dem Handy, wollen Autogramme und suchen das Gespräch mit mir.«

Sie haben als Profi viel erlebt. Bundesliga, Pokal, internationale Klubspiele und die Nationalmannschaft mit großen Turnieren wie Europameisterschaften und Weltmeisterschaften. Wie groß ist die Umstellung auf die Landesliga? Ein gravierender Unterschied zum Profibereich ist sicher, dass dort die Fans nicht so nahe an einen rankommen. In der Bundesliga sind die Zäune und der Abstand da. Bei den Landesliga-Spielen kommen viele Fans direkt auf mich zu, wollen Selfies mit dem Handy, wollen Autogramme und suchen das Gespräch mit mir. Ich erinnere mich an das Spiel in Cham, wo 1.000 Zuschauer waren und wir 0:2 verloren haben. Da wollte ich erst einmal abschalten. Aber da kamen dann ganz viele Fans und es hat eine halbe Stunde gedauert, bis ich mit meinen Spielern in der Kabine war. Aber grundsätzlich komme ich mit der Situation gut zurecht. Aber es ist eben völlig anders als in der Bundesliga. Wirkt sich der Rummel um ihre Person auch auf die Mannschaft aus, oder wie geht die damit um? Ich versuche diese Einflüsse von außen von meiner Mannschaft fernzuhalten. Sie sollen sich ganz auf sich selbst und auf unser Spiel konzentrieren. Wir brauchen in jedem Spiel die volle Konzentration. Das gelingt auch zumeist. Zum Abschluss noch eine Frage: Sind sie in die Rolle als Landesliga-Trainer hineingewachsen? Es macht mir sehr viel Spaß mit der Mannschaft zu arbeiten. Die Spieler ziehen voll mit, geben viel zurück und setzen sehr viel um. Die Aufgabe macht mir Spaß, auch weil es gut läuft. Ich freue mich daher schon auf die Spiele im nächsten Jahr.
Aufrufe: 019.12.2016, 08:00 Uhr
Dirk Meier Autor