2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Derby-Rivalität außer Kraft gesetzt: Hier hilft der Oranienburger Kapitän Robert Pocrnic (Zweiter von links) dabei, den verletzten TuS-Spieler Janosch Lauter vom Platz zu tragen. Foto: Steffen Kretschmer  ©MZV
Derby-Rivalität außer Kraft gesetzt: Hier hilft der Oranienburger Kapitän Robert Pocrnic (Zweiter von links) dabei, den verletzten TuS-Spieler Janosch Lauter vom Platz zu tragen. Foto: Steffen Kretschmer ©MZV

Die Kapitäne retten das Oranienburger Derby

In der Nachspielzeit vergessen Robert Pocrnic und Thomas Boden für einen Moment ihre Rivalität

Verlinkte Inhalte

In der Schlussphase des Derbys zwischen dem OFC Eintracht und dem TuS Sachsenhausen waren sie gefragt - die Kapitäne. Dass dieses Spiel der Fußball-Brandenburgliga vernünftig über die Runden gebracht werden konnte, ist ein großer Verdienst derjenigen, die in den wichtigen Momenten die richtigen Entscheidungen trafen.

"Um die ganze Situation zu entspannen, musst du einfach mit zupacken", sagt Robert Pocrnic. Nach dem Foul von Alexander Schütze an Sachsenhausens Janosch Lauter in der 87. Minute war der 41-jährige Oranienburger Spielführer sofort zur Stelle und warf sich schlichtend ins Getümmel. Denn nach den Roten Karten von Schiedsrichter Christof Wedemeyer für Schütze und TuS-Keeper Christoph Milkau wurde es turbulent und hitzig. Viel wichtiger jedoch: OFC-Routinier Pocrnic ließ in diesem Moment alle Derby-Rivalität ruhen und kümmerte sich auch um den am Boden liegenden Janosch Lauter. "Solch eine Verletzung wünscht man niemandem. Bei so etwas geht es doch einfach um mehr als nur um Fußball. Da rückt der Sport ins zweite Glied. Ich wünsche Janosch im Namen meiner Mannschaft beste Genesung."

Nachdem der Referee die Begegnung wieder angepfiffen hatte, beruhigte sich zwar das Geschehen auf dem Platz, doch wurde es nun am Spielfeldrand unschön. In den Reihen der Sachsenhausener Anhänger wurden Rauchbomben sowie zwei Bengalfackeln gezündet. Auch hier ergriffen die Kapitäne sofort die Initiative, um einen möglichen Abbruch des Derbys zu verhindern.

Nachdem der mehrfache Aufruf von Stadionsprecher Ralf Leiskau, dass das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu unterlassen sei, nicht erhört wurde, handelte zunächst Thomas Boden. Der Defensivspieler, der aktuell beim TuS den verletzten Martin Pilz als Spielführer vertritt, lief zu den eigenen Fans und redete auf sie ein. Auch Pilz selbst zögerte nicht lange und suchte den Dialog mit den Zuschauern. "Thomas musste ja wieder spielen. Ich bin bis zum Abpfiff bei den Jungs geblieben, denn dass ein Spiel abgebrochen wird, kann wirklich niemand gebrauchen." Vom Oranienburger Pocrnic gab es für die "klasse Reaktion" von Pilz "ein dickes Kompliment. Ich habe Respekt davor, dass er das gemacht hat und dazwischen gegangen ist."

So wurden auch die acht Minuten Nachspielzeit in diesem Stadt-Derby über die Bühne gebracht, mit dem Abpfiff dieses Duells beruhigten sich die Gemüter. Was bleibt, sind eine mögliche Geldstrafe für den TuS Sachsenhausen für das Hantieren der Fans mit Feuerwerkskörpern am Platz und natürlich die Verletzung von Janosch Lauter. Der am Sonntag zunächst vermutete Beinbruch konnte nicht bestätigt werden. Womöglich seien jedoch das Kreuzband sowie die Außenbänder im Knie in Mitleidenschaft gezogen worden, sagt Martin Pilz. Für die genaue Diagnose muss sich der Sachsenhausener Lauter nun einer MRT-Untersuchung unterziehen.


Aufrufe: 024.3.2015, 07:39 Uhr
MOZ.de / Steffen KretschmerAutor