2024-04-19T07:32:36.736Z

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Gute Trainer suchen und finden,  für die Fußballvereine wird diese Aufgabe immer schwieriger.  Foto: Komm mit
Gute Trainer suchen und finden, für die Fußballvereine wird diese Aufgabe immer schwieriger. Foto: Komm mit

Die Jugendtrainer werden weniger

Vereine haben Probleme, für qualifizierte Betreuung zu sorgen +++ Rupert Karl versuchte, Wege aus dem Dilemma aufzuzeigen

Die Jugendkicker bis zu den Kleinsten erobern langsam wieder die Fußballplätze. Es geht also los mit Gesprächen wie diesen: ,,Okay, dann kommen wir zu Euch." Klingt simpel, ist aber entscheidend: Doch Personen, die solche Gespräche führen und mal eben ein Spiel für zwei Nachwuchs-Teams vereinbaren, werden immer seltener. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) tut, was er kann. Der Regensburger Kreisvorsitzende Rupert Karl zum Beispiel wollte in Laaber auf Einladung der Oberpfälzer Vereinsehrenamtsbeauftragten (VEAB) Barbara Beer ,,Anregungungen, Tipps und Hinweise" zu einem brisanten Thema loswerden: ,,Wie gewinne ich Kinder- und Jugendtrainer?"

Die Mittelbayerische Zeitung würdigt in Zusammenarbeit mit dem DFB-Kooperationspartner ,,Komm mit" engagierte Jugendtrainer ebenfalls und startet eine Aktion, die im dritten Jahr läuft: Ab sofort und bis zum 30. April werden ,,Stille Helden" aus der Fußball-Jugendarbeit gesucht, die ausgezeichnet werden.

Schon die nicht unbedingt überwältigende Resonanz auf die drei Veranstaltungen, die der BFV im Fußballkreis Regensburg bei der SG Walhalla, in Neutraubling und in Laaber anbot, deutet darauf hin, dass viele Klubs die Zeichen der Zeit verkennen, viel zu viel um die Ohren oder aber schlicht kein Personal mehr haben. ,,Die Klubs, die Hilfe brauchen, sind nicht da", sagt Karl. Auch offensichtlich ist: Je größer der Ort, umso geringer das Interesse. ,,In Regensburg kam trotz Werbung fast niemand", sagt Beer. Auf dem flachen Land haben die Fußballvereine noch mehr Bedeutung. Und so fanden sich in Laaber immerhin 16 Jugendleiter, drei Vorstände und sechs VEABs ein, um die Probleme zu besprechen und nach Lösungen zu suchen.

Hehre Motive, wenig Erfolgsdenken

Rupert Karl versuchte zwar im Dialog mit den anwesenden Vereinsvertretern immer positiv an die Sache heranzugehen, doch die Schwierigkeiten der Thematik waren von Anfang an offensichtlich. ,,Weil's koan anderen gfunden ham" oder ,,i hab no nie erlebt, dass se zwoa um an Posten gstrittn ham" waren die lockeren Kommentare zur Frage, wie die Klubvertreter an ihre Stellen gekommen waren. Meistens waren hehre Motive (,,Liebe zum Verein", ,,Dankbarkeit an die Vorgänger", ,,Notwendigkeit, sich sozial zu engagieren") das Ergebnis der Blitz-Umfrage im Workshop-Teil. Sportliche Ambtionen wie Erfolg und Meisterschaften wurden dagegen kein einziges Mal auch nur erwähnt. Den Wandel des Ehrenamts gelte es zu berücksichtigen, mahnte Karl. Der Kreisvorsitzende nannte projektbezogene Aufgabenverteilung, mehr Aufwandsentschädigungen oder die gezielte Suche nach Personen, denen die Aufgabe als Jugendtrainer auch beruflich von Nutzen sein kann, als Möglichkeiten. ,,Ein Lehramtsanwärter kann sich da durchaus praktisches Wissen aneignen",sagte Karl.

Bei einer anderen Frage erntete er Erstaunen. ,,Da wird mir gerade eben bewusst, wie viele Menschen das sind", sagte eine Teilnehmerin auf Karls Hinweis, doch einmal zu überlegen, für wie viele Leute ein Jugendleiter zuständig sei. Schnell kamen dabei Zahlen von 100 und mehr - auch bei kleineren Klubs - zustande. ,,Das ist wie ein kleines Unternehmen", sagte Karl. ,,Das muss man den Leuten klarmachen - und auch der Politik." Auch die exemplarische Bedarfsanalyse der vertretenen Klubs in Laaber zeugte von den Problemen. ,,In Sachen Lizenz-Trainer gibt es eine größere Lücke", stellte Rupert Karl fest. Schon der Wunsch neben einem Trainer noch einen Co-Trainer und Betreuer zu stellen, bleibt manchmal der Vater des Gedankens. Auch hier gilt: In den höheren Jahrgangsstufen der A- und B-Junioren wird es mit der Trainersuche immer schwieriger. Die Weichen für neue Saison werden schon jetzt gestellt - oder wurden es bereits. ,,Wenn ich erst im April mit der Planung anfange, ist das zu spät", sagte einer der Teilnehmer.

Vom Kritiker zum Spielleiter

Rupert Karl forderte auf, gezielt Personen anzusprechen (,,bei Meisterfeiern ist das erfolgversprechender als in Phasen, wenn es nicht läuft") und nichts unversucht zu lassen. ,,Schaltet Stellenanzeigen auf Eurer Homepage oder in der Stadionzeitung", sagte Karl und berichtete von der Verpflichtung eines seiner Kritiker: ,,Mike Koriath hat mich alle vier Wochen angerufen und mich auf Fehler hingewiesen. Irgendwann hat es mir gereicht und ich habe ihm angeboten mizuhelfen. Heute ist er einer meiner Spielgruppenleiter."

So wird man stiller Held

Die Aktion ist eine Gemeinschaftsaktion von Mittelbayerischer Zeitung und DFB-Kooperationspartner Komm mit, der 21 internationale Jugendturniere mit Teams aus 35 Nationen organisiert. Vorschläge für die engagiertesten Jugendfußballtrainer/Innen und -betreuer/Innen der Region sind bis zum 30. April 2015 unter der Angabe ,,Mittelbayerische Zeitung" einreichbar unter www.komm-mit.com/100-stille-helden. Die Kandidaten müssen mindestens 18 Jahre alt und auch Mitglied in einem eingetragenen Verein mit Sitz in Deutschland sein. Eine neutrale Jury (u.a. Uli Stielike und Erich Rutemöller) wählt die 100 Sieger aus, die zu einer Bildungsreise nach Spanien an die Costa de Barcelona-Maresme eingeladen werden, wo eine Woche lang theoretische und praktische Workshops auf dem Programm stehen.
Aufrufe: 029.3.2015, 00:30 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor